Verbraucherschützer verklagen bild.de wegen Schleichwerbung [Update]

"Von Journalisten gefilterte Informationen haben eine viel größere Glaubwürdigkeit als Werbung", sagte Edda Müller, Vorstand des vzbv. Diese Trennlinie wolle man "auch im Interesse der Medien" verteidigen.

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Von
  • Jürgen Kuri

Die Verbraucherschützer von der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) haben das Online-Portal bild.de der BILD-Zeitung wegen Schleichwerbung verklagt. Nach Ansicht der Organisation hat BILD auf der Webseite für Autos geworben, ohne dass dies explizit als Werbung kenntlich gemacht wurde: "Die Werbetexte glichen in ihrer Aufmachung redaktionellen Texten." Mit der Klage wolle man ein Zeichen gegen zunehmende Schleichwerbung setzen, erklärten die Verbraucherschützer.

"Von Journalisten gefilterte Informationen haben eine viel größere Glaubwürdigkeit als Werbung", sagte Edda Müller, Vorstand des vzbv. Diese Trennlinie wolle man "auch im Interesse der Medien" verteidigen. Die Verbraucherschützer haben nach eigenen Angaben die Betreiber der Site zunächst aufgefordert, die beanstandete Werbung zu unterlassen. Nachdem das Unternehmen dazu nicht bereit gewesen sei, habe der Verband Klage beim Landgericht Berlin eingereicht.

In diesem Zusammenhang äußern die Verbraucherschützer auch Zweifel am Geschäftsmodell von bild.de: Offen sei, inwieweit "die Vermischung von Kommerz und Journalismus bei der mit T-Online verbundenen Website zum Geschäftsmodell" gehöre. Der vzbv beruft sich dabei unter anderem auf einen Artikel aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: bild.de sei in einen Grenzbereich zwischen Journalismus und Werbung vorgestoßen. "In der Zeitung ist alles, was wir machen, klar als Anzeige gekennzeichnet. Im Internet findet eine stärkere Vermischung zwischen Werbung und redaktionellen Inhalten statt", zitierte die FAZ den damaligen Vorstandsvorsitzenden von Bild.T-Online.de, Peter Würtenberger.

Eine Stellungnahme des Axel-Springer-Verlags zu der Klage liegt momentan noch nicht vor. Allerdings zitieren die Verbraucherschützer selbst Mathias Döpfner, den Vorstandsvorsitzenden des Konzern: "Ich habe nichts gegen redaktionell gestaltete Anzeigen, solange sie gekennzeichnet und deutlich unterscheidbar sind. Eine für den Leser nicht nachvollziehbare Einflussnahme von Anzeigenkunden auf journalistische Inhalte ist eine Todsünde."

[Update]:
Eine Sprecherin von Bild.T-Online.de erklärte mittlerweile gegenüber heise online, man könne zu den Vorwürfen derzeit noch nicht Stellung nehmen, da die Klageschrift bislang nicht vorliege. (jk)