Die Neuerungen von Red Hat Enterprise Linux 5.8

Die 2007 eingeführte Linux-Distribution RHEL 5 erhält mit der achten größeren Überarbeitung nicht nur Fehlerkorrekturen und bessere Hardware-Unterstützung, sondern auch Neuerungen für die Virtualisierung und das Power-Management.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 6 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Thorsten Leemhuis
Inhaltsverzeichnis

Knapp fünf Jahre nach der Einführung von Red Hat Enterprise Linux (RHEL) 5 stellt Red Hat seinen Kunden nun das achte "Minor Release" der Linux-Distribution bereit. Durch Verbesserungen der Skalierbarkeit sollen mit KVM virtualisierte Gäste nun statt 128 bis zu 256 Kernen nutzen können. Red Hat will zudem die Unterstützung für Zeitgeber- und Timer-Hardware beim Virtualisieren mit KVM verbessert haben. KVM-Gäste sollen nun flotter starten; aufgrund einer Aktualisierung des Codes, der für die Real Time Clock (RTC) zuständig ist, sollen RHEL-6-Gäste unter RHEL-5-Wirten schneller arbeiten. Der Spice-Client unterstützt nun Wirte, die mit Red Hat Enterprise Virtualization (RHEV) 3.0 oder RHEL 6.2 laufen, wodurch sich das Remote-Desktop-Protokoll auch für den Einsatz in einem WAN (Wide Arrea Network) eignen soll.

RHEL 5.8 kann erstmals die Kontrolle über CD-ROM-Laufwerke an paravirtualisierte Xen-Gäste übergeben. Red Hat will bei Xen zudem die Gast-Performance, das Logging und die Funktionen zum Verändern der Dateisystemgröße emulierter Datenträger verbessert haben.

Der Kernel von RHEL 5 basiert weiter auf Linux 2.6.18, das Red Hat bei Version 5.8 um Unterstützung für PCI Express (PCIe) 3.0 erweitert hat. Neu ist auch die schon länger im Hauptentwicklungszweig von Linux enthaltene Infrastruktur für Power Management Quality Of Service (pm_qos). Darüber können Treiber und Userland-Software Anforderungen zu CPU- und Netzwerk-Latzenzen oder Netzwerk-Durchsatz kommunizieren, damit das System im Idealfall nur so schnell wie gerade benötigt arbeitet und nicht unnötig Strom durch Nutzung der schnellsten Betriebsmodi verbraucht.

Wie bei Minor Updates von RHEL üblich haben die Entwickler zudem zahlreiche Treiber aktualisiert – insbesondere bei denen für Netzwerk- und Storage-Hardware gab es eine ganze Reihe von Änderungen, die die Unterstützung moderner Geräte verbessern. Neu sind auch Audio-, I2C-, SATA- und USB-Treiber für noch nicht eingeführte Platform Controller Hubs (PCHs) von Intel; dabei scheint es sich um die "Panther Point"-Chips der Ivy-Bridge-Generation zu handeln, die vermutlich um Ostern vorgestellt wird.

  • Zum Lieferumfang gehört nun auch das Top-ähnliche Werkzeug iotop, das anzeigt, welche Prozesse von Datenträgern lesen oder schreiben.
  • Red Hat legt ein neueres, optionales Binutils-Paket namens Binutils220 bei, das einige Neuerungen bietet, die AMDs Bulldozer-Prozessoren gebracht haben.
  • Das Installationsprogramm unterstützt nun auch die Konfiguration von Hardware für IP over Infiniband (IPoIB), was die Installation über Infiniband-Adapter vereinfachen soll.
  • OpenSCAP (Open Security Content Automation Protocol) unterstützt nun SCAP 1.1 (Security Content Automation Protocol).

Die Release Notes geben eine kurze Übersicht über diese und eine Reihe weiterer Neuerungen von RHEL 5.8. Eine noch detailliertere Übersicht der Änderungen, die mit Links zu Einträgen in der Tracking-Datenbank gespickt ist, liefern die Technical Notes.

[Update, 20120221] Red-Hat-Mitarbeiter Mark J Cox hat kurz nach der Freigabe von RHEL 5.8 den Blog-Eintrag "Enterprise Linux 5.7 to 5.8 risk report" veröffentlicht. In dem liefert er eine kurze Analyse zu den Sicherheitsproblemen, die zwischen der Freigabe der RHEL-Versionen 5.7 und 5.8 aufgetreten sind. [/Update, 20120221]

Da sich RHEL 5 noch bis Ende des Jahres in der Phase Production 1 befindet, dürfte dieses Jahr mit RHEL 5.9 noch eine weitere Version mit Verbesserungen erscheinen. Beim Vergleich mit früheren Minor Releases von RHEL 5 fällt aber auf, das der Umfang und die Bedeutung der Änderungen immer weiter nachlassen – die größeren Neuerungen fließen vornehmlich in RHEL 6 ein. Nach dem Übergang in die Phase Production 2 Ende des Jahres wird Red Hat kaum noch Neuerungen in RHEL 5 einbauen und auch Unterstützung für neue Hardware nur noch nachrüsten, wenn sich der dazu nötige Aufwand in Grenzen hält.

Die Eignung für neue Systeme verschlechtert sich somit langsam. Die Hälfte seines Life Cycle hat RHEL 5 indes noch vor sich, da Red Hat den Support für RHEL 5 und 6 kürzlich von sieben auf zehn Jahre verlängert hat; mit dem "Extended Life Cycle Support (ELS)" sind sogar noch drei weitere Jahre drin. Viele der heute installierten Systeme gehören bis dahin zum Alteisen. (thl) (thl)