Diaspora-Gründer setzt auf Langzeitstrategie gegen Facebook & Co.

Zwar mittlerweile aus den Schlagzeilen, soll die offene Alternative zu kommerziellen sozialen Netzwerken langfristig Nutzer binden, sagt Gründer Maxwell Salzberg.

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Diaspora, eine dezentrale Alternative zu Facebook, war im vergangenen Jahr unter großem Medienrummel gestartet, um ein sicheres, technisch offenes und vor allem nutzerkontrolliertes Social Network zu errichten. Mittlerweile ist das Projekt, das Nutzer mit insgesamt 200.000 Dollar Spendengeldern förderten, aus den Schlagzeilen verschwunden.

Maxwell Salzberg. einer der Gründer, erläuterte im Interview mit Technology Review die künftige Strategie. Der 23jährige bezeichnet sich selbst stolz als Hacker, hat ein Informatikstudium an der New York University absolviert und kümmert sich seitdem verstärkt um den Aufbau von Diaspora. Seine drei Mitgründer und Freunde Dan Grippi, Raphael Sofaer und Ilja Zhitomirskiy stammen von derselben Fakultät.

"Es war wirklich ein bisschen wie ein verrücktes Märchen damals", erinnert sich Salzberg an die Startphase. Eigentlich hätten dem Team 10.000 US-Dollar für den Anfang gereicht. Dann seien es dank Mundpropaganda deutlich mehr Gelder geworden. "Seit Oktober ist die Alpha-Version mit dem Quellcode von Diaspora nun online, in wenigen Monaten wollen wir eine Beta-Version herausbringen."

Diaspora ist mittlerweile nach San Francisco gezogen, wo die Firma Pivotal Labs dem Projekt Büroräume angeboten hat. "Das ist großartig, weil bei Pivotal eine Menge Leute arbeiten, die viel praktische Erfahrung mit der Programmiersprache Ruby mitbringen, die wir für Diaspora benutzen", sagt Maxwell.

In den kommenden zwei Jahren solle nun der Kreis der Kernentwickler erweitert werden. "Viele haben uns vorgeworfen, uns irrationalen Spielereien hinzugeben. Aber das Ganze braucht viel Disziplin." Im Kern wird das System von den vier Gründern entwickelt. "Es gibt derzeit wöchentlich etwa 5000 aktive Beiträge auf unserem Diaspora-Server, wir müssen das schon aus organisatorischen Gründen begrenzen, indem wir Einladungen vergeben." Aber insgesamt sei das Projekt sehr liberal: "Wenn jemand bewiesen hat, dass er aktiv mitarbeiten und einige grundlegende Regeln beachten will, gebe ich ihm dieselben Rechte wie mir selbst."

Derzeit gehe es nun vor allem darum, Nutzer anzulocken. "Unser größtes Problem ist, wie wir die Leute überzeugen können, unser System zu nutzen. Viele können sich unter einem dezentralen Netzwerk noch nichts vorstellen."

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(bsc)