Gamescom: LGs erster 3D-Monitor ohne Brille

Der D2000N beobachtet mit einer Kamera die Kopfbewegungen des Zuschauers und passt seine Parallaxenbarriere automatisch an, sodass man ohne Brille ein stereoskopisches 3D-Bild sieht.

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LGs D2000N ist ein erster Schritt zur brillenfreien 3D-Darstellung. Die erste Gerätegeneration erkauft die Sehhilfenabstinenz aber noch mit vielen Nachteilen.

Was sich bisher nur Profis in Entwicklungslaboren leisten konnten, will LG zu Weihnachten für Privatanwender auf den Markt bringen. Der D2000N ist der erste einigermaßen erschwingliche Computermonitor, der stereoskopische 3D-Bilder ohne Brille sichtbar macht. Was auf Nintendos jüngster Konsole 3DS nur auf einem 3-Zoll-Bildschirm gelingt, schafft der D2000N auf einer 20-Zoll-Diagonale. Möglich macht es eine eingebaute Kamera, welche per Gesichtserkennung die Position der Augen des Zuschauers verfolgt und eine vor dem LCD angebrachte Parallaxenbarriere automatisch justiert. So bekommt jedes Auge nur das für links oder rechts bestimmte Bild zu sehen. Eine Shutter- oder Polarisationsbrille ist nicht mehr nötig.

Für ein erschwingliches autostereoskopisches 3D-Display der ersten Generation war der Bildeindruck bei den Demo-Clips auf der Gamescom in Köln (Halle 7, Stand C50) erstaunlich gut. Die Kamera erkannte trotz schwieriger Lichtverhältnisse die Augen des Betrachters schnell. Das Bild blieb auch bei Kopfbewegungen stabil, was bislang für auf Messen gezeigte Prototypen keinesfalls selbstverständlich war. Laut LG misst der horizontale Betrachtungswinkel im 3D-Modus 50 Grad und der vertikale immerhin 40 Grad. Im 2D-Modus würden 170 respektive 160 Grad erreicht.

Allerdings hat die Autostereoskopie auch erhebliche Nachteile. So ist das 3D-Bild nur für einen Zuschauer sichtbar. Aus diesem Grund setzt LG die Technik zunächst nur für Computermonitore ein; bei ihren Fernsehern nutzen die Koreaner passive Polarisationsbrillen. Zweitens reduziert sich die für jedes Auge sichtbare Auflösung in vertikaler und horizontaler Richtung erheblich. Beim D2000 meint man ein Fliegengitter vor dem Bildschirm gespannt zu sehen. Selbst aus rund 1 Meter Entfernung waren einzelne Pixel deutlich zu erkennen. Nur im 2D-Modus kann der D2000N die angegebenen 1600 × 900 Bildpunkte darstellen. Drittens nimmt die Helligkeit rapide ab. Schon im 2D-Modus strahlt der D2000N laut Datenblatt nur mit 250 Candela pro Quadratmeter – ein Wert, den normalerweise Notebook-Displays erreichen. Im 3D-Modus reduziert sich dies auf 75 Candela – das reicht lediglich für abgedunkelte Räume. Immerhin stört dort auch die verspiegelte Oberfläche des Monitors nicht.

Der D2000N kann über seine HDMI-1.3-Schnittstelle nur an PCs betrieben werden. 3D-Blu-ray-Player würden für die Ausgabe ihrer Megaframes mindestens HDMI 1.4 benötigen. Per zusätzlichem USB-Kabel hält der Monitor Kontakt zur auf dem Windows-PC installierten Steuersoftware. Das Testsystem auf der Messe lief mit einer Grafikkarte Geforce GTX 560 Ti von Nvidia. Ob der D2000N auch mit den Grafikchips anderer Hersteller wie AMD oder Intel zusammenarbeitet, vermochte der Produktmanager vor Ort nicht zu sagen. Der D2000N soll hierzulande zum Jahresende für etwa 1000 Euro in den Handel kommen, eine größere Version mit 25-Zoll-Diagonale später folgen. (hag)