Domain-Registrare geben Strafverfolgern nach

Domain-Registrare haben nach langem Tauziehen der Forderung von Strafverfolgern nachgegeben, sich in neuen Verträgen mit der ICANN zusätzlichen Auflagen für mehr Sicherheit bei der Domain-Registrierung zu unterwerfen.

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Domain-Registrare sollen künftig ihre Kunden besser überwachen. Die bei der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) akkreditierten Domain-Registrare haben am Mittwoch nach langem Tauziehen der Forderung von Strafverfolgern nachgegeben, sich in neuen Verträgen mit der ICANN zusätzlichen Auflagen für mehr Sicherheit bei der Domain-Registrierung zu unterwerfen. Auf dem ICANN-Treffen in Dakar diese Woche hatten Regierungen der ICANN praktisch ein Ultimatum gestellt und das Modell der Selbstverwaltung in Frage gestellt.

Seit zwei Jahren pochen die Strafverfolger, insbesondere das FBI, auf Veränderungen im Geschäft der Domain-Registrare. In Washington und Brüssel wurde über zwölf Forderungen verhandelt, von denen sich die Strafverfolger Unterstützung im Kampf gegen illegale Aktivitäten und wohl auch einen besseren Zugriff auf Daten von Domain-Kunden versprechen.

Zu den Forderungen (PDF-Datei) gehören etwa die Speicherung von IP-Adressen von Kunden, diese sollen bei der Domain-Registrierung auch validiert werden. Außerdem sollen die Registrare einen erweiterten Stammdatensatz und Informationen über alle Finanztransaktionen sammeln. Vielen Strafverfolgern sind die Proxy-Registrierungen, die eine anonyme oder pseudonyme Internetnutzung ermöglichen, ein Gräuel. Solche Dienste sollten künftig nur noch Unternehmen anbieten können, die bei der ICANN akkreditiert sind. Welche der zwölf Vorschläge in die künftigen Verträge aufgenommen wird, ist laut Michele Neylon vom irischen Registrar Blacknight Solutions nun Gegenstand der Verhandlung zwischen dem ICANN-Büro und den Registraren.

Nicht alle Mitglieder in der ICANN-Community sind über das Einlenken der Registrare begeistert. Vertreter nicht-kommerzieller Domain-Nutzer sehen Einschränkungen im Bereich der Proxy/Privacy-Registrierungen sehr skeptisch. Wo in die Rechte der Nutzer eingegriffen werde, müsse auch die gesamte Selbstverwaltung ihre Mitspracherechte geltend machen können, hatten sie gefordert.

Der Chef des kanadischen Registrarunternehmens Tucows, Elliot Noss, kritisierte, dass die Art, wie die Regierungen ihre Forderungen durchgesetzt hätten, der Idee der Selbstverwaltung zuwiderlaufe. Statt sich den häufig langwierigen Auseinandersetzungen der Selbstverwaltungsgremien zu stellen, werde versucht, klassische Nationalstaat-Politik zu machen. Noss warnte die ICANN, dass die Verankerung von Maßnahmen zur Strafverfolgung oder Urheberrechtsdurchsetzung in den Verträgen mit den Registraren letztlich dazu führen werde, "dass die Compliance-Abteilung der ICANN zu einer Polizeiabteilung wird". Der Vertrag könne den Strafverfolgern nämlich keine zusätzlichen Rechtsansprüche geben; wenn es ihnen um mehr Schutz des DNS gehe, müssten sie an anderer Stelle mehr tun. (anw)