E-Reader mit Mirasol-Display

Vor einigen Tagen wurde in Korea der erste E-Reader mit mikromechanischem Mirasol-Display vorgestellt, kurz darauf holte sich Qualcomm mit Übernahme von Pixtronix eine weitere MEMs-Displaytechnik ins Haus.

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Der Kyobo Reader nutzt ein farbiges 5,7"-Mirasol-Display

Der Ende November in Seoul vorgestellte Kyobo eReader soll der erste E-Reader werden, der ein farbiges Mirasol-Display des Prozessor-Spezialisten Qualcomm hat. In dem 5,7-zölligen Display steckt ein Feld aus 1024 × 768 mikromechanischen Metallmembranen, mit denen durch gezielte Interferenzen ein Bild erzeugt wird. Die Mirasol-Displays arbeiten rein reflektiv und sind bistabil, behalten ihren Bildinhalt also auch nach Wegfall der Ansteuerspannung. Der Reader nutzt außer dem Mirasol-Display auch einen Snapdragon-S2-Prozessor von Qualcomm und als Betriebssystem Android 2.3.

Qualcomm hat das digitale Lesebuch des großen koreanischen Buchhändlers Kyobo Book Centre of Korea offenbar bewusst als erstes Gerät gewählt, da es nur in kleinen Stückzahlen verkauft wird. Große Mengen könnte der Hersteller auch gar nicht liefern – die sparsamen Mobildisplays werden derzeit noch in einer Pilotanlage gefertigt. Erst Mitte 2012 soll eine größere Fabrik für Mirasol-Displays in Betrieb gehen. Qualcomm hatte die iMod-Technik 2004 von Iridigm Displays aufgekauft, unter der Bezeichnung iMod weiterentwickelt und später in Mirasol umbenannt.

Etwas überraschend kommt in Anbetracht des Kyobo-Deals die Übernahme von Pixtronix durch Qualcomm. Die Firma Pixtronix hat sich ebenfalls auf mikromechanische Displays spezialisiert: Kleine flinke Membranen reflektieren hier das einfallende Licht zur Displayoberfläche. Anders als herkömmliche LCDs benötigen die MEMs-Displays von Pixtronix keine Farbfilter: Weil die Membranen extrem schnelle Schalter sind, können sie das farbige Licht nacheinander zur Displayoberfläche leiten. Dank der sequentiellen Ansteuerung sollen die Pixtronix-Displays so nur etwa ein Viertel der Energie herkömmlicher LCDs benötigen.

Mit der Pixtronix-Übernahme holt sich Qualcomm theoretisch zwar die Konkurrenz ins eigene Haus. Marktbeobachter gehen aber davon aus, dass sich die beiden MEMs-Techniken ergänzen könnten: Wenn die Mirasol-Massenfertigung nicht ganz so glatt läuft wie geplant, könnte Qualcomm die sparsamen Pitronix-Displays als Alternative anbieten. Da sich beide MEMs-Techniken in herkömmlichen LCD-Produktionsstraßen herstellen lassen sollen, müssten sich auch in der derzeit in Bau befindlichen Mirasol-Fabrik beide Displayvarianten fertigen lassen. (uk)