China setzt auf Kohleverflüssigung im großen Stil

Chinas größtes Kohleunternehmen, Shenhua Group, will das erste chinesische Treibstoff-aus-Kohle-Werk möglichst noch in diesem Jahr in Betrieb nehmen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 173 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.

Chinas größtes Kohleunternehmen, Shenhua Group, will das erste chinesische Treibstoff-aus-Kohle-Werk möglichst noch in diesem Jahr in Betrieb nehmen. Das berichtet Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe (seit heute am Kiosk oder hier online zu bestellen). Die Anlage wird das ambitionierteste Kohleverflüssigungsprojekt seit dem Zweiten Weltkrieg: Bis zum Jahresende soll Shenhua bereits 20.000 Barrel synthetisches Öl pro Tag produzieren. Vom Jahr 2020 an will Shenhua dann in acht Werken mehr als 30 Millionen Tonnen synthetischen Treibstoff produzieren. Das entspricht zehn Prozent der für jenes Jahr prognostizierten chinesischen Öl-Importe. Experten zweifeln daran, dass die Riesenanlage wie geplant produzieren wird. Die chinesische Regierung scheint indes fest entschlossen, die Pläne weiter zu unterstützen.

Die Shenhua Group setzt auf das so genannte Bergius-Verfahren: Kohle wird pulverisiert und mit synthetischem Öl gemischt, dann mit Wasserstoff angereichert und auf 450 Grad Celsius aufgeheizt. Eisenhaltige Katalysatoren sorgen dafür, dass die langen Kohlenwasserstoffketten in kürzere Ketten zerbrechen. Experten des Kohleforschungsinstituts in Peking schätzen, dass der Prozess 55 bis 56 Prozent der in der Kohle steckenden Energie nutzt, allerdings ist der Prozess der direkten Verflüssigung komplex und daher nur schwer zu beherrschen: Man benötigt dafür mehrere unabhängige Wärme- und Wasserstoffquellen, muss größere Mengen an Öl, Kohle und Schlacke durch die Anlage bewegen und die Parameter bei der Synthese präzise kontrollieren.

Kohle, der noch am meisten vorhandene fossile Brennstoff, ist zugleich die schlimmste Quelle von CO2-Emissionen: Die Verbrennung von Kohle verursacht – bezogen auf den Primärenergieverbrauch – 41 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen. Eine neue Studie des MIT (The Future of Coal: Options for a Carbon-Constrained World) empfiehlt, dass alle modernen Verfahren der sauberen Kohlenutzung mit der CO2-Abtrennung und -Sequestrierung kombiniert werden sollten. "Es sieht so aus, als ob es dafür keine unlösbaren technischen Hürden" gäbe, erklären die Experten. "Alle Hindernisse scheinen überwindbar zu sein." In der Studie werden zudem erste Vorschläge für die Regionen gemacht, in denen China und die USA das anfallende Kohlendioxid speichern könnten.

Mehr dazu in TR 06/07 (seit dem 31. Mai am Kiosk und hier online bestellbar):

  • Voll auf Kohle

(wst)