Windows Runtime statt .NET Framework?

Windows Apps für die neue Windows-8-Oberfläche "Metro" programmiert man nicht mehr primär mit .NET, sondern mit der neuen Windows Runtime (WinRT). Die Verwirrung ist groß.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Dr. Holger Schwichtenberg

Microsoft hat die Entwicklergemeinde jetzt einige Monate auf die Folter gespannt. Es kursierte die Befürchtung, dass die neuen Windows Apps nur noch mit HTML und JavaScript erstellt werden können und .NET keine Rolle mehr spielt. Ganz so schlimm scheint es nicht gekommen zu sein.

Das wichtigste Bild aus der gestrigen BUILD-Konferenz-Keynote von Steven Sinofski ist dieses:

"Metro-style Apps" sind die Anwendungen für die neue Windows-8-Oberfläche, als "Desktop Apps" werden die Anwendungen für den klassischen (bisherigen) Windows-Desktop bezeichnet, den es ja auch in Windows 8 noch gibt. Windows App für die neue Windows-8-Oberfläche "Metro" programmiert man mit der neuen Windows Runtime (WinRT).

Auf den ersten Blick steht .NET in dem Schaubild nur noch klein unten rechts in der Ecke. Auf den zweiten Blick sieht man aber, dass die .NET-Programmiersprachen C# und Visual Basic und die Oberflächenbeschreibungssprache XAML (die bisher in WPF und Silverlight verwendet wird) prominent vertreten sind.

Dennoch wird sich einiges für .NET-Entwickler, die die "modernen" Windows Apps für Windows 8 schreiben wollen, ändern: Nicht nur die Namensräume der Windows Runtime sind teilweise anders als in der .NET Framework Class Library, auch bei den einzelnen Klassen gibt es Änderungen. Änderungen, die aber unverständlich sind. Warum muss die Klasse System.Net.WebClient jetzt System.Net.Http.HttpClient heißen? Warum System.Reflection.TypeInfo, statt wie bisher System.Type? Warum StreamWriter.Dispose() statt StreamWriter.Close()? Die einzigen, die von solchen Änderungen profitieren, sind Schulungsunternehmen. (Ok, ich darf mich also nur in meiner Tätigkeit als Softwareentwickler, nicht aber in meiner Tätigkeit als als Trainer und Schulungsveranstalter für heise.de beschweren).

Daher gibt es schon Stimmen, die .NET totsagen, z.B. "Ich befürchte, die .NET-Entwickler werden die neuen VB6-Entwickler…". Ich selbst würde das nicht in dieser Form sagen. .NET ist weiterhin die einzige Lösung auf dem Server, .NET ist weiterhin die Lösung für klassische Desktop-Anwendungen und (größere) Teile von .NET sind auch in der WinRT-Welt relevant.

Heute Abend wird die zweite Keynote (18 Uhr in Deutschland) wieder live auf BuildWindows.com gezeigt. Dabei werden wir wohl mehr über das kommende .NET Framework 4.5, Visual Studio 2012 (Visual Studio 11) und die Windows Runtime erfahren. Alternativ kann man auch die Windows Apps-Dokumentation lesen und Windows 8 mit Visual Studio 11 Express for Windows Developers herunterladen und installieren. ()