Mozilla will H.264-Videocodec unterstützen

Nach Andreas Gal sprechen sich auch andere Mitglieder der Mozilla-Führung dafür aus, auf die vom Betriebssystem bereitgestellten Decoder zurückzugreifen, um Videos im patentgeschützten MPEG-4 AVC (H.264) mit Mozilla-Produkten abspielen zu können.

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Von
  • Volker Zota

Laut Andreas Gal, Director of Research der Mozilla Corporation, sprechen sich auch andere Mitglieder der Mozilla-Führung dafür aus, auf die vom Betriebssystem bereitgestellten Decoder zurückzugreifen, um Videos im patentgeschützten MPEG-4 AVC (H.264) mit Mozilla-Produkten abspielen zu können.

Gal hatte den Vorschlag für Mozillas Mobilbetriebssystem Boot2Gecko sowie Firefox für Android aufs Tapet gebracht. Als Grund gab er an, dass sämtliche Smartphones und Tablets Hardware-seitig H.264 unterstützten.

Inzwischen meldeten sich auch die Chefin der Mozilla Foundation, Mitchell Baker, und Mozillas Chief Technology Officer Brendan Eich zu Wort. Laut Baker steht Mozilla kurz davor, H.264 einzusetzen, obwohl man sich Open Source verschrieben und sich im Rahmen der HTML5-Debatte jahrelang gegen den patentgeschützten Codec gewehrt habe. Die momentane Entwicklung – speziell des mobilen Internet – forciere diesen Schritt, damit Mozilla den Nutzern die bestmögliche Web-Erfahrung liefern könne. Der erste Anlauf, einen offenen Videostandard im Web zu etablieren, sei in einer Sackgasse, meinte Baker. Doch auch weiterhin sei es Mozillas Mission, für patentfreie Formate zu kämpfen.

Brendan Eich hat sich zu einem Internet-Meme hinreißen lassen, das unterstreicht, dass er das Vertrauen in Google verloren hat.

(Bild: Mozilla)

In Google sieht Mozilla-CTO Brendan Eich einen der Hauptschuldigen an der verfahrenen Situation. In einem ausführlichen Artikel beleuchtet er die Entwicklung des <video>-Elements von HTML5. In diesem Zuge hob Google gemeinsam mit Mozilla, Opera und anderen das Open Web Media Project aus der Taufe und setzte sich für das freie WebM als Webvideo-Standard ein. Damals hatte Google angekündigt, die H.264-Unterstützung zugunsten des freien WebM-Codecs aus kommenden Versionen des Chrome-Browsers zu streichen, was bis heute nicht passiert ist.

Auch YouTubes WebM-Unterstützung sei weiterhin halbherzig: So lägen bisher höchstens die Hälfte aller Videos auf Googles Videoportal in einer WebM-Fassung vor. Sobald Werbung eingeblendet würde, spiele YouTube indes nur MP4-Videos ab. Auch Adobe bekam eine Breiteseite: Anders als angekündigt, unterstütze der Flash Player das WebM-Format noch immer nicht.

Doch all diese Überlegungen seien müßig, wenn man Apples Dominanz im Mobilbereich bedenkt, dessen iOS nur H.264 unterstützt, resümierte Eich leicht resigniert. Dennoch gab er sich kämpferisch: Mozilla würde den Kampf für freie Web-Standards niemals aufgeben. Außerdem stellte Eich klar, dass Mozilla auch im Falle der H.264-Unterstüzung niemals Firefox-Nutzer oder Redistributoren zur Kasse bitten werde. (vza)