Neuer deutscher Supercomputer in Betrieb

In Garching bei München wurde heute der Supertcomputer HLRB II offiziell in Betrieb genommen. Der Rechner soll zu wissenschaftlichen Zwecken eingesetzt werden.

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Von
  • Jan Brinkhus
  • dpa

Deutschlands zweitschnellster Supercomputer ist heute in Garching bei München offiziell in Betrieb gegangen. HLRB II erledigt mehr als 26 TeraFlop/s und gehört damit zu den 20 schnellsten Rechnern der Welt. Nur der Supercomputer im Forschungszentrum Jülich hat mit etwa 37 TeraFlop/s die Nase noch vorne. 2007 soll die Leistung des Garchinger Rechners aber noch einmal verdoppelt werden.

Bundesbildungsministerin Annette Schavan und Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber betonten, mit dem rund 38 Millionen Euro teuren System werde der Wissenschaftsstandort Deutschland gestärkt. Stoiber forderte, das geplante Höchstleistungs-Rechenzentrum der EU in Deutschland anzusiedeln.

Untergebracht ist der rund 38 Millionen Euro teure Superrechner in einem würfelförmigen Trakt mit einer Kantenlänge von 36 Metern im neuen Leibniz-Rechenzentrum. In das fünfstöckige Gebäude führt nur ein einziger Eingang über eine videoüberwachte Brücke. Auch der Kontrollraum mit fast 20 Monitoren ist in einem Nebengebäude. "Im Normalfall ist in dem Rechner niemand drin", erläutert Matthias Brehm, Leiter der Hochleistungsrechner-Gruppe im Rechenzentrum. Das ist aber auch gar nicht nötig, denn Wissenschaftler können über Hochgeschwindigkeits-Datennetze von ganz Deutschland aus auf den Rechner zugreifen und mit ihm arbeiten.

Zu Fortschritten soll HLRB II in den kommenden sechs Jahren vor allem den Naturwissenschaften verhelfen. "Bei uns auf Platz 1 ist die Strömungsdynamik", erklärt Hegering. Aber auch Astrophysik oder Materialforschung sind auf riesige Rechnerkapazitäten angewiesen. Beispielsweise kann der Höchstleistungsrechner auch zur Erforschung von Tsunamis beitragen. Allerdings darf nicht jeder sofort auf den Super-Rechner "drauf", wie die Fachleute sagen. Ein Gremium prüft die Forschungsanträge und erteilt dann die Genehmigung.

Der Rechner selbst sieht eher unspektakulär aus: Auf einer Fläche von etwa 560 Quadratmetern stehen große graue Kästen Reihe an Reihe. Von der Decke hängen riesige Lüftungssysteme, die ein ständiges Rauschen verursachen. Zur Kühlung werden bis zu 400.000 Kubikmeter Luft pro Stunde benötigt. Mehr als 21 Kilometer Datenleitungen wurden in dem Gebäude verlegt, das auch als Rechenzentrum für die beiden Münchner Universitäten und die Bayerische Akademie der Wissenschaften dient. Für die kommenden sechs Jahre, so lange soll der Rechner laufen, sind 15 Millionen Euro Betriebskosten eingeplant.

Ein Thema während der Eröffnungsveranstaltung war die Spitzenforschung in Deutschland. Schavan sprach sich dafür aus, deutschen Spitzenforschern auch nach Erreichen der Ruhestandsgrenze das Weiterforschen zu ermöglichen. Dazu will sie in den kommenden Monaten einen Vorschlag vorlegen. "Wir brauchen den Senior-Forschungsprofessor in Deutschland." Es könne nicht sein, dass die Besten mit 65 Jahren ins Ausland gehen müssen, um dort weiterforschen zu können.

Erst am gestrigen Donnerstag war für den an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) arbeitenden Physik-Nobelpreisträger Theodor Hänsch eine Sonderregelung gefunden worden. Staatliche Stellen und die Stiftung stellen die nötige finanzielle, sachliche und personelle Ausstattung bereit, damit Hänsch auch nach seinem 65. Geburtstag in diesem Oktober in Deutschland weiterforschen kann. (Jan Brinkhus, dpa) / (anw)