Richtungsentscheidung

Schnell, effizient, leise, mit flexibler Ausstattung und zukunftssicher: So wünscht man sich den optimalen Desktop-PC. Mit den richtigen Komponenten gelingt die Mischung leicht.

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Die mühselige Arbeit, einen Desktop-PC mit allen Lieblingsprogrammen neu einzurichten, möchte man möglichst selten erledigen. Deshalb soll ein neu gekaufter Rechner viele Jahre durchhalten. Also will die Anschaffung gut durchdacht sein: Wie viele Kerne braucht der Prozessor, was soll die Grafikkarte leisten? Lassen sich RAM oder Festplatte leicht aufrüsten? Diesbezüglich ist das Mainboard die wichtigste Komponente, denn dessen Austausch macht viel mehr Arbeit als der Wechsel anderer Teile. Gleichzeitig hat das Board großen Einfluss darauf, wie sparsam und leise das Gesamtsystem arbeitet. Schließlich stellt es auch die Schnittstellen für Erweiterungen und Peripheriegeräte bereit: PCI Express 2.0, SATA 6G und USB 3.0 bilden die Grundlage, um Grafikkarten, Solid-State Disks oder externe Laufwerke auszureizen. Bei der Wahl der für Ihre Zwecke passenden Grafikkarte hilft der folgende Artikel, anschließend liefern wir ab Seite 138 Tipps zum Selbstbau. Doch auch, wer einen kompletten Rechner inklusive Gewährleistung oder Garantie beim Händler kaufen oder dort maßfertigen lassen möchte, trifft bessere Entscheidungen, wenn er die aktuelle Technik kennt.

Zurzeit kämpfen vier Hardware-Plattformen für Desktop-Rechner um die Gunst der Käufer. Eigentlich sind es sogar sechs, wenn man die Billigheimer AMD E-450 und Intel Atom mitzählt, aber diese sind stets fest auf Mainboards aufgelötet. Wer sich hingegen für einen „normalen“ Prozessortyp entscheidet, braucht dazu auch ein Mainboard mit der zugehörigen Fassung und dem passenden Chipsatz. CPU- und Chipsatz-Familien bilden also Plattformen mit spezifischen Stärken und Schwächen, die sich vor allem dann auswirken, wenn man beim PC-Kauf längerfristig denkt: Intel hat zwar die schnelleren Prozessoren, aber keine Chipsätze mit integrierten USB-3.0-Controllern und speist seine Kunden mit bloß zwei SATA-6G-Ports ab. Vier der bis zu sechs integrierten SATA-Ports arbeiten stets noch nach dem alten SATA-II-Standard. Bei AMD bekommt man hingegen sechs SATA-6G-Ports sowie beim Chipsatz A75 für die Serie-A-Prozessoren zudem USB 3.0, muss sich dann aber mit vergleichsweise bescheidener Prozessorleistung begnügen.

AMD FM1 für Serie A: schwache CPU, aber ordentliche GPU und USB 3.0 integriert

Die Details der vier aktuellen Desktop-PC-Plattformen AMD FM1, AM3+, Intel LGA1155 und LGA2011 finden Sie in der Tabelle. AMD E-350/E-450 (Zacate) und Intel Atom bleiben absichtlich außen vor: Hier kauft man besser Komplettgeräte, denn nur darin, ja eigentlich sogar vor allem in Netbooks, bringen die Billigheimer ihre besonderen Vorteile zur Geltung [1, 2, 3]. In Kombination mit optimal angepasster Stromversorgung und Kühlung sind sie sparsam und flüsterleise. Ihre Performance reicht aber nur für anspruchslose Einsatzzwecke, so gerade eben taugt Zacate für einfache Media-Center- oder Home-Theater-PCs [4]. Die noch aktuelle Atom-Plattform scheitert darin mangels HDMI- und HD-Video-Unterstützung. Mini-ITX-Boards mit E-350/E-450 oder Atom sind nur für Spezialfälle attraktiv. Manches effiziente Micro-ATX-System mit sparsamer CPU schluckt im Leerlauf weniger Leistung, ist leiser und besser erweiterbar [5].

Apropos Leerlauf: In diesem Zustand verbringen typisch genutzte PCs den bei Weitem größten Teil ihrer gesamten Betriebsdauer. Aktuelle Prozessoren rechnen meistens nur kurzzeitig mit Volldampf und schalten anschließend innerhalb von Sekundenbruchteilen in einen genügsamen Sparmodus zurück [6]. Verknüpft mit der tatsächlichen Betriebsdauer ist die Leistungsaufnahme im Leerlauf also maßgeblich für den Einfluss eines PC auf die jährliche Stromrechnung.

AMD AM3+ für FX: günstige Multi-Cores mit Single-Thread-Schwäche

Sparsame Hardware lässt sich aber auch leicht und billig leise kühlen: Watt-Knausern lohnt sich gleich mehrfach. Dabei helfen die aktuellen Mittelklasseprozessoren von AMD und Intel: Sowohl die Serie-A-Prozessoren für die Fassung FM1 als auch die Sandy-Bridge-Chips alias Core i-2000 im LGA1155-Gehäuse enthalten außer CPU- auch Grafikkerne und erlauben oft den Verzicht auf eine Grafikkarte. Mit besonders effizienten LGA1155-Mainboards und beim Betrieb an einem sehr guten 80-Plus-Netzteil lassen sich mit einer SSD oder 2,5-Zoll-Festplatte Leerlaufwerte von 21 Watt realisieren. Jede 3,5-Zoll-Platte steigert die Leerlaufleistungsaufnahme um wenigstens 4 Watt [5], eine aktuelle 100-Euro-Grafikkarte um 15 bis 30 Watt.

Deutlich höhere Leerlaufwerte muss man bei den Plattformen für stärkere Prozessoren hinnehmen: In Kombination mit Onboard-Grafik braucht der AMD FX 38 Watt, beim älteren Phenom-Sechskern waren es gut 10 Watt mehr. Für Intels aktuelle High-End-Technik LGA2011 gibt es keine Onboard-Grafik, hier sind mit den sparsamsten Grafikkarten rund 50 Watt nötig. Unter Volllast gibt es sehr viel größere Unterschiede zwischen den Prozessoren, obwohl die Angaben der nominellen Thermal Design Power (TDP) gar nicht so weit auseinanderliegen. Alle aktuellen Prozessoren gehen dank Turbo-Funktion bei ausreichender Kühlung an die Grenzen ihrer Leistungsaufnahme, um das Maximum an Rechenleistung herauszuholen. Anders ausgedrückt: Unter Volllast wird es bei den Quad-Cores mit 95, 125 oder gar 130 Watt TDP laut, wenn man nicht mit riesigen Kühlkörpern gegensteuert.

Unser jährlicher Prozessorüberblick [7] und die jeweiligen Neuvorstellungen [8, 9 und S. 154] verraten, welche Prozessoren besonders effizient arbeiten, also unter Volldampf am meisten Rechenleistung pro Watt liefern: Zurzeit sind das die Sandy-Bridge-Chips. Anders sieht es bei der Rechenleistung pro Euro aus, wo manche AMD-Prozessoren punkten. Typischerweise haben sie aber mehr Kerne, weshalb der potenzielle Vorteil von der jeweils genutzten Software abhängt: Reizt ein Programm nur einen oder zwei Kerne aus, sind Intels Sandy-Bridge-Prozessoren besser, weil sie höhere Single-Thread-Performance erzielen. Der zweikernige Core i3-2105 zieht dadurch an den Vierkernern A8-3800 oder FX-4100 vorbei. Trotzdem sind einige Llano-Versionen im Einzelhandel noch teurer als die schnellere und effizientere Konkurrenz. AMD verweist auf den funktionsreicheren Grafikkern, der auch mit besseren Treibern kommt als Intels HD 2000/3000. Weil aber die Radeon HD 6550D und erst recht die schwächeren unter den integrierten GPUs bloß ein vergleichsweise klägliches 3D-Leistungsniveau erreichen, sind die Unterschiede nur in wenigen Spielen relevant. Somit lohnt sich ein Mehrpreis für die bessere Llano-GPU nicht. Anscheinend gewährt AMD großen PC-Herstellern jedoch erhebliche Rabatte, worauf der mit 400 Euro sehr attraktive Preis des Ende September verkauften Aldi-PC mit A8-3800 hindeutet [10].

Den vollständigen Artikel finden Sie in c't 25/2011.

Mehr Infos

Der optimale PC

Artikel zum Thema "Der optimale PC" finden Sie in c't 25/2011:

  • Wegweiser zur richtigen Ausstattung - Seite 126
  • Die passende Grafikkarte für Ihr System - Seite 132
  • Bauvorschläge für rasante PCs - Seite 138

(ciw)