Pädophilieverdacht durch infizierten Computer

Als Folge eines Trojaners auf seinem Computer hat der schwedische Jurist Magnus Eriksson fünf Jahre unschuldig mit dem Vorwurf der Pädophilie leben müssen.

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  • dpa

Als Folge eines heimlich eingeschleusten Programms in seinem Computer hat der schwedische Jurist Magnus Eriksson fünf Jahre unschuldig mit dem Vorwurf der Pädophilie leben müssen. Wie der 41-Jährige am Donnerstag im schwedischen Rundfunksender SR bestätigte, hatte er 1999 seinen Forschungsjob an der Universität Lund verloren, nachdem in seinem Arbeitscomputer 12.000 pornografische Bilder, davon 3.000 mit Kindern, entdeckt worden waren. Das erst Ende vergangenen Jahres eingeleitete Gerichtsverfahren brachte in allen Punkten einen Freispruch, weil eindeutig erwiesen war, dass jemand anders die Pornobilder mit Hilfe eines auf dem PC installierten Trojaners heruntergeladen hatte.

Die Leitung der Juristischen Fakultät hatte sofort nach Bekanntwerden des Verdachtes Erikssons Namen an das Personal der Uni weitergegeben und dem Betroffenen Hausverbot erteilt. Der Jurist berichtete im Rundfunk, er sei danach auf der Straße von Studenten beschimpft und verspottet worden. Mit seiner Frau zog er deshalb nach Spanien um, wo er weiter krank und ohne Arbeit lebt.

Bis zur Erhebung einer Anklage vergingen zwei und bis zur Urteilsfindung weitere drei Jahre. Erst zum Prozess erhielten technische Experten der Verteidigung Zugang zu dem PC und konnten nachweisen, dass dort eine von einem Schweden geschriebene Software zur unbemerkten Steuerung des Rechners von außen installiert war. Es erwies sich zudem, dass die Pornobilder auf Erikssons Computer überhaupt nicht geöffnet und angeschaut worden waren.

Eriksson sagte zu seinem Freispruch, dass ihm auch dieser nach aller Erfahrung in der juristischen Branche nicht beim Wiederaufbau der zerstörten Berufskarriere helfen werde: "Der Makel des Kinderschänders ist das Schlimmste, was man in unserer Gesellschaft angehängt bekommen kann. Er bleibt hängen." Ein Polizeisprecher bedauerte, dass die eigenen Experten das unsichtbare PC-Programm nicht hatten finden können. (dpa) / (dab)