Schmidt weist Manipulationsverdacht gegen Google zurück

Der ehemalige CEO und nunmehrige Verwaltungsratsvorsitzende des Internetdienstleisters stellte sich am Mittwoch einer Anhörung des US-Senats.

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Eric Schmidt, ehemaliger Google-CEO und nun Verwaltungsratsvorsitzender des Internetdienstleisters, musste am Mittwoch in einer Anhörung vor dem Justizausschuss des US-amerikanischen Senats Rede und Antwort stehen. So manche Beobachter fühlten sich daran erinnert, wie der damalige Microsoft-Chef Bill Gates im Frühjahr 1998 im gleichen Ausschuss von den Senatoren "gegrillt" wurde – und dann auch einknickte. Auch Schmidt musste sich unbequemer Nachfragen stellen, hat sich aber nach Meinung der Beobachter wesentlich besser aus der Affäre gezogen.

Eric Schmidt vor dem Ausschuss

(Bild: judiciary.senate.gov)

Die Senatoren wollten die Frage klären, ob Googles Marktmacht zuvorderst den Verbrauchern dient oder ob sie eher eine Bedrohung des Wettbewerbs darstellt. Nach seiner Eröffnungsstellungnahme (PDF-Datei) wurde Schmidt vom republikanischen Senator Mike Lee zur Brust genommen. Er hatte sich darüber gewundert, dass die Suche nach 650 verschiedenen Produkten in einer unabhängigen Studie bei Google Shopping ergab, dass Googles eigene Dienste und Produkte sehr oft auf Platz 3 der Ergebnislisten landeten. Schmidt wies Lees Verdacht zurück, sein Unternehmen manipuliere die Ergebnisse; für weitere Details müsse er sich aber erst mit dem technischen Hintergrund befassen. So mancher Senator wie zum Beispiel der Demokrat Al Franken fand Schmidts Antwort "schwammig".

Ähnlich wie Microsoft in den 90er-Jahren ist Google wegen seiner starken Marktstellung ins Visier der US-Kartellwächter geraten; sie haben Untersuchungen zum Suchmarkt und zum Geschäft mit dem Mobilbetriebssystem Android eingeleitet. Schmidt verfolgte in seiner Stellungnahme vor dem Ausschuss die zuvor bereits bekannte Argumentationsstrategie: Vor allem bewege sich Google in einem stark von Wettbewerb geprägten, sehr dynamischen Markt.

So sei 1998, als Google gegründet wurde, Yahoo zum "Sieger der Suchmaschinenkriege" erklärt worden. Sechs Jahre später habe Google in der Anzahl der aktiven US-Nutzer Yahoo überholt. Dabei habe Google vor allem von seiner eigenen Technik "PageRank" profitiert, bei der die Nutzer selbst durch die "Weisheit des Schwarms" entscheiden, welche Einträge oben auf den Ergebnislisten landen. Dabei habe Google es Nutzern nicht ermöglicht, sich bessere Platzierungen zu erkaufen, wie es zu der Zeit Konkurrenten wie Yahoo getan hätten.

Googles Erfolg beruht laut Schmidt darauf, dass sich das Unternehmen immerzu darauf konzentriert, die Nutzer zufrieden zu stellen, und zwar so schnell, so transparent und deutlich wie möglich. Dabei gebe es längst starke Konkurrenz wie Microsofts Bing, das der Konzern auch schon in seine Spielkonsole Xbox 360 integriert habe; eBay habe allein im dritten Quartal 2010 2 Milliarden Suchanfragen in den USA abgefertigt und auch das Social Network Facebook bekomme viele Anfragen.

Die Wettbewerbshüter sollen nach Schmidts Meinung bedenken, dass die Suchergebnisse immer nach den Bedürfnissen der Nutzer zusammengestellt würden und nicht nach jenen der Unternehmen. Es gebe aber manche, die mit ihrer Platzierung in der Google-Suche unzufrieden seien und sich deshalb beschwert hätten. Die Kartellwächter mögen auch bedenken, dass niemand die Internetnutzer zwinge, google.com aufzusuchen statt solchen Angeboten wie kayak.com, nextag.com, bing.com, yelp.com oder expedia.com.

Jeremy Stoppelman, Chef des Verbraucherportals Yelp, bezweifelte (PDF-Datei) vor dem Ausschuss Schmidts Ausführungen, Google richte sich vor allem nach den Bedürfnissen der Nutzer; das Unternehmen strebe vor allem nach mehr Umsatz. Die Suchmaschine versuche Content von Websites wie Yelp zu nutzen, um Nutzer auf seine eigenen lokalen Dienste zu lenken. (anw)