Berliner Verwaltung will Modellbezirk für offene Standards einrichten

In Tempelhof-Schöneberg soll die IT-Infrastruktur bis Ende 2008 so ausgebaut werden, dass alle Anwendungen "Open-Source-fähig" sind. Zudem soll in Berlin ein Behörden-Desktop auf Basis freier Software entstehen.

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Im Berliner Bezirk Tempelhof-Schöneberg soll nach Vorstellung der Senatsinnenverwaltung die IT-Infrastruktur bis Ende 2008 so ausgebaut werden, dass alle Anwendungen "Open-Source-fähig" sind. Ein entsprechendes Angebot unterbreitete Senatsdirigent Udo Rienaß am heutigen Mittwoch Bezirksvertretern und dem IT-Dienstleistungszentrum der Verwaltung (ITDZ) im Rahmen der Podiumsdiskussion "Betreten Sie den Freien Teil der Stadt!" auf dem LinuxTag. Mit dem Schritt will der Senat weiter an der Erfüllung des Beschlusses des Berliner Abgeordnetenhauses arbeiten, die IT-Landschaft der Hauptstadt auf Linux und Open-Source-Programme umzustellen.

Allerdings wolle der Senat weiterhin an dem bisherigen, hauptsächlich auf kurzfristige Wirtschaftlichkeitsaspekte ausgerichteten Ansatz heterogener Rechnerwelten festhalten. Tempelhof-Schöneberg, so Rienaß, solle nicht zum "Open-Source-Modellbezirk" ausgestaltet werden, sondern konsequent auf die Einhaltung offener Standards getrimmt werden. Dies würden die Richtlinien der IT-Strategie des Senats eigentlich schon seit 2005 "zwingend vorsehen". Immerhin will der Senat zudem noch in diesem Jahr gemeinsam mit dem ITDZ einen Behörden-Desktop auf Basis freier Software schaffen. Damit solle für die Anwender in der Senatsverwaltung die Möglichkeit geschaffen werden, Linux und weitere Open-Source-Anwendungen zu benutzen.

Martin Spaja von der Berliner Geschäftsstelle zur Koordinierung und Beratung bezirklicher IT-Verfahren (KoBIT) begrüßte den Vorstoß. Seine Einrichtung beklagt seit langem, dass der Senat den Bezirken etwa unter dem Hinweis auf vorgeschriebene Fachverfahren ohne Open-Source-Unterstützung Steine bei der Umrüstung auf Linux in den Weg legt.

Fürs ITDZ erklärte dessen Innovationsmanager Hans-Joachim Baatz: "Wir sind auf dem Weg, Open Source in unsere Strategie und unser Angebot als Dienstleister einzubinden." Es gebe inzwischen mehrere tausend Endgeräte in Berlin, die mit freier Software arbeiten würden. Man könne aber etwa den Anbieter des Fachverfahrens ProSoz nicht zwingen, auf Open-Source umzustellen. Zudem gebe es etwa in der Justizverwaltung hunderte von Makros, die man nicht einfach umlegen könne.

Laut Wolfgang Bartsch von der Ottobrunner IABG, Kontrolleur des Münchner LiMux-Projekts, rechnet sich eine Umstellung auf Open Source; allerdings müsse man einen Zeitraum von fünf bis zehn Jahren in die Kalkulation aufnehmen. (Stefan Krempl) / (odi)