Domain-Grabber haftet auch als Admin-C

Die Eintragung einer de-Domain auf eine britische Firma schützt den Admin-C nicht vor der Haftung.

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Von
  • Holger Bleich

Vorgeblich, um Domain-Inhaber vor dem Verlust ihres Internet-Namen zu schützen, sichert sich der Münchener Unternehmer Mario Dolzer nach wie vor versehentlich freigewordene Domains. Dies geschieht meist gegen den Willen der ehemaligen Inhaber. Die registrierten Domains landen bei einer britischen Briefkastenfirma namens Solutions World Ltd., Dolzer fungiert bei der Registrierung lediglich als administrativer Ansprechpartner (Admin-C). Laut Handelsregisterauszug gründete und betreibt die Münchener Companea GmbH dieses britische Unternehmen.

Es liegt nahe, dass Dolzer die erworbenen Domains auf diese Weise dem deutschen Rechtszugriff entziehen will. Dass dies nicht gelingt, belegt ein aktueller Fall: Der Provider des Deutschen Kinderschutzbunds Hannover hatte versehentlich die Domain des Vereins freigegeben. Kurze Zeit später warb die Solutions World Ltd. dort für ein "Popping Game", bei dem sie angeblich kostenlose Arrangements mit Callgirls verlost.

Der Verein sah Dolzer als Admin-C in der Haftung, mahnte ihn über einen Rechtsanwalt ab und forderte die Herausgabe der Domain. Dolzer verpflichtete sich umgehend, die Domain zurückzugeben, berichtet Rechtsanwalt Stephen Merz, der sich in der Abmahnung auf Urteile des Landgerichts München gegen Dolzer berief. "Besonders verwerflich, geradezu verachtenswert, erscheint im vorliegenden Fall, daß Sie unter einer Domain, die eindeutig dem Deutschen Kinderschutzbund zugewiesen ist, pornografische Inhalte feilbieten", schrieb Merz an Dolzer.

Unterdessen brodelt im Internet die Gerüchteküche: Rechtsanwalt Bernhard Syndikus, der Dolzer meist vertritt, erscheint derzeit bei einer eBay-Versteigerung von "seo 1" als Kontaktperson für ein "komplettes SEO-Business" (Search Engine Optimizer, Suchmaschinenoptimierer). Das Paket enthalte 10.000 Domains im Wert von 150.000 Euro, die allesamt auf eine "Englische Limited mit 100 Euro Haftungskapital, eingetragen in Birmingham", registriert seien, ist zu lesen.

Außerdem biete man einen "Multi-Client-Domain-Crawler mit Quelltexten und allen Rechten" an. Dieser Client überprüfe "Millionen Domains nach attraktiven freigewordenen Domains". Die Beschreibung ähnelt auffällig einer Software, die Dolzer unter wechselnden Bezeichnungen, beispielsweise "k.exe", in Umlauf gebracht hat. Auf Nachfrage gab Syndikus gegenüber heise online allerdings an, dass es sich beim Versteigerer "definitiv nicht um Mario Dolzer" handele. (hob)