uDraw-Debakel schnürt THQ die Luft ab

Der angeschlagene Spiele-Publisher droht an 1,4 Millionen unverkauften Plastik-Malbrettchen zu ersticken und will aus dem Geschäft mit Kinderspielen aussteigen.

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Beflügelt vom kurzzeitigen Erfolg der Wii-Version des uDraw-Tablets, schätzte das THQ-Management die Nachfrage nach PS3- und Xbox-360-Versionen völlig falsch ein.

(Bild: THQ)

Der Spielepublisher THQ will aus dem Geschäft mit Videospielen für Kinder aussteigen. Wie im frisch veröffentlichten Bericht für das Abschlussquartal 2011 zu lesen ist, musste der Hersteller Nettoverluste von 55,9 Millionen US-Dollar hinnehmen – im Jahr zuvor waren es knapp 15 Millionen US-Dollar Verlust gewesen. Zwar hätten sich die beiden Spiele "Saints Row: The Third" und "WWE '12" mit 3,6 und über zwei Millionen Exemplaren besser als erwartet verkauft, die Portierung des uDraw-Tablets auf die PS3 und Xbox 360 hat sich jedoch als Ladenhüter erwiesen.

War die Wii-Version des Mal-Spiels ein Jahr zuvor noch ein respektabler Verkaufserfolg, so konnte THQ von den Versionen für die HD-Konsolen lediglich eine Million Stück an den Einzelhandel ausliefern. Jedoch wurden diese nicht durchverkauft, sondern bevölkern dort noch die Regale. Derweil lagern weitere 1,4 Millionen der Plastik-Malbretter in den Hallen von THQ und verursachen Kosten. Gut 30 Millionen US-Dollar Verlust schreibt THQ den uDraw-Brettern zu. Sämtliche Software-Entwicklungen für uDraw wurden gestoppt. Jetzt will das Unternehmen versuchen, die Lager über Sonderangebote zu leeren.

Weiteres Ungemach droht von der US-Börsenaufsicht. Der Aktienkurs von THQ dümpelt derzeit bei 76 US-Cent. Sollte der Kurs innerhalb der nächsten fünf Monate nicht mindestens zehn Tage lang über einen US-Dollar klettern, droht die Streichung aus dem NASDAQ.

Offenbar löste diese Aussicht in der Führungsetage bei THQ Panik aus. So kündigte CEO Brian Farrell an, aus dem Segment der Kinder-Software komplett aussteigen und 240 Mitarbeiter entlassen zu wollen. Seit 2008 steigt damit die Zahl der Entlassungen beim derzeit noch fünftgrößten Spiele-Publisher der USA auf fast 700. Bereits vor zwei Jahren kündigte Farrell an, sich auf Core-Action-Titel, Facebook-Spiele und MMOs konzentrieren zu wollen, ohne dass er mit seinen Sparmaßnahmen den Negativtrend hätte umkehren können. So wirken denn auch die neuen Einsparungen und die noch engere Konzentration auf Action- und Prügelspiele bei den Investoren nicht besonders vertrauenerweckend. Nach Bekanntgabe der Quartalszahlen und dem perspektivlosen Sanierungskonzept brach der Kurs nachbörslich um 25 Prozent ein. (hag)