Opera 12 Alpha rendert hardwarebeschleunigt

Die kommende Version des Browsers wird die Webcam ansprechen können und dem Benutzer anstelle des Scrollens das Durchblättern von Webseiten ermöglichen.

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Von
  • Herbert Braun

Opera 12 bringt Veränderungen bei der Adresszeile.

(Bild: Screenshot)

Opera veröffentlichte heute eine erste Alpha von Version 12 des gleichnamigen Browsers für Windows, Mac OS und Linux. Der Release war offensichtlich für Operas Konferenz Up North Web am Dienstag geplant, wurde aber erst mit kleiner Verspätung fertig.

Größte Baustelle war die Hardwarebeschleunigung der Grafikdarstellung, die es Opera als letzter der wichtigen Browser einführt. Mit dem direkten Zugriff auf die GPU sollen Animationen deutlich flüssiger laufen. Wie in Firefox, Chrome und Safari laufen nun auch in Opera 3D-Animationen über eine WebGL-Schnittstelle, die unter Windows DirectX unterstützt und unter Mac und Linux OpenGL. Update: Die Alpha kann die DirectX-Schnittstelle noch nicht ansprechen. Anders als bei der Konkurrenz profitieren von Operas Hardware-Beschleunigung nicht nur die Webseiten, sondern auch die Anwendung selbst, was sich zum Beispiel beim Wechsel zwischen Tabs mit Seitenvorschau bemerkbar machen kann.

Während WebGL und Hardwarebeschleunigung Flash vor allem bei Spielen und ähnlichen Einsatzgebieten Nutzer abjagen will, versucht sich Opera mit Version 12 auch an Videokonferenzen und Fotos. Der Zugriff auf die Webcam mit HTML und JavaScript soll nicht mehr, wie ursprünglich vorgesehen, über ein <device>-Element geschehen, sondern mit einem experimentellen API namens getUserMedia, das im Rahmen der WHATWG diskutiert wird. Missbrauch will Opera mit dem gleichen Mechanismus wie bei Geolocation-Ortung verhindern, also mit einem vom Browser initiierten Dialogfenster.

Chefentwickler Håkon Wium Lie, Miterfinder von CSS und nach wie vor aktiv an der Weiterentwicklung des Standards beteiligt, zeigte auf der Konferenz eine Stylesheet-Weiterentwicklung, die vor allem für Tablets interessant sein dürfte: Mit dem von Lie entworfenen CSS-"Paged Media Module" stellt der Browser Webseiten ohne Scrollbalken dar, sodass sich der Benutzer wie bei Tablet-Apps üblich horizontal blätternd durch den Inhalt bewegt. Das Blättern funktioniert auch seitenübergreifend, wenn ein <link>-Element die Verbindung zwischen den Dokumenten festlegt. Elemente lassen sich an den Seitenrändern ausrichten. Mit Hilfe der gleichfalls neu unterstützten Spezifikation "DeviceOrientation" erkennt die Webseite auch, wenn das Display gedreht wurde. Korrektur: Opera 12 Alpha implementiert Paged Media anscheinend noch nicht.

Themes ermöglichen die einfachere Anpassung der Oberfläche.

(Bild: Screenshot)

An der Oberfläche des Browsers gibt es ein paar Detailverbesserungen. Statt des Hintergrundbildes kann Opera 12 in der Schnellwahlseite auch das komplette Browser-Thema ändern. Gestalter packen dafür eine Grafik und ein paar Zusatzinformationen zusammen, zum Beispiel über die Basisfarbe; daraus generiert der Browser dann ein Farbprofil. Die Adresszeile enthält nun ähnlich wie Firefox und Chrome ein Stern-Symbol, welches das Bookmarken und das Hinzufügen zur Schnellstartseite erleichtert. Die inkrementelle Suche bei der Adresseingabe stellt die Treffer übersichtlicher dar und differenziert nicht mehr zwischen Lesezeichen und History.

Weniger sichtbar sind die Arbeiten an der JavaScript-Engine, die dank einiger Nachbesserungen erneut schneller geworden sein soll, am Netzwerk-Code und am HTML-Parser. Dieser ist nun wie bei der Konkurrenz endlich auf die mit HTML5 veränderte Syntax eingestellt, was zum Beispiel SVG-Code innerhalb von HTML erlaubt. Auch bei der vollständigen Unterstützung von ECMAScript 5.1, der Grundlage von JavaScript, zieht Opera nach. Bei CSS zählen radiale Gradienten zu den wichtigsten Neuerungen. Damit steigt der Score beim HTML5test von 286+7 in Opera 11.51 auf 336+9 von 450 Punkten. Ein Termin für die finale Version von Opera 12 ist noch nicht bekannt; zu rechnen dürfte mit ihm um Weihnachten herum sein. (heb)