Bericht: Murdoch will MySpace gegen ein Viertel Yahoo tauschen

Einem Bericht der Londoner Times zufolge sprechen Rupert Murdochs News Corporation und Yahoo über ein spektakuläres Tauschgeschäft: Für ein Viertel der Yahoo-Aktien könnte MySpace den Besitzer wechseln.

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Rupert Murdochs News Corporation verhandelt einem Bericht der Londoner Times zufolge mit Yahoo über einen Tausch vom MySpace gegen ein Viertel der Yahoo-Aktien. Zwar würden die Verhandlungen sehr zurückhaltend geführt und könnten nicht zuletzt durch den überraschenden Rücktritt von Yahoo-CEO Terry Semel noch platzen, doch sei News Corp. interessiert, sein Internet-Geschäft weiter auszubauen. Das Unternehmen hatte MySpace vor knapp zwei Jahren für 580 Millionen US-Dollar übernommen und der Tochtergesellschaft Fox Interactive zugeschlagen. Dem Bericht zufolge legt Murdoch weitere Internet-Unternehmungen in die Waagschale, darunter das Entertainment-Netzwerk IGN. Ob auch das zuletzt übernommene Photobucket Teil von Murdochs Offerte ist, war dem Artikel nicht zu entnehmen.

Die üblicherweise gut unterrichteten Silicon-Valley-Blogger wollen die Verhandlungen inzwischen von dritter Seite bestätigt bekommen haben. Doch noch ist das Ganze ein Gerücht, auch wenn die Times als Flaggschiff von Murdochs Zeitungssparte sicher gute Quellen haben dürfte – die der Bericht allerdings nicht nennt. Sollte das Geschäft tatsächlich zustande kommen, würde News Corp. eine ordentliche Rendite für seine Internet-Investitionen erzielen. Yahoo ist an der Börse derzeit 37 Milliarden US-Dollar wert. Die Times schätzt den Wert eines Viertels des um MySpace und Konsorten vergrößerten Konzerns auf über 12 Milliarden US-Dollar. MySpace hat 580 Millionen US-Dollar gekostet, für IGN blätterte Murdoch 650 Millionen hin.

News Corp, die gerade auch 5 Milliarden US-Dollar für die Verlagsgruppe Dow Jones geboten hat, würde für MySpace ein Viertel des trotz aller Schwierigkeiten großen Online-Geschäfts von Yahoo bekommen – kein schlechter Tausch, zumal Murdoch zuletzt einräumte, dass sich sein Spaßportal nicht wie erwartet entwickelt. "Alle gehen gerade zu Facebook", sagte er dem Wall Street Journal. Damit spielt er den Skeptikern der Branche in die Hand, die MySpace – trotz wachsender Zugriffszahlen – längst für einen sinkenden Stern halten.

Für Yahoo, das trotz einiger erfolgreicher Übernahmen dem rasenden Web-2.0-Zug hinterherrennt und sich vergeblich um Facebook bemüht hatte, wäre MySpace ein interessanter, aber auch sehr großer Brocken. Das Unternehmen hat nicht erst seit dem Rücktritt Semels mit ernsten Problemen zu kämpfen. Yahoo fehlt ein klares Konzept, bemängelte Manager Brad Garlinghouse im vergangenen Herbst in seinem inzwischen berühmten "Erdnussbutter-Manifest". Das Unternehmen befindet sich in der Restrukturierung, einige hochrangige Manager mussten gehen, zuletzt nahm der CEO seinen Hut.

Jetzt steht Gründer Jerry Yang wieder an der Spitze des Internetgiganten, der in der Vergangenheit wiederholt zusehen musste, wie die Konkurrenz schneller war. Auch bei der Integration der vielversprechenden Übernahmen läuft nicht alles rund. Eine etablierte Web-2.0-Community in eine globale Aktiengesellschaft zu überführen, ist nicht ganz einfach. Bei Flickr musste sich Yahoo mit Zensurvorwürfen in den USA und zuletzt Deutschland auseinandersetzen. Yang wird sich also die Frage stellen müssen, ob eine Übernahme von MySpace der Befreiungsschlag sein könnte oder nur weitere Probleme schafft. (vbr)