Massachusetts hält am Open Document Format fest

Louis Gutierrez, seit Februar Chief Information Officer des Bundesstaats, betonte in einem Interview, dass das ODF zum 1. Januar trotz politischer Störfeuer für die Behörden verbindlich wird.

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In Massachusetts wird, wie im September vorigen Jahres beschlossen, zum 1. Januar 2007 das Open Document Format (ODF) für die Behörden des US-Bundesstaats verbindlich vorgeschrieben. Das sagte der Chief Information Office (CIO) Louis Gutierrez in einem Interview mit dem Newsdienst CNet. An der pünktlichen Umsetzung des Vorhabens waren durch einen Untersuchungsbericht des Senators Marc Pacheco, der kürzlich vorgelegt wurde, Zweifel entstanden. Darin wird insbesondere der Weg kritisiert, auf dem es zu der Entscheidung für das ODF gekommen sei. Guiterrez betonte, er stimme nicht mit den Ergebnissen des Berichts überein. Auch der Parlamentsausschuss, der die Umstellung auf ODF überwacht, habe keine Einwände.

Gutierrez wurde im Februar neuer CIO des Bundesstaats, nachdem sein Vorgänger Peter Quinn nach Querelen um angebliche Bestechlichkeit zurücktrat. Nun sieht es so aus, als erledige Gutierrez Quinns Aufgaben nahtlos weiter. Er hat Pilotprojekte gestartet, um ODF-kompatbile Produkte zu testen, und den Dienstleister EDS engagiert, um eine Kostenanalyse für die Umstellung auf ODF zu erstellen. Zudem untersucht seine Abteilung ein Plug-in, mit dem es möglich sein soll, Microsofts Office weiterhin zu verwenden. Dies würde eine kostenintensive Umstellung auf andere Büropakete erübrigen.

Einige Beobachter hatten Massachusetts' Entscheidung für ODF auf eine Konfrontation mit dem Redmonder Riesen zugespitzt, zumal sich Microsoft bisher nicht dazu durchringen konnte, das Format zu unterstützen. Das von Gutierrez in dem Interview erwähnte Plug-in stammt nicht aus Redmond, sondern von der Open Document Foundation. Der Softwarekonzern betreibt indessen die Anerkennung des eigenen Formats Open XML durch internationale Standardisierungsgremien. Für Gutierrez steht nicht das gewöhnliche Erstellen und Abspeichern von Dokumenten im Vordergrund, sondern ein möglichst reibungsloser Arbeitsablauf beim Austausch der Dokumente. Dafür sei XML ideal, daher wolle Gutierrez auch die Microsoftschen Bestrebungen im Auge behalten.

Bemühungen um einen reibungslosen Datenaustausch zwischen unterschiedlichen Anwendungen hat in Belgien im Juni zu einem Beschluss des Ministerrats geführt, das ODF nach seiner Anerkennung als Standard durch die International Organization for Standardization als einheitliches Datenaustauschformat einzuführen. Die Entscheidung entspricht der in Belgien, aber auch EU-weit verfolgten Strategie, die Nutzung offener Standards zu fördern. (anw)