JavaOne und Oracle OpenWorld 2011

In der Woche vom 3. bis 6. Oktober prägte Oracle mit seinen parallelen Konferenzen OpenWorld und JavaOne einmal mehr das Stadtbild von San Francisco. Nachdem es im vergangenen Jahr arge Kritik am Konzept der Zwillingskonferenz gab, sollte in diesem Jahr alles besser werden. Oder etwa nicht?

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 9 Min.
Von
  • Arno Puder
  • Lars Röwekamp
Inhaltsverzeichnis

In der Woche vom 3. bis 6. Oktober prägte Oracle mit seinen parallel laufenden Konferenzen OpenWorld und JavaOne (und insgesamt mehr als 40.000 Teilnehmern) einmal mehr das Stadtbild von San Francisco. Nachdem es im vergangenen Jahr insbesondere aus dem Java-Lager arge Kritik am Konzept der Zwillingskonferenz gab, sollte in diesem Jahr alles besser werden. Oder etwa nicht?

Die im Moscone Conference Center stattfindende OpenWorld lief gewohnt professionell über die Bühne. Und auch die an Larry Ellisons legendären Keynote-Ankündigungen gestellten Erwartungen konnte die Veranstaltung durchweg erfüllen. Ellison präsentierte mit Exalytics ein neues Mitglied der EXA-Familie zur Echtzeitanalyse von Massendaten, basierend auf einem aufeinander abgestimmten Rundum-sorglos-Paket aus Hardware und Software, und demonstrierte anschließend mit dem SPARC SuperCluster T4-4, dass man sich zukünftig weiterhin auch um Kunden mit individuellem Softwarestack kümmern wird. Einen besonderen Fokus legte er in seiner Keynote auf die Präsentation der neuen Oracle Fusion Applications, ein auf offenen Industriestandards – wozu Ellison die hauseigenen Produkte hinzuzählt – basierendes Bundle von Unternehmensanwendungen.

Natürlich durfte auch die Cloud nicht fehlen. Die heißt bei Oracle Public Cloud und bietet neben den Anwendungsservices Fusion CRM, Fusion HCM und Social Network auch Plattformdienste wie Datenbank und Java-Anwendungsserver an.

So weit, so gut. Und wie steht es mit der JavaOne? Auf den ersten Blick schien auch hier die Stimmung positiv zu sein. Bei genauerem Hinsehen beziehungsweise Hinhören stellte sich aber heraus, dass die diesjährige JavaOne zwar als deutliche Verbesserung gegenüber dem Vorjahresdebakel angesehen wurde, bei weitem aber nicht an frühere Glanzzeiten heranreicht.

Für die Teilnehmer der JavaOne war es nicht unbedingt hilfreich, dass die Veranstaltung gut einen halben Kilometer vom eigentlichen Konferenzzentrum auf mehrere Hotels verteilt ausgelagert wurde. Oftmals war man gezwungen, zwischen zwei Sessions über die Straße zum jeweils anderen Hotel zu gehen. Innerhalb der überfüllten Hotels ging dann die Suche nach dem richtigen Veranstaltungsraum los. Oracle nannte es the Zone – "the Labyrinth" wäre treffender gewesen.

Insgesamt wirkte die JavaOne so ein wenig "zerrissen", was vielleicht die allgemeine Stimmung innerhalb der Java-Community widerspiegelt. Oracle hat auch auf Nachfrage keine offiziellen Teilnehmerzahlen für die Konferenz veröffentlicht, jedoch kam die diesjährige Ausgabe mit geschätzten 3000 bis 5000 Teilnehmern nicht im Entferntesten an die knapp 12.000 Teilnehmer vor zwei Jahren heran, als noch Sun Microsystems die JavaOne als eigenständige Konferenz organisiert hatte.

Der Rechtsstreit zwischen Oracle und Android hat auch in diesem Jahr seine Schatten auf die Veranstaltung geworfen. Lediglich ein Vortrag beschäftigte sich mit Android: Mario Torre von LadyBug Studio stellte das Projekt IcedRobot vor. In ihm geht es darum, Android unter dem OpenJDK auszuführen, was mit dem Titel "Bring Android Back to Java" schon fast prophetisch wirkte. Abgesehen von diesem einen Beitrag zu Android hätte man annehmen können, Java ME wäre die dominante mobile Plattfom im Java-Umfeld. Mehrere dutzend Vorträge fuhr das Programm der JavaOne zum Thema Java ME auf, was bei vielen Teilnehmern nur Kopfschütteln auslöste.

Der technische Teil der Konferenz beschäftigte sich wie zu erwarten mit alten und neuen Konzepten und Technologien rund um Java. David Holmes von Oracle gab eine Einführung in das Fork/Join-Framework von Java 7, welches das Divide-and-Conquer-Prinzip für parallele Abläufe über ein eigenes API unterstützt. Die Java-Klasse ForkJoinPool koordiniert mehrere Instanzen der Klassen RecursiveTask und RecursiveAction, die jeweils in sich abgeschlossene Arbeitseinheiten repräsentieren.

Ryan Sciampacone von IBM stellte einen Balanced Garbage Collector vor, der für Heap-Größen bis zu 1000 GByte Vorteile gegenüber dem traditionellen Hotspot Garbage Collector hat. Der Balanced Garbage Collector ist insbesondere für Multi-tenancy-Anwendungen notwendig, bei denen sich mehrere Anwendungen einen Heap teilen. Analog dazu erläuterte Steve Poole, ebenfalls IBM, wie über Soft- und Weak-References das alte Problem der Finalizer umgangen werden kann, um so eine effizientere Speicherverwaltung zu erreichen. Zumindest bei diesen beiden Vorträgen hatte man das Gefühl, dass die beiden Konferenzen sich mit einer Themenwelt – BigData und Cloud – beschäftigen, wenn auch auf völlig unterschiedlichen Abstraktionsebenen.

Mark Reinhold von Oracle erläuterte das OpenJDK-Projekt Jigsaw, dessen Aufnahme in den offiziellen Standard – dank der Verzögerung des Releases auf Sommer 2012 – für Java 8 geplant ist. Jigsaw führt ein von vielen lang ersehntes Modulkonzept in Java ein, welches im Unterschied zu JAR-Dateien eine klar definierte Schnittstelle besitzt. Im Vergleich zu OSGi geht die Software noch einen Schritt weiter und führt Änderungen in der JVM durch, um Zugriffsrechte auf Modulebene zu integrieren.