Bericht: Deutsche sind immer länger online

Eine Studie zeigt, dass die Deutschen immer mehr Zeit im Internet verbringen, ganz im Gegensatz zum europäischen Trend. Bei der Nutzung sozialer Netzwerke liegen dagegen die Italiener vorn.

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Eine von der britischen Regulierungsbehörde Ofcom zusammengestellte Studie gibt einen detaillierten Einblick in die Mediennutzung vieler Europäer. Verglichen wurden Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Italien, wobei teilweise überraschende Erkenntnisse heraus kamen. So war jeder Internetnutzer in Deutschland 2011 im Schnitt 756 Minuten pro Woche im Internet unterwegs. Das sind 62 Minuten mehr als im Vorjahr und sogar 189 Minuten mehr als noch 2008. Diese Zunahme ist im europäischen Vergleich jedoch eine Ausnahme, denn gegenüber 2008 ging die Internetnutzung in Frankreich, Großbritannien und Italien teilweise deutlich zurück. Mitverantwortlich dafür dürften aber auch Smartphones sein, denn die mobile Internetnutzung floss nicht in diese Statistik ein.

Hinsichtlich der Internetnutzung zuhause vom Laptop überholt: der Desktop-PC

Trotz der zunehmenden Verbreitung von internetfähigen Mobilgeräten bleiben Computer die wichtigsten Geräte, um zuhause online zu gehen. Dabei wurden mittlerweile jedoch in allen vier europäischen Ländern Desktop-PCs als wichtigster Zugangspunkt ins Internet von Laptops abgelöst. An dritter Stelle landen die Smartphones, die erstmals eine eigene Kategorie in der Statistik bilden. Dahinter folgen ungefähr gleichauf Spielkonsolen, Handys und Tablets, mit denen jeweils rund jeder Zehnte zuhause ins Internet gelangt.

Auch 2011 waren Emails wieder häufigste Antwort auf die Frage, wozu das Internet genutzt wird, vor dem Surfen, Online-Shopping, Online-Banking und dem Lesen von Nachrichten. Zwei Drittel aller Internetnutzer in Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Italien gaben letzteres als Beschäftigung im Internet an. In Italien sind Nachrichtenseiten sogar bereits zum wichtigsten Medium geworden, denn für jeden zweiten Italiener ist das Internet die Hauptquelle, wenn es um internationale und nationale Meldungen geht. In Deutschland dagegen sind solche Seiten nur für weniger als ein Drittel aller Internetnutzer wichtigste Quelle von Internationalem, Nationalem und Lokalem.

Eine andere Möglichkeit, von aktuellen Nachrichten zu erfahren bieten die sozialen Netzwerke, wobei es aber große Unterschiede gibt. Während nur 22 Prozent aller deutschen Nutzer sozialer Netzwerke angaben, hier von Eilmeldungen zuerst erfahren zu haben, war es in Italien mit 47 Prozent fast jeder zweite. Das unterstreicht die Wichtigkeit, die soziale Netzwerke laut Ofcom in Italien bereits erreicht haben. So gaben 80 Prozent aller italienischen Internetnutzer im Oktober 2011 an, ein Profil in einem sozialen Netzwerk angelegt zu haben. In Deutschland waren es dagegen nicht einmal zwei Drittel (65 Prozent).

Diese deutlichen Unterschiede bei der Nutzung sozialer Netzwerke, werden auch bei anderen Ergebnissen des Berichts deutlich. So hat jeder angemeldete italienische Nutzer hier im Schnitt 216 Freunde, während ein Franzose nur auf 108 kommt. Deutschland (137 Freunde) und Großbritannien (168 Freunde) liegen dazwischen. Wichtigstes Netzwerk ist in allen vier Ländern Facebook. Mehr als 80 Prozent der aktiven britischen, französischen und italienischen Nutzer (Deutschland: 72 Prozent) haben hier ein Profil. Doch danach fallen bereits die nationalen Alternativen auf. Beispielsweise folgen in Deutschland Stayfriends, wer-kenn-wen und die VZ-Netzwerke. In Frankreich schafft es Copains d'avant auf Platz drei und in Großbritannien Friends Reunited. Wichtig ist daneben noch Twitter.

Interessant ist auch der Überblick über die boomenden Märkte der Smartphones. Während die mobilen Betriebssysteme iOS von Apple und Android von Google in Japan 2011 zusammen auf 87,1 Prozent Marktanteil kamen (in den USA waren es 62,1 Prozent), lag der entsprechende Wert in den fünf EU-Staaten Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien und Spanien) lediglich bei 42,6 Prozent. Deutlicher Marktführer in dem hier viel uneinheitlicheren Markt war der Studie zufolge Nokias Symbian, dass auf 37,8 Prozent aller Smartphones installiert war. Hinsichtlich der Zugewinne lag jedoch überall Android vorn. Googles Betriebssystem war 2011 allein in Deutschland auf mehr als jedem zweiten verkauften Smartphone installiert. (mho)