Microsoft: Firmenkunden bringen Geld, Windows schwächelt

Die PC-Flaute macht sich auch bei Microsoft bemerkbar - allerdings nicht im Geschäft mit Firmenkunden, die noch eifrig investieren.

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Von
  • Jürgen Kuri

Microsoft profitiert vor allem von einem weiterhin guten Geschäft mit Firmenkunden. Sieht man vom 2. Quartal des Microsoft-Geschäftsjahrs 2010, in dem die Umsätze durch Sondereinnahmen kurz vor der Veröffentlichung von Windows 7 nach oben getrieben wurden, und vom 2. Quartal des Vorjahrs ab, legte Microsoft erneut Rekordumsätze vor: Im ersten Geschäftsquartal 2012 stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 7 Prozent auf 17,37 Milliarden Dollar. Zu den Verkaufsschlagern gehörten wie im vorangegangenen Quartal vor allem Office sowie Server-Software.

Der Nettogewinn stieg um 6 Prozent auf 5,74 Milliarden US-Dollar oder 68 US-Cent pro Aktie. Der operative Gewinn kletterte um 1 Prozent auf 7,2 Milliarden US-Dollar.

"Wir haben bei allen Produkten eine gestiegene Nachfrage unserer Kunden gesehen", betonte Microsofts Finanzchef Peter Klein. Kevin Turner, Chief Operating Officer bei Microsoft, hob besonders die Cloud-basierten Programme und Dienste hervor – speziell bei dem webbasierten Office 365 und dem Cloud-Dienst Windows Azure habe man steigende Nachfrage registriert.

Marktforscher hatten bereits eine starke Abkühlung im PC-Markt registriert, die grundsätzlich auch Microsoft trifft, das mit Windows immerhin das dominierende Betriebssystem für PCs liefert. Im ersten Geschäftsquartal legte der Umsatz der Windows-Sparte nur noch leicht um 2 Prozent zu. 4,87 Milliarden Dollar nahm Microsoft hier ein und verdiente operativ 3,3 Milliarden Dollar. Mittlerweile habe man über 450 Millionen Windows-7-Lizenzen seit der Freigabe des Systems verkauft, betonte Microsoft. Immerhin konnte Microsoft die Umsätze mit Windows wieder etwas steigern, nachdem in mehreren Quartalen rückläufige Umsätze verzeichnet wurden. Sie lagen aber immer noch unter den Erwartungen – vor allem wohl durch die auch von den Marktforschen beschriebene Zurückhaltung der privaten Verbraucher beim PC-Kauf, die angesichts des Booms von Smartphones und Tablets Neukäufe von PCs aufschieben oder ganz sein lassen.

Anders sieht es für Microsoft bei den Sparten aus, die vor allem mit Firmenkunden Geschäfte machen. So erzielte die Business Division (zu der auch Microsoft Office gehört) ein Umsatzwachstum von 8 Prozent auf 5,62 Milliarden US-Dollar, der operative Gewinn lag bei 3,7 Milliarden Dollar. Der Bereich Server & Tools steigerte den Umsatz um 10 Prozent auf 4,25 Milliarden US-Dollar, der operative Gewinn lag bei 1,6 Milliarden US-Dollar.

In den eigentlichen Zukunftsbranchen ist die Situation Microsofts immer noch nicht besonders rosig. Vor sich hin dümpelt weiterhin der Online-Bereich, konnte aber immerhin zulegen. Microsoft hinkt etwa mit der Suchmaschine Bing weiter vor allem hinter Google her. Der Umsatz kletterte aber auf niedrigem Niveau von 527 auf 625 Millionen US-Dollar, der operative Verlust reduzierte sich leicht auf 494 Millionen US-Dollar. Immerhin war dies der niedrigste Verlust der Sparte in den letzten Quartalen, möglicherweise in diesem Bereich bereits ein Silberstreifen an Microsofts Horizont.

Für den Bereich Entertainment & Devices hebt Microsoft die weiterhin starken Verkäufe der Spielkonsole Xbox 360 mit ihrer Bewegungssteuerung Kinect hervor. Der Umsatz der Sparte kletterte auf 1,96 Milliarden US-Dollar, der operative Gewinn allerdings sank leicht von 386 Millionen auf 352 Millionen US-Dollar. Was Windows Phone angeht, verweist man auf "herausragende Kritiken" für Mango (Windows Phone 7.5). Und hofft wohl auf den großen Auftritt gemeinsam mit Nokia in der nächsten Woche, in der die beiden Firmen die ersten Nokia-Handys mit Windows Phone als Betriebssystem vorstellen wollen. Erfolge mit Tablet-Computern rechnet sich auch Microsoft selbst nicht aus, bevor Windows 8 fertig ist.

Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Microsoft
(Das Geschäftsjahr beginnt jeweils im Juli)
Quartal Umsatz Nettogewinn
4/01 6.580 Mio. 66 Mio.
1/02 6.130 Mio. 1.280 Mio.
2/02 7.740 Mio. 2.280 Mio.
3/02 7.250 Mio. 2.740 Mio.
4/02 7.250 Mio. 1.530 Mio.
1/03 7.750 Mio. 2.730 Mio.
2/03 8.540 Mio. 2.550 Mio.
3/03 7.840 Mio. 2.790 Mio.
4/03 8.070 Mio. 1.920 Mio.*
1/04 8.220 Mio. 2.610 Mio.*
2/04 10.150 Mio. 1.550 Mio.*
3/04 9.180 Mio. 1.320 Mio.*
4/04 9.290 Mio. 2.690 Mio.
1/05 9.189 Mio. (2.901 Mio.) 2.530 Mio **
2/05 10.818 Mio. 3.463 Mio.
3/05 9.620 Mio. 2.563 Mio.
4/05 10.161 Mio. 3.700 Mio.
1/06 9.741 Mio. 3.141 Mio.
2/06 11.837 Mio. 3.653 Mio.
3/06 10.900 Mio. 2.977 Mio.
4/06 11.804 Mio. 2.828 Mio.
1/07 10.811 Mio. 3.478 Mio.
2/07 12.542 Mio. 2.626 Mio.
3/07 14.398 Mio. 4.926 Mio.
4/07 13.371 Mio. 3.035 Mio.
1/08 13.762 Mio. 4.289 Mio.
2/08 16.367 Mio. 4.707 Mio.
3/08 14.454 Mio. 4.388 Mio.
4/08 15.837 Mio. 4.297 Mio.
1/09 15.961 Mio. 4.373 Mio.
2/09 16.629 Mio. 4.174 Mio.
3/09 13.648 Mio. 2.977 Mio.
4/09 13.099 Mio. 3.045 Mio.
1/10 12.920 Mio. 3.574 Mio.
2/10 19.022 Mio. (17.31 Mio. ***) 6.662 Mio.
3/10 14.503 Mio 4.006 Mio
4/10 16.039 Mio. 4.518 Mio.
1/11 16.195 Mio. 5.410 Mio.
2/11 19.953 Mio. 6.634 Mio
3/11 16.428 Mio. 5.232 Mio.
4/11 17.367 Mio. 5.874 Mio.
1/12 17.372 Mio.
5.738 Mio.

* Gewinne unter Bilanzierung der Umstellung auf das neue Aktienprogramm für Microsoft-Mitarbeiter
** nach nachträglichem Abzug der Sonderkosten durch die Einigung mit Novell
*** ohne Deferred Revenue, der durch Einnahmen mit Windows 7 vor der allgemeinen Verfügbarkeit des Betriebssystems erzielt wurde
(jk)