Wettrennen um MMS vom Mond

Bereits auf der ITU Telecom World 2003 kursierten Gerüchte über Pläne von Vodafone und China Mobile für die Stationierung eines Mobilfunksenders auf dem Mond.

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China Mobile und Vodafone befinden sich in einem Rennen um das erste MMS vom Mond. Bereits auf der ITU Telecom World 2003 hatten Gerüchte über Pläne der beiden Mobilfunk-Riesen für die Stationierung eines Mobilfunksenders auf dem Erdtrabanten kursiert. Am heutigen Freitag kommt in einer Meldung der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua erstmals eine Bestätigung: "Ich glaube, dass unsere Nation sich zum Ziel setzen sollte, noch vor Ende dieses Jahrzehnts eine MMS vom Mond zur Erde zu senden", wird der Präsident der Volksrepublik, Hu Jintao, zitiert. "Kein einzelnes Telecom-Projekt wird in dieser Zeitspanne die Menschheit mehr beeindrucken und von größerer Bedeutung für die langfristige Entwicklung von Mehrwertdiensten sein." Das Projekt ist demnach fixer Bestandteil von Chinas Raumfahrtprogramm. Die deutsche RegTP hat in einer ersten Reaktion angekündigt, deutschen Netzbetreibern die Zusammenschaltung mit Mond-Netzen zu untersagen, solange dem Himmelskörper keine eigene Vorwahl zugeteilt worden sei. Die ITU erwäge dafür "++MOON" (00006666), denkbar sei aber auch die mehr dem Standard entsprechende Vorwahl +0104.

China Mobile bestätigte, bereits bei den Parabelflügen, mit denen sich der erste Taikonaut Yang Liwei auf seine Weltraummission vorbereitet hatte, Sender-Prototypen unter reduzierter Schwerkraft getestet zu haben. Welche Mobilfunktechnologie am Mond eingesetzt werden soll, ließ das Unternehmen offen. Die besten Karten hat eine GSM-Variante mit nur vier Zeitschlitzen zwecks Reichweitenvergrößerung, aber auch der chinesischen Mobilfunk-Standard TD-SCDMA hat Chancen. Zumal am Mond keine Leistungsgrenzwerte eingehalten werden müssen, da sich dort kaum jemand sorgen über Elektrosmog oder Beeinflussung anderer Netze macht, könnte damit eine besonders hohe Reichweite erzielt werden. Zudem braucht TD-SCDMA nach schlechter Presse eine Imagepolitur.

Chinas größter Konkurrent im Rennen um die symbolträchtige erste M3S (Mond-MMS) ist Vodafone. CEO Arun Sarin sagte: "Für uns sind M3S eine natürliche Fortsetzung der Strategie, wie sie heute bereits durch Vodafone Live! verkörpert wird: innovative Dienste für unsere Kunden, egal, wo sie sich gerade aufhalten." Eine Arbeitsgruppe mit Vertretern der NASA, der ESA sowie der nationalen Vodafone-Gesellschaften sei bereits konstituiert. Vodafone Deutschland wird darin durch Sigmund Jähn vertreten.

Die NASA begrüßte aber auch das chinesische Projekt, erhofft sie sich doch davon einen Schub für ihr Projekt eines interplanetaren IP-Netzes. Auch TCP/IP-Vater Vint Cerf zeigte sich hoffnungsvoll, nun werde endlich der erste Schritte zu einem interstellaren Netzwerk getan, mahnte aber die Einhaltung offener Standards ein.

Im Gegensatz zu Vodafone hat China Mobile zudem schon Erfahrung mit dem Einsatz von GSM-Sendern, die eigentlich nur für den Betrieb in Höhen bis zu 4.000 Metern ausgelegt sind, unter extremen Bedingungen. 2003, zum 50. Jahrestag der Erstbesteigung des Mount Everest, hatte die Firma einen GSM/GPRS-Sender mit Satellitenanbindung am Mount Everest errichtet. Im gleichen Jahr wurde die unbewohnte Paracel-Inselgruppe mit Mobilfunk versorgt, um den Hoheitsanspruch Chinas zu unterstreichen. Das Gebiet, in dem reiche Erdölvorkommen vermutet werden, wird auch von Taiwan, Vietnam und den Philippinen beansprucht.

Egal, wer bei dem Wettlauf obsiegt: Die erste M3S dürfte von einer Maschine generiert werden. Bis zum nächsten Mondspazierung eines Menschen wird es nämlich noch länger dauern.

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