Cebit

Deutsche und österreichische Gesundheitskarte im Vergleich

Der deutsche Chipkartenproduzent Giesecke & Devrient hat in Hannover die Telematik der österreichischen Gesundheitskarte vorgestellt. 8 Millionen "e-cards" und 24.000 Ordinationskarten für Ärzte und Apotheker liefert G&D in die Alpenrepublik.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 17 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Auf seiner CeBIT-Pressekonferenz stellte der deutsche Chipkartenproduzent Giesecke & Devrient (Halle 17, Stand D28) die Telematik der österreichischen Gesundheitskarte vor, für die die Firma 8 Millionen "e-cards" und 24.000 Ordinationskarten für Ärzte und Apotheker liefert. Seit dem 28. Februar 2005 durchläuft die e-card im nördlichen Burgenland einen ersten Feldtest mit 86 Arztpraxen und 104.000 Patienten. Von diesem Feldtest berichtete Gesamtprojektleiter Volker Schörghofer vom Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger, dass die Akzeptanz der neuen Karte hervorragend sei. Damit stünde das 160 Millionen Euro teure Projekt besser als erwartet da.

In Österreich löst die e-card den Papier-Krankenschein ab, den die Versicherten bislang vor jedem Arztbesuch beim Arbeitgeber abholen müssen. Wie die deutsche Gesundheitskarte enthält das österreichische Pendant Fächer für Notfalldaten und das elektronische Rezept, ist aber auch mit einer Verwaltungssignatur und einer Sozialversicherungssignatur versehen und als Bürgerkarte beim eGovernment einsetzbar. Ursprünglich sollte die ohne Foto auskommende Karte auch als Bankomat-Karte funktionieren, doch die Zusammenführung von Geld und Gesundheit stieß auf Bedenken. Im Unterschied zum deutschen System läuft in Österreich die Kommunikation nicht über das Internet, sondern über ein eigenes Netz, das in den Arztpraxen über so genannte GINA-Boxen (Gesundheits-Informantion-Netzwerk-Architektur) abgesichert ist, in denen ein gehärtetes Linux arbeitet. Sie entsprechen den Sina-Boxen, mit denen die zum G&D-Konzern gehörende Firma Secunet die Kommunikation der deutschen Botschaften absichert. Als Server kommen Systeme der Firma IBM "unter einem mächtigen Unix-Betriebssystem" (Schörghofer) zum Einsatz. Ärzte, die für den GIN-Anschluss 32,70 Euro im Monat bezahlen, können gegen jeweils 5 Euro Aufpreis E-Mail und Web-Zugriff anmieten, die über ein spezielles Gateway laufen.

Die geschilderte Akzeptanz der e-card macht den in Deutschland auf die Gesundheitskarte wartenden Firmen Hoffnung. Peter Eisenbacher, Mitglied der G&D-Geschäftsführung zitierte eine Emnid-Studie, nach der 75 Prozent der Bevölkerung der Einführung der Gesundheitskarte zustimmten und der Anteil in der Gruppe der 18- bis 25-Jährigen bei weit über 80 Prozent liege. Eisenbacher äußerte die Hoffnung, dass bei der am kommenden Montag zu veröffentlichenden Lösungsarchitektur nur wenig nachgearbeitet werden müsse und die notwendigen Ausschreibungen zügig beginnen könnten. Bezogen auf die Erfahrungen mit dem Rollout in Österreich, wo G&D pro Tag 70.000 Karten liefern soll, rechnet Eisenbacher frühestens für das zweite Quartal 2006 mit einem Start des Systems, bei dem die online durchgeführte Überprüfung des Versichertenstatus im Vordergrund steht. Vorher laufe die Gesundheitskarte in "einer Art Emulationsmodus", so der Experte. Das elektronische Rezept könnte laut Eisenbacher im dritten Quartal 2006, andere Nutzungen nicht vor 2007 kommen.

Zur elektronischen Gesundheitskarte und der Reform des Gesundheitswesens siehe auch:

(Detlef Borchers) / (pmz)