Entscheidung über Nano-SIM zieht sich hin

Der Streit zwischen Nokia und Apple verzögert die Verabschiedung eines neuen Standards für kleinere SIM-Karten.

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Von
  • Leo Becker

Die Entscheidung über die nächste SIM-Karten-Generation dauert angesichts des Streits zwischen zwei Industriegruppen um Nokia und Apple offenbar länger: Das zuständige europäische Gremium ETSI konnte sich bei Beratungen am Donnerstag nicht auf einen Standard für die kleinere Nano-SIM einigen.

Die französische Wirtschaftszeitung Les Echos berichtete, bis zu einer Entscheidung könnten jetzt nach Regeln der Standardisierungsorganisation mindestens 30 Tage vergehen. Ein ETSI-Sprecher verwies darauf, dass die Beratungen am Freitag noch andauern. [Update: Das zuständige europäische Gremium verschob am Freitag die Entscheidung über einen Nano-SIM-Standard. Die nächste Gelegenheit wäre ein Treffen Ende Mai im japanischen Osaka.] Zugleich betonte er, dass die Organisation grundsätzlich einvernehmliche Entscheidungen ohne Abstimmung bevorzuge. Nur wenn kein Konsens erreicht werden könne, kommt es zur Abstimmung – was bei ETSI aber sehr selten der Fall sei.

Bei der Nano-SIM zeichnete sich zuletzt jedoch kein Konsens ab, ganz im Gegenteil: Nokia drohte, den Vorschlag von Apple zu blockieren, falls er zum Standard erklärt werden sollte. Der finnische Mobiltelefonhersteller wolle seine vielen SIM-Patente in diesem Fall nicht lizenzieren, erklärte Technologiechef Henry Tirri.

Nokia wirft Apple unter anderem vor, die Stimmenzahl bei der ETSI durch die Mitgliedschaft europäischer Tochtergesellschaften künstlich nach oben getrieben zu haben. Außerdem sei der Nano-SIM-Vorschlag der Gruppe um Nokia, Motorola und den Blackberry-Anbieter RIM besser für Unternehmen und Verbraucher und entspreche im Gegensatz zu Apples Entwurf den ETSI-Vorgaben. Apple hat laut Medienberichten die Unterstützung der meisten Mobilfunk-Betreiber.

RIM hatte am Mittwoch eine Beschwerde eingereicht, in der drei Apple-Mitarbeitern vorgeworfen wird, sich für verschiedene Mobilfunkanbieter zur Stimmabgabe registriert zu haben – derartige Proxy-Votes seien aber regelwidrig, monierte der BlackBerry-Hersteller.

Apple will die Technik der heutigen SIM-Karten weitgehend beibehalten und sie von der bislang üblichen Plastik-Umrandung befreien. Das hätte den Vorteil, dass die neuen SIM-Karten mit einem Adapter auch in älteren Geräten verwendet werden könnten. Die Nokia-Koalition setzt hingegen auf ein gänzlich anderes System, das nicht mit bisheriger Technik kompatibel wäre. Laut Les Echos wären die Partner dabei aber auch von fremden Patenten abhängig: Das Format ähnele einer MicroSD-Speicherkarte, die ein Konsortium aus SanDisk, Panasonic und Toshiba patentiert habe. (Mit Material der dpa) / (lbe)