Cebit

Diskussion über elektronische Gesundheitskarte

Im Rahmen der CeBIT diskutierten Vertreter der verschiedenen Interessensgruppen über den aktuellen Stand der elektronischen Gesundheitskarte (eGK). Ab 2015 werden Anwendungen und ab 2016 Online-Funktionen erwartet.

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Von
  • Detlef Borchers

Im Rahmen der CeBIT diskutierten Vertreter verschiedener Interessengruppen auf der Health & Vitality über den aktuellen Stand der elektronischen Gesundheitskarte (eGK). Nachdem die Karte bisher vor allem mit etlichen Problemen für Schlagzeilen sorgte, äußerten die Teilnehmer nun Optimismus, dass zwischen 2015 und 2017 Anwendungen den Nutzen des Projekts unter Beweis stellen können.

Sehr optimistisch zeigte sich Matthias von Schwanenflügel vom Bundesgesundheitsministerium: Nach seinen Angaben besitzen aktuell bereits10 Prozent der Bundesbürger eine elektronische Gesundheitskarte – ganz wie es das GKV-Finanzierungsgesetz vorsieht. Mit Ausnahme von einigen wenigen haben demnach fast alle gesetzlichen Kassen das Quorum erfüllt. Mit der für 2012 vorgeschriebenen Quote von weiteren 60 Prozent der Versicherten werde sich die eGK durchgesetzt haben. "Ende 2012 ist der Point of no Return erreicht", erklärte der Ministerialbeamte. Einen großen Schwung erwartet er vom IT-Gipfel 2012 im November, auf dem die Bundesregierung ein "Informations- und Unterstützungssystem im Handlungsfeld Telemonitoring" einweihen werde.

Kritischer fiel die Bilanz von Ingo Bettels aus, der bei der KKH Allianz für die Einführung der eGK zuständig ist. Für ihn ist die eGK aktuell eine Offline-Karte, die erst langfristig in ein Online-System integriert wird. Und obwohl die KKH Allianz ihre Ausgabequote erfüllen konnte, scheint die Kundschaft nicht begeistert zu sein: "Je länger die herkömmliche Krankenversichertenkarte (KVK) gültig ist, desto hartnäckiger weigern sich Versicherte, Fotos für die neue Karte einzuschicken." Hinzu kommen recht unerwartete Verzögerungen: Zum Beispiel gebe es das Problem, dass Mitglieder öfter unbeschriftete Fotos aller Familienmitglieder in einer Sendung einschicken und von der Kasse erwarten, die Bilder den Namen zuzuordnen. Und "ein Prozent – von bisher rund 3.000 nicht geeigneten Fotos – stellen keinen Menschen dar.“

Für seine Kassen schätzte Bettels, dass ungefähr 44.000 hartnäckige Verweigerer sich niemals mit der eGK anfreunden werden. Weitere 80.000 Versicherte sollen hingegen auch passende Kartenlesegeräte besitzen und schon mit dem Lesen der ungeschützten Daten auf der Karte experimentieren. Das Fazit für diese Gruppe zog Bettels so: "Eine neue Karte allein reicht nicht. Versicherte erwarten von der eGK mehr." Mit dem Notfalldatensatz sieht der Kassenvertreter 2015 / 2016 erste Anwendungen, doch die eigentlich interessante Online-Stufe werde erst 2016 / 2017 folgen.

Wilhelm Wilharm von der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen berichtete auf der Health & Vitality von den Erfahrungen der Ärzte, die von den Kassenärztlichen Vereinigungen mit einem First Level Support begleitet werden. Allein die Tatsache, dass Ärzte bei der Anpassung der Lesegeräte nicht mit der Kostenpauschale auskamen und zuzahlen mussten, weil Softwarehäuser höhere Installationspauschalen kassierten, schade der Akzeptanz der Karte. Die 88 Millionen Euro (ohne Zahnarztpraxen und Krankenhäuser), die bisher für Lesegeräte ausgegeben worden seien, reichten nicht. (jub)