Steve Ballmer: Vorsicht bei den Umsatzerwartungen für Vista

Die Analysten-Prognosen für die Auswirkungen, die Vista auf die Microsoft-Umsätze haben würde, könnten überzogen sein, meint der Microsoft-Chef und verteidigt gleichzeitig die Investitionen in die Online-Sparte.

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Von
  • Jürgen Kuri

Es hat schon seine eigene Ironie, wenn Microsoft-Chef Steve Ballmer dazu rät, keinen allzu großen Auftrieb für Microsoft durch die Verkäufe von Windows Vista zu erwarten. Denn derselbe Steve Ballmer hatte Ende Januar noch vollmundig erklärt, das System werde sich schneller am Markt durchsetzen als bisherige Windows-Versionen: "Wir werden mit Vista in den ersten drei Monaten nach Marktstart den Absatz im Vergleich zur Einführung von Windows 95 verfünffachen." Diese Erwartungen wurden bereits durch die ersten Zahlen gedämpft, die Marktforscher für die Vista-Verkäufe im US-Einzelhandel ermittelten. Fast parallel dazu meinte Ballmer auf einem Treffen mit Analysten, einige ihrer Prognosen für die Umsätze mit Vista könnten überzogen sein.

Die Börse wartete nun schon seit einigen Quartalen auf die Freigabe von Vista – auch wenn der Konzern in den vergangenen Quartalen immer wieder gute Zahlen vorlegte, erhofften sich die Investoren von dem neuen System und dem neuen Office-Paket beflügelnde Wirkung auf Microsofts Geschäftszahlen, Sicherheit für künftige Umsatz- und Gewinnsteigerungen sowie positive Auswirkungen auch auf den Aktienkurs. Nun meinte Ballmer aber laut dem Wall Street Journal, Analysten seien etwas zu optimistisch, was die Auswirkungen von Vista auf die Microsoft-Umsätze angingen. Schließlich komme das Vista-Wachstum vor allem aus dem Markt für Privatkunden und in sich entwickelnden Ländern, und dort seien die Umsätze eh niedriger. Upgrades für Unternehmenskunden seien dagegen in der Regel bereits in deren Lizenz- und Supportverträge eingebaut. Auch habe das Windows-Geschäft ja bereits einen enormen Umfang erreicht. Allein die Umsätze mit der Client-Version von Windows waren im vergangenen Quartal für 2,6 Milliarden US-Dollar zuständig – und da litt der Windows-Umsatz nach den Angaben von Microsoft bereits unter den Verzögerungen, die dazu führten, dass Vista nicht rechtzeitig fürs Weihnachtsgeschäft fertig wurde. Der Gesamtumsatz von Microsoft im vergangenen Quartal lag bei 12,54 Milliarden US-Dollar.

Ballmer nahm gleichzeitig auch die Abteilung Online Services Business in Schutz. Die ist zwar für einen Gutteil der Zukunftsstrategie Microsofts im Rahmen der Live-Vorhaben zuständig, kommt aber bislang nicht so recht vom Fleck. Ballmer verteidigte erneut die hohen Investitionen in das Online-Geschäft, die von Investoren schon kritisch beäugt wurden. "Wir haben noch eine Menge Arbeit zu erledigen, sowohl bei Forschung und Entwicklung als auch bei den Verkäufen und dem Marketing", gestand Ballmer den Kritikern zu, die bemängeln, Microsoft hinke weit hinter Google her und verliere weiter an Boden. Man sollte angesichts der Situation aber nicht frustriert sein, sondern erfreut über die Möglichkeiten zur Verbesserung. (jk)