Studie: Qualitätssicherung in der Softwareentwicklung wird professioneller

Mehr als ein Drittel der etwa 800 Entwickler, Tester und Projektleiter, die an einer Umfrage teilgenommen haben, ergreift Maßnahmen zur Qualitätssicherung bereits in einer frühen Phase der Softwareentwicklung.

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Von
  • Alexander Neumann

Die jetzt veröffentlichte Studie "Softwaretest in der Praxis" zur Bedeutung von Software-Qualitätssicherung im deutschsprachigen Raum zeigt, dass mehr als ein Drittel der Befragten bereits in einer frühen Phase der Softwareentwicklung Maßnahmen zur Qualitätssicherung ergreifen. Es werde offenbar immer öfter früher eingegriffen, doch konzentrierten sich die Entwickler immer noch auf die späten Phasen; 37 Prozent der Befragten gaben an, dass sie in der Frühphase keine Qualitätssicherung durchführten. Ein Trend hin zu frühen Tests sei vor allem in Branchen mit hohen Qualitätsanforderungen erkennbar.

Der Studie liegt eine Befragung im Mai 2011 unter über 800 Entwicklern, Testern und Projektleitern zugrunde. Ein Viertel von ihnen arbeitet demnach nach agilen Vorgehensmethoden, dabei kommt vor allem Scrum zum Tragen. Überrascht sind die Initiatoren der Studie davon, dass 17 Prozent gar keinem Vorgehensmodell folgen. Sie vermuten, dass insgesamt die Qualitätssicherung noch nicht an agilen Methoden angestimmt sei.

Agiles Vorgehen scheint nicht unbedingt dazu zu führen, dass Fachbereiche in Testfallerstellung und Reviews mit einbezogen werden, wie eigentlich angesichts propagierter Kundennähe in agiler Softwareentwicklung anzunehmen wäre. Phasenorientierte Projekte kommen hierin wohl auf bessere Werte. Der Grund mag laut den Studienbetreibern darin liegen, dass es bislang kein einheitliches Rollenverständnis des in Scrum-Projekten zu findenden Product Owner gebe.

Mehr als drei Viertel der Befragten gaben an, dass bei ihnen die Tests von Experten durchgeführt würden. Für die zunehmende Professionalisierung der Qualitätssicherung spricht zudem, dass über 40 Prozent der Unternehmen ihren Testprozess auditieren lassen. Unit-Tests sind gängige Praxis, wobei bei mehr als die Hälfte dieser Tests zu 70 und mehr Prozent automatisiert sind. Bei Integrationstests sieht die Lage nicht ganz so gut aus. Hier gaben etwa ein Drittel der Teilnehmer an, diese zu 70 und mehr Prozent zu automatisieren. Abnahmetests werden zu einem Großteil (40 %) noch manuell durchgeführt.

In der Regel steht für die Qualitätssicherung ein definiertes Budget bereit, im Durchschnitt ein Fünftel des Gesamtetats. Das entspricht auch der Zeit in einem IT-Projekt, die für die Qualitätssicherung aufgewendet wird. Ein Trend in Richtung Test-Outsourcing hat sich nicht abgezeichnet: Etwa 15 Prozent lassen die Test von einem externen Testexperten durchführen und 6 Prozent übergeben die Verantwortung bei der Qualitätssicherung an eine externe Firma.

Die Befragung führten die ANECON Software Design & Beratung GmbH, die Hochschulen Bremen und Bremerhaven, die Fachhochschule Köln sowie das German und das Swiss Testing Board durch. Den daraus resultierenden Ergebnissen liegt eine vergleichbare Studie aus dem Jahre 1997 vor, sodass sich – auch angesichts der als hoch einzuschätzenden Teilnehmerzahl – weitgehend repräsentative Schlussfolgerungen ziehen ließen. Die Teilnehmer mussten bis zu 100 Fragen beantworten und kamen den Ausrichtern der Befragung aus etwa 15 Branchen, wobei der große Teil der Befragten über mehr als fünf Jahre Berufserfahrung aufweisen können. (ane)