AMD fährt den Bulldozer-Achtkerner FX-8150 vor

Erstmals sind Messungen an dem ersten Prozessor mit der neuen AMD-Mikroarchitektur möglich, die gegen Intels Sandy-Bridge-Generation antritt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 361 Kommentare lesen
Lesezeit: 5 Min.

Endlich kommt der Bulldozer: Schon 2007 wurde die neue Mikroarchitektur angekündigt, nun erscheint sie erstmals in Form des AMD FX-8150, der auf Desktop-PC-Mainboards mit der Fassung AM3+ und Chipsätzen der Serie 900 läuft. Die FX-Familie soll noch um den ebenfalls achtkernigen FX-8120 wachsen sowie um sechs- und vierkernige Versionen. Anfang 2012 plant AMD, mit dem Trinity für kompakte Notebooks auch den ersten CPU-GPU-Kombiprozessor ("APU") mit Bulldozer-Kernen vorzustellen. Darin stecken dann schon die weiter optimierten Piledriver-Kerne, die aber ebenfalls der Auftragsfertiger Globalfoundries in seiner Dresdner 32-Nanometer-Fab produziert. Schon in wenigen Wochen sollen mit dem 16-Kerner Interlagos (Opteron 6200) und dem ebenfalls achtkernigen Valencia (Opteron 4200) Server-Bulldozer erscheinen, mit denen AMD gute Plätze in der Top500-Liste freischaufeln will. Der Bulldozer-(BD-)Technik gehört also die Zukunft bei AMD.

Die FX-Baureihe für Desktop-PCs soll dank hoher Performance den AMD-Gewinn aufpolieren: Die Preise reichen deutlich über 200 US-Dollar (siehe Tabelle). Somit stellt sich das Spitzenmodell FX-8150 genau zwischen Intels Quad-Core i5-2500 und Core i7-2600. Letzterer ist deutlich teurer und taktet zwar nur um 100 MHz höher (3,4 GHz plus Turbo) als der schnellste i5, besitzt aber einen größeren Cache und verarbeitet dank Hyper-Threading acht Programm-"Fäden" quasi-parallel. Der AMD FX-8150 tritt mit 3,6 GHz Basisfrequenz an, kann bei moderater Belastung aller acht Kerne auf 3,9 GHz hochschalten und erreicht in der maximalen Turbo-Stufe bei Auslastung weniger Kerne sogar 4,2 GHz. Im "Alle-Kerne-Turbo" schöpft der FX-8150 genau wie Intels Quad-Cores seine TDP voll aus. Unter Volllast war unser Testexemplar auf einem Mainboard mit Onboard-Grafik (Asus M5A88-M EVO, AMD 880G) um etwa 10 Prozent sparsamer als der Vorgänger Phenom II X6 1100T mit K10-Technik: Das Testsystem schluckte dann 200 statt 223 Watt. Im Leerlauf genügten bei Bulldozer-Bestückung 38 Watt, 9 Watt weniger als mit dem Phenom. Für Server will AMD nach Spekulationen viel sparsamere BD-Opterons liefern. Zum Vergleich: Ein System mit Core i7-2600K auf einem effizienten Board kommt mit 24 Watt im Leerlauf und 101 Watt unter Volldampf aus.

Prozessor Kerne/L3-Cache Taktfrequenz TDP Listenpreis
Basis Turbo/max. US-Dollar
FX-8150 8/8 MByte 3,6 GHz 3,9/4,2 GHz 125 W 245 US-$
FX-8120 8/8 MByte 3,1 GHz 3,4/4,0 GHz 125 W 205 US-$
FX-6100 6/6 MByte 3,3 GHz 3,6/3,9 GHz 95 W 165 US-$
FX-4170 4/4 MByte 4,2 GHz -/4,3 GHz 125 W k.A.
FX-B4150 4/4 MByte 3,8 GHz 3,9/4,0 GHz 95 W k.A.
FX-4100 4/4 MByte 3,6 GHz 3,7/3,8 GHz 95 W 115 US-$
zum Vergleich:
Phenom II X6 1100T 6/6 MByte 3,3 GHz 3,7 GHz 125 W 205 US-$
Core i7-2600K 4+HT/8 MByte 3,4 GHz 3,8 GHz 95 W 317 US-$
Core i5-2500K 4/6 MByte 3,3 GHz 3,7 GHz 95 W 216 US-$

Bei vielen Multi-Threading-Benchmarks kann der FX-8150 am Core i5-2500K vorbeiziehen; seine Paradedisziplin scheint das Komprimieren von Daten zu sein, wo er im Benchmark von 7-Zip 9.20 um fast die Hälfte schneller ist und bei WinRAR 4.01 noch um 38 Prozent. Im Cinebench R11.5 liegt der Achtkerner um circa 11 Prozent vorne und beim Übersetzen eines Linux-Kernels um 20 Prozent. Am Core i7-2600K wiederum kommt er nur in sehr wenigen Vergleichen vorbei, wiederum etwa bei der Datenkompression.

Dem Bulldozer gehört bei AMD die Zukunft.

(Bild: AMD)

Leider liegt die Single-Thread-Rechenleistung des FX-8150 im Cinebench R11.5 trotz Turbo nur auf dem Niveau eines Phenom II X2 565 (3,4 GHz) oder Pentium G620 (2,6 GHz). Mit Software, die nur einen oder wenige Threads nutzt, hinkt der FX-8150 deshalb nicht nur der Konkurrenz hinterher, sondern auch seinem Vorgänger Phenom II X6. Im BAPCo SYSmark 2007 (217 Punkte) ist sogar noch der Quad-Core Phenom II X4 975 schneller oder gar Intels Core i3-2100 (233 Punkte). Aus dem BAPCo-Gremium ist AMD vielleicht auch deshalb ausgetreten. Auch unter den 3D-Spielen profitieren erst wenige von mehr als vier CPU-Kernen, weshalb der FX-8150 hier nur selten mehr Schub bringt als der billigere Core i5-2500K.

Die FX-Chips unterstützen ebenso wie Core i5/i7 schnelle Spezialbefehle für die AES-Veschlüsselung und beherrschen AVX. Obendrein verarbeiten sie auch Drei- und Vier-Operanden-Befehle (XOP, FMA4). Es ist aber noch kaum Software auf dem Markt, die davon Gebrauch macht; AVX ist erst unter den jüngsten Betriebssystemversionen nutzbar.

Die für den Einsatz in Servern entwickelte BD-Technik des FX spielt ihre Stärken vor allem beim Multi-Threading aus. Es bleibt spannend, welche Optimierungen die nächste Bulldozer-Generation Piledriver bringt, die in vielen Prozessoren mit zwei bis vier Kernen zum Einsatz kommen soll. 2013 soll dann die BD-Generation Steamroller aus der 28-Nanometer-Fertigung folgen und 2014 plant AMD den Excavator.

Für das Silizium-Die des FX (Zambezi) nennt AMD eine Fläche von rund 315 Quadratmillimetern, die etwa 2 Milliarden Transistoren beherbergt. Darin eingerechnet sind die beim FX brachliegenden, zusätzlichen Hypertransport-3-Links für Multi-Socket-Opterons. (ciw)