Von Jesus bis Fußpilz: Pakistan verordnet Zensur "obszöner" SMS

Mobilfunkanbieter des Landes sollen ab dieser Woche Kurzmitteilungen ausfiltern, in denen Wörter aus einer Liste mit 1700 Einträgen vorkommen.

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Diese Woche soll in Pakistan eine Zensur gegen "obszöne" SMS eingeführt werden. Auf dem Index mit rund 1700 Wörtern und Wortgruppen in Englisch (PDF) und Urdu (PDF) stehen auch "Jesus" und "Fußpilz". Eine Anordnung (PDF) dazu hat die Regulierungsbehörde des Landes (PTA) vor einer Woche erteilt. Bytes for All (B4A) hat die Unterlagen veröffentlicht und bereitet eine Verfassungsbeschwerde vor.

Die Anordnung sollte binnen sieben Tagen umgesetzt werden, mithin am heutigen Montag. Doch die Netzbetreiber sind wenig erbaut und bezweifeln, dass die Verfügung juristisch wirksam ist. Zudem fürchten sie um die Stabilität ihrer Systeme. Sie verlangen weitere Diskussionen, bevor sie die Blockaden aktivieren. Die PTA reagierte darauf mit einer Art Verschiebung: Samstag und Sonntag seien in die siebentägige Frist nicht einzurechnen, die Zensur müsse also erst am Mittwoch starten. Genutzt werden sollen die ursprünglich zur Spam-Bekämpfung eingerichteten Filtersysteme.

Auf der englischen Liste finden sich vor allem Wörter mit Bezug zu Körperteilen, Krankheiten, Geschlechtsverkehr und anderen Körperfunktionen (Kondom, bisexuell, Syphilis, kein Sex, Vagina, Periode, Flatulenz), vulgäre Ausdrücke, Schimpfwörter (Idiot) und rassistische Beleidigungen. In manchen Fällen sind auch Varianten (ID10T) und Tippfehler erfasst, sodass man etwa nicht mehr über das Land oder den Fluss Niger schreiben kann. Augenscheinlich haben in Pakistan auch Kaufhäuser (K Mart), Geldverfügungen (Deposit), Suizid und Fußpilz (Athletes Foot, sic) obszöne Bedeutungen. Sogar "Jesus Christ" steht auf dem Index, wobei die PTA hier den Gegenspieler gleich behandelt (Teufel, Satan).

[Update: Die pakistanischen Zensoren haben sich bei ihrer Liste offenbar an einem Vorbild aus der nordamerikanischen Football-Liga aus dem Jahr 2005 orientiert, in der es um "verbotene Wörter" für den Aufdruck auf Fan-Trikots geht. Dort wie in der pakistanischen Liste enthalten sind beispielsweise die Schreibungen "JESUS CHIRST" und "JESUSCHRIST".]

Pakistan versucht laufend, den Zugriff auf pornografische und "blasphemische" Webseiten zu blockieren. Davon waren auch schon Wikipedia, Facebook, YouTube und andere prominente Onlinedienste betroffen. Seit dem Sommer sind verschlüsselte Verbindungen verboten. (anw)