Nokia Siemens Networks entlässt 17.000 Mitarbeiter

In zwei Jahren soll etwa jeder vierte Job gestrichen sein. Auch viele Stellen in Deutschland dürften wegfallen. Der Fokus auf mobiles Internet soll die Zukunft sichern.

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Von
  • dpa

NSN-Zentrale in Espoo, Finnland

(Bild: NSN)

Der schwächelnde Netzwerk-Ausrüster Nokia Siemens Networks will 17.000 Arbeitsplätze streichen – nahezu jeden vierten Job. Auch tausende Jobs in Deutschland werden voraussichtlich betroffen sein – laut informierten Branchenbeobachtern könnte es um mehr als ein Drittel der zuletzt gut 9000 Stellen gehen. Weltweit hatte Nokia Siemens Networks (NSN) zuletzt rund 74.000 Beschäftigte.

Das Geschäft werde komplett auf schnelle mobile Internet-Netze ausgerichtet, heißt es in einer Mitteilung des Gemeinschaftsunternehmens von Nokia und Siemens. Andere Unternehmensbereiche wie etwa das Festnetz-Geschäft werden entsprechend weichen müssen. Die jährlichen Ausgaben sollen bis Ende 2013 um 1 Milliarde Euro gekappt werden. Bis dahin soll auch der Abbau der 17.000 Jobs abgeschlossen sein. Angaben zu den betroffenen Ländern soll es im Laufe des Umbaus geben, kündigte der Konzern ohne nähere Details an.

NSN hatte Siemens und Nokia in den vergangenen Jahren hohe Verluste eingebracht und kämpft mit einem starken Wettbewerb in der Branche. Unter anderem Rivalen aus China wie Huawei werden immer stärker und bringen die Preise unter Druck. Der schwedische Konkurrent Ericsson hält fest die Spitzenposition in der Branche.

Erst im September mussten Nokia und Siemens 1 Milliarde Euro in das Unternehmen einschießen. Ein Versuch, NSN zu verkaufen, wurde im Sommer aufgegeben. In der Vergangenheit gab es immer wieder Berichte, wonach Nokia und Siemens einen Ausstieg aus dem Joint Venture erwägt hätten. Auch ein Börsengang wurde dabei immer wieder als mögliches Szenario genannt.

Die Zukunft der Industrie liege in mobilen Breitband-Netzen und -Diensten – "und wir wollen in diesen Bereichen unumstritten führend sein", erklärte NSN-Chef Rajeev Suri. Zugleich müsse man Schritte ergreifen, um konkurrenzfähiger und profitabler zu werden. "Diese geplanten Einschnitte sind bedauerlich, aber notwendig." Von den Sparmaßnahmen sollen alle möglichen Bereiche betroffen sein, wie etwa Einkauf, Immobilien oder IT-Versorgung.

Update: Die IG Metall und der NSN-Betriebsrat sehen in den massiven Kürzungsplänen eine Kampfansage an die Mitarbeiter. Schuld an der Misere bei dem finnisch-deutschen Konzern sei das Management, das seit Jahren falsche Weichenstellungen vorgenommen habe, sagte der Vorsitzende des deutschen Gesamtbetriebsrats, Georg Nassauer, am Mittwoch in München. Zumindest an den deutschen Standorten werde es Gegenwehr gegen die geplante Streichung von weltweit 17.000 Stellen geben. Hierzulande sind nach Schätzungen der Gewerkschaft tausende Stellen bedroht. "Die Situation ist dramatisch", sagte Nassauer.

Im gesamten Unternehmen können Gewerkschaft und Betriebsrat allerdings nur bedingt aktiv werden, denn der finnische Konzern wird nicht in Deutschland geführt. (anw)