Möge die Lasagne fliegen - zum Tode von Robert Anton Wilson

Der Philosoph und Autor der Trilogie "Illuminatus!" ist im Alter von 75 Jahren gestorben.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 155 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Im Alter von 75 Jahren ist am 11. Januar um 4:50 Uhr der Buchautor und Philosoph Robert Anton Wilson am Post-Polio-Syndrom gestorben. RAW, so sein bekanntes Kürzel, veröffentlichte zahlreiche Romane in der Tradition von James Joyce, darunter die Trilogien Illuminatus!, Cosmic Trigger und Schrödingers Katze, aber auch Sachbücher wie das Lexikon der Verschwörungstheorien. In all seinen Werken geht es darum, bestehenden Denkweisen zu misstrauen und mit ihnen zu spielen. "Bloß weil du nicht paranoid bist, heißt das noch lange nicht, dass sie nicht hinter dir her sind," gehörte zu den Lieblingszitaten von Wilson. Seine Werke hatten und haben einen großen Einfluß in der IT-Branche, weil viele seiner Gedanken wie das Spiel um die Zahl 23 oder um den Diskordianismus logische Drudeleien sind, die Programmierer faszinieren.

Im dritten Teil von Cosmic Trigger beschreibt Wilson, wie er am 22. Februar 1994, dem 262. Geburtstag von George Washington, am Computer stirbt, mitten im Schreiben des Romans Die Bräute der Illuminaten. Der Tod wurde in der Los Angeles Times gemeldet: "Mr. Wilson war der Autor zahlreicher Bücher. Er war für seine libertären Ansichten bekannt, für seine Liebe zur Technik und seinen deftigen Humor." Als es wirklich ans Sterben ging, verabschiedete sich Wilson in seinem Blog mit den Worten: "Ich schau nach vorne, mit pragmatischem Optimismus, aber ohne Furcht. Ich liebe euch alle und ich flehe euch an, lasst die Lasagne fliegen. Entschuldigt meine Leichtfertigkeit, ich kann den Tod nicht ernst nehmen. Es scheint so absurd zu sein."

Wie groß seine Fan-Gemeinde wirklich ist, erfuhr RAW erst in den vergangenen Monaten. Weil der Kampf gegen die Krankheit sämtliche Finanzreserven aufgebraucht hatte, veröffentlichten Freunde von Wilson über BoingBoing einen Spendenaufruf. Die Gemeinde reagierte und schickte via Paypal in den ersten beiden Tagen über 68.000 US-Dollar, mit denen die Ärzte und Schmerzmittel bezahlt werden konnten. (Detlef Borchers) / (anw)