Microsoft hält Virtualisierung noch nicht für massentauglich

Der General Manager für Virtualisierungsstrategien bei Microsoft hält Virtualisierung noch nicht reif für die breite Masse der Anwender.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 298 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Andreas Beier

Mike Neil, General Manager für Virtualisierungsstrategien bei Microsoft, hat in einem Blog-Eintrag Einblick in die Pläne des Redmonder Software-Riesen gegeben. Besonders kontrovers ist seine Einschätzung, dass Virtualisierung noch nicht reif für die breite Masse der Anwender sei – und zwar aus Sicherheitsgründen.

Zwischen den Zeilen versucht er damit, das Installationsverbot für virtuelle Maschinen in den Lizenzbedingungen der beiden günstigsten Vista-Varianten (Home Basic und Home Premium) zu erklären – was in Deutschland sowieso nicht gilt. Zudem funktioniert die Installation problemlos. Enthusiasten und Neugierigen ("early adopter") empfiehlt er – allen Sicherheitsbedenken zum Trotz – den Einsatz der teuersten Vista-Version (Ultimate), für die Microsoft diese Lizenzbeschränkung nicht vorsieht.

Offenbar sehen Neil und Microsoft auch die Sicherheitsanforderungen von Geschäftskunden anders, denn in die Lizenz der für diese Kunden gedachten Vista-Versionen Business und Enterprise hat Microsoft ebenfalls keine Beschränkungen für den Einsatz in virtuellen Maschinen hineingeschrieben. Im Gegenteil: Eine Enterprise-Lizenz berechtigt sogar zur Installation des Systems in vier virtuellen Rechnern.

Generell gilt in Deutschland: Windows Vista darf man wie alle seine Vorgänger mit einer Lizenz nur wahlweise als Wirtssystem oder als Gast in einer virtuellen Maschine installieren. Für jede weitere Installation (egal wo) ist eine weitere Lizenz fällig. Ausnahmen sind Vista Enterprise und Ultimate, die man jeweils als Wirt und zusätzlich als Gast installieren darf: Ultimate einmal, Enterprise bis zu viermal. Das Verbot einer Installation der Home-Versionen von Vista in einer VM gilt in Deutschland nicht.

Die von Neil angeführten Sicherheitsbedenken scheinen nur vorgeschoben. Vielmehr drängt sich der Verdacht auf, dass Microsoft den Wachstumsmarkt Virtualisierung so lange klein halten möchte, bis die eigenen Virtualisierungsprodukte Virtual PC und Virtual Server wieder mit denen der Konkurrenz mithalten können oder der Hypervisor (Codenamen "Viridian") der nächsten Windows-Serverversion ("Longhorn Server") fertig wird. Ein Hypervisor ist eine Verwaltungsinstanz für virtuelle Maschinen.

In diese Kerbe schlägt auch Virtualisierungsplatzhirsch VMware: In einem Dokument wirft das Unternehmen Microsoft vor, die Wahlfreiheit von Verbrauchern bei Virtualisierungsprodukten einzuschränken und seine Marktmacht zu missbrauchen.

Die Motivation von VMware ist indes klar: Das Unternehmen möchte sich nicht von einem Netscape-Schicksal ereilen lassen. Netscape dominierte den Webbrowser-Markt, ähnlich wie VMware heute den Virtualisierungsmarkt, bis Microsoft beschloss, dass ein Webbrowser zum Betriebssystem gehört und den Internet Explorer einbaute. (adb)