Online-Volltextsuche des Buchhandels soll 2007 starten

Der Börsenverein des deutschen Buchhandels will Anfang des kommenden Jahres mit seinem Digitalisierungsprojekt unter Durchsetzung eigener Kopierschutzvorgaben loslegen.

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Der Börsenverein des deutschen Buchhandels will in wenigen Monaten sein Digitalisierungsprojekt "Volltextsuche online" unter Durchsetzung eigener Kopierschutzvorgaben an den Start bringen. "Anfang 2007 wird es losgehen", erklärte der Hauptgeschäftsführer der Branchenvereinigung, Alexander Skipis, kürzlich in Berlin. "Wir werden eine Datenbank aufbauen, die sämtliche deutschsprachige Texte weltweit verfügbar macht", erläuterte er das Ziel des ambitionierten IT-Projektes. Dabei müsse man "noch sehen", zu welchen konkreten Bedingungen die Surfer Einsicht nehmen dürfen. Einen Prototyp der Lösung will der Buchhandel dennoch bereits auf der Frankfurter Buchmesse im Oktober präsentieren.

Als technische Partner hat der Börsenverein die beiden Holtzbrinck-Tochterunternehmen Hanseatische Gesellschaft für Verlagsservice (HGV) und die in Delhi angesiedelte MPS Technologies ins Boot geholt. Beide unterstützen Buchverlage mit IT-, Kunden-, Finanz- und Produktionsservices. "Die haben das erforderliche IT-Know-how und werden eine Web-basierte Lösung erstellen", sagt Skipis. Der Börsenverein hat keinen Ehrgeiz, das Rad neu zu erfinden. "Wir wollen nicht selbst die Technik auf den Markt bringen, sondern den Content", stellt der Geschäftsführer klar. Geplant sei daher eine Zusammenarbeit mit Google oder anderen Suchmaschinenbetreibern.

Die angestrebten Kooperationen bringen den Börsenverein aber nicht davon ab, über seine Mitglieder weiterhin juristisch gegen das alternative Projekt Google Print vorzugehen. "Wir werden die Klage weiterverfolgen. Das sind zwei Paar Schuhe", betont Skipis. Man sei momentan mitten in den Verhandlungen mit Anbietern von Suchtechnik. Gleichzeitig stoße das Projekt im Buchhandel selbst auf "sehr großes Interesse". Jedem Verlag sei inzwischen klar geworden, dass er sich um das Thema Digitalisierung kümmern müsse. Konkrete Vertragsabschlüsse gebe es aber noch nicht. "Wir suchen nach einer Möglichkeit, wie wir die Inhalte an die Suchmaschinen geben können, ohne die Hoheit darüber zu verlieren", führt Kurt Hammes, Leiter des Bereichs "Elektronisches Publizieren" bei der MVB Marketing und Verlagsservice des Buchhandels GmbH, einer Tochtergesellschaft des Börsenvereins, die Wunschvorstellungen weiter aus.

Dem gesamten Projekt müsse ein klares "Rechtekonzept" hinterlegt werden. Jeder einzelne Verlag soll dabei mit Hilfe des ausgewählten Systems zum digitalen Rechtekontrollmanagement (DRM) bestimmen können, wie viele Seiten eines bestimmten Titels dem Nutzer gezeigt werden. Zu den genauen Funktionsdetails des geplanten Diensts äußerte sich Hammes noch nicht. Klar ist bislang, dass die von Holtzbrinck entwickelte Lösung "BookStore" bei dem Projekt Pate stehen soll. Man müsse es aber so erweitern, dass beispielsweise auch die besonderen Belange von Buchhandlungen Berücksichtigung finden. So sei es etwa notwendig, ein Beratungs- und Verkaufskonzept für den elektronischen Buchvertrieb anzubinden. BookStore selbst sei bislang stark auf reine Verlagsinteressen zugeschnitten. Im Prinzip handelt es sich dabei um ein elektronisches Warenhaus für Bücher, in dem E-Books gespeichert und angezeigt werden können.

Generell vertritt der Börsenverein die Auffassung, dass der Zugang zu Verlagsinhalten im Netz nicht kostenlos sein kann. Projekte und Bewegungen zur Förderung eines "freien Zugangs" zum Wissen, wie sie jüngst im Medienbereich etwa Wikimedia Deutschland gestartet hat, tut Skipis als "Chimäre" ab. (Stefan Krempl) / (psz)