Premiere-Arena-Deal: Sublizenz mit RĂĽcklizenz
Seit dem heutigen Mittwoch ist es amtlich: Premiere darf die Pay-TV-Rechte an der Fußball-Bundesliga von Arena übernehmen. Die mit dem Kartellamt abgesprochene Lizenzierungslösung soll zumindest ein bisschen Wettbewerb garantieren.
Seit dem heutigen Mittwoch ist es amtlich: Der Bezahl-Fernsehsender Premiere darf die Pay-TV-Rechte an der Fußball-Bundesliga wie geplant von Arena übernehmen. Das Bundeskartellamt toleriert eine bis zum 30. Juni 2009 befristete Zusammenarbeit der einstigen Konkurrenten. Das von den Wettbewerbshütern genehmigte Modell sieht vor, dass Arena die Ende 2005 erworbenen Übertragungsrechte für die nächsten zwei Spielzeiten der Fußball-Bundesliga auf Premiere überträgt. Im Gegenzug erhält Arena für die dann von Premiere produzierten Bundesliga-Sendungen eine Rücklizenz für die Vermarktung über Kabel und Satellit.
Nach Angaben des Bundeskartellamts gab es drei Alternativen: keine Kooperation, "Hard-Core-Kartell" oder kartellrechtskonforme Lösung. Ohne Kooperation sei nicht auszuschließen gewesen, dass Arena beziehungsweise die Muttergesellschaft Unitymedia mit ihren dahinterstehenden Finanzinvestoren BC Partners und Apollo "die Bundesligarechte aufgrund der Verluste nicht weiter allein hätte vermarkten können", erklärt die Behörde. Mit "hoher Wahrscheinlichkeit" hätte dies zu einer Rückgabe der Lizenz an die Deutsche Fußball-Liga (DFL) geführt. Für eine kurzfristige Übernahme der Lizenz für die Restlaufzeit sei nur Premiere infrage gekommen. Premiere hätte den Pay-TV-Markt damit wieder alleine beherrscht.
Zweite Variante sei das von Arena und Premiere Anfang 2007 vorgelegte "Alpha Agreement" gewesen. Diese weitgehende Kooperation hätte laut Bundeskartellamt jedoch zu einer langfristig angelegten Marktaufteilung geführt: Arena respektive Unitymedia hätten in den Kabelgebieten Nordrhein-Westfalen und Hessen die Bundesliga exklusiv vermarktet, während Premiere in den übrigen Kabelgebieten den Vertrieb übernommen hätte. Außerdem hätte Premiere die Bundesliga exklusiv an Satellitenkunden bundesweit vermarktet. Neben dieser Marktaufteilung habe das "Alpha Agreement" eine Vielzahl weiterer Regelungen enthalten, die insgesamt zu einer weitgehenden Ausschaltung des Preis- und Qualitätswettbewerbs geführt hätten.
Die Bildung eines solchen "Hard-Core-Kartells" wäre von den Wettbewerbshütern nicht genehmigt worden. In der Folgezeit sei schließlich in bilateralen Gesprächen eine kartellrechtskonforme Lösung gesucht und auch gefunden worden. Die zeitliche Begrenzung der Kooperation sowie weitere Regelungen würden eine Abschottung des Marktes verhindern und die Möglichkeit für Wettbewerb bei der anstehenden Vergabe der Bundesliga-Rechte für die Spielzeiten ab 2009/10 erhalten, heißt es in einer schriftliche Erklärung des Kartellamts. Behördenpräsident Bernhard Heitzer erklärte, dass Kooperationen der beiden einzigen aktuellen Wettbewerber "kein Idealfall" seien, dass angesichts der angespannten wirtschaftlichen Situation von Arena aber davon auszugehen sei, dass die vorgelegten Vereinbarungen "am ehesten geeignet sind", Wettbewerb zumindest für die Restlaufzeit der Bundesligalizenz zu erhalten.
Und dieser sieht so aus: Im Kabelgebiet in Nordrhein-Westfalen und Hessen sollen sowohl Unitymedia als auch Premiere – im Wege der Durchleitung – die Bundesliga vertreiben. Daneben soll jeder Anbieter seine eigenen Pay-TV-Programme vermarkten. Damit soll sichergestellt werden, dass es für Kabelkunden in Nordrhein-Westfalen und Hessen sowohl für die Bundesliga als auch für weitere Programmpakete eigenständige Pay-TV-Angebote von Arena und Premiere gibt. Im Bereich Satellit sollen beide Satellitenplattformen bestehen bleiben. Sowohl Arena als auch Premiere sollen das Bundesliga-Programm und ihre jeweils eigenen Programme im Wettbewerb zueinander über Satellit vermarkten.
Die im Zusammenhang mit der Sublizenzierung geplante Beteiligung Arenas an Premiere wird laut Bundeskartellamt spätestens bis Ende der Spielzeit 2008/09 abgebaut. Damit bestünden "auch insoweit keine kartell- oder fusionsrechtlichen Bedenken". Wie viel Premiere für die Senderechte zahlt, ist bislang nicht bekannt. In Branchenkreisen werden Beträge von bis zu 300 Millionen Euro pro Saison kolportiert – also deutlich mehr als die Summe, die Arena bislang an die DFL überweist. Die Beteiligten wollen sich zu Details bislang nicht äußern, da die Transaktion noch nicht vollständig abgeschlossen sei.
Ein Unitymedia-Sprecher erklärte lediglich, auch die DFL werde von einer Sublizenzierung der Pay-TV-Rechte an Premiere profitieren. Entsprechende Regelungen seien in den Verträgen festgeschrieben. Diese sehen laut Stern vor, dass bis zu einer Höhe von 20 Millionen Euro 75 Prozent der Mehrerlöse an die Liga weitergereicht werden, darüber hinaus sollen es noch 25 Prozent sein. Von einem Streit mit der Deutschen Fußball-Liga über eine Beteiligung an den Mehrerlösen wollte der Unitymedia-Sprecher nichts wissen: "Alles erfolgt in Abstimmung mit der DFL." (pmz)