ITU bilanziert alte und neue digitale Gräben

Zwar haben sich die Kosten für Breitbandanschlüsse weltweit halbiert, doch gerade in den ärmsten Ländern bleiben sie laut einem Bericht der Internationalen Fernmeldeunion unerschwinglich.

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Von
  • Monika Ermert

Die Kosten für Breitbandanschlüsse weltweit haben sich zwischen 2008 und 2010 praktisch halbiert. Dennoch bleiben Internetanschlüsse gerade in den ärmsten Ländern unerschwinglich. Bis zu 290 Prozent eines durchschnittlichen Monatseinkommens kostet ein Breitbandanschluss in einzelnen afrikanischen Ländern. Das bilanziert die Internationale Fernmeldeunion (ITU) in ihrer aktuellen Studie zur Telekommunikation und zum Internet (ICT) weltweit. Die Liste der ICT-Spitzenländer führt nach wie vor Südkorea an, gefolgt von Schweden, Island, Dänemark und Finnland. Deutschland rangiert auf Rang 15, zwei Plätze vor den USA.

Anteil der Internetnutzer an der Bevölkerung in entwickelten und unterentwickelten Ländern im Zeitverlauf.

(Bild: ITU)

Der "ICT Development Index" berücksichtigt elf Werte zur Infrastruktur, zum Zugang, zur Zahl landessprachlicher Angebote und die Alphabetisierungsrate. Insgesamt konstatiert die ITU, dass alle 152 in der Studie betrachteten Länder ihre Werte verbessert haben. Die größten Sprünge haben laut ITU dabei einige Schwellenländer gemacht. Armenien, Marokko, Vietnam und Saudi Arabien hätten sich am weitesten in der Liste hoch gearbeitet. Aus der Reihe der afrikanischen Ländern hat Kenia den größten Satz gemacht (plus 28 Prozent).

Nach wie vor haben 80 Prozent der Bevölkerung in den Entwicklungsländern keinen Internetzugang. Als neuen Trend beobachtet die ITU zudem eine wachsende Kluft bei den Bandbreiten. Sowohl im Festnetz als auch im Mobilfunk seien die Unterschiede groß. Der Direktor des für Entwicklung zuständigen Arms der ITU, Brahima Sanou, bezeichnete dies laut einer Mitteilung als die "neue digitale Kluft". Regulierer müssten gegen Anbieter vorgehen, deren tatsächliche Bandbreiten hinter den annoncierten zurückbleiben, empfiehlt die ITU.

Geografische Darstellung der Verteilung des ITU-Entwicklungsindex'.

(Bild: ITU)

Mobile Breitbandanschlüsse verzeichneten die größten Wachstumsraten, 160 Prozent mehr Anschlüsse in den vergangenen zwei Jahren notiert die ITU in den Industrienationen. Breitbandige Festnetzanschlüsse haben demgegenüber in den Industrieländern um 24 Prozent zugenommen. Beim Mobilfunk liegen die Anschlussraten in den Industrieländern inzwischen bei 114 Prozent, in den Entwicklungsländern bei 70 Prozent.

Die Zahl der Internetnutzer weltweit hat sich nach den ITU-Zahlen in den vergangenen Jahren insgesamt verdoppelt und die 2-Milliarden-Marke überschritten. Die klassische Festnetztelefonie dagegen schrumpft. In Deutschland ging der Prozentsatz der Anschlüsse im Zweijahreszeitraum von 61 auf 55 Prozent zurück. (anw)