AMD steckt weiter tief in den roten Zahlen [Update]

Der Chiphersteller konnte weit mehr Prozessoren verkaufen, dies aber zu einem niedrigeren Durchschnittspreis: AMD leidet immer noch unter dem Preiskrieg mit Intel.

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Von
  • Jürgen Kuri

AMD ist arg gebeutelt in letzter Zeit: Der Preiskrieg mit Intel hinterließ tiefe Spuren. Und nun gab es nach tiefroten Zahlen im ersten Quartal im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahrs noch keine wirklich entscheidende Besserung. 600 Millionen Euro Verlust (1,09 US-Dollar pro Aktie) verbuchte AMD, nach 611 Millionen Verlust im Vorquartal und 89 Millionen US-Dollar Gewinn im zweiten Quartal des Vorjahrs. Der Umsatz kletterte im Jahresvergleich von 1,216 auf 1,378 Milliarden US-Dollar. Der Verlust war höher als von Analysten erwartet, während AMD den Umsatz stärker als erwartet steigern konnte – vor allem konnte AMD mehr Mikroprozessoren verkaufen, dies aber zu einem niedrigeren durchschnittlichen Preis als im gleichen Quartal des Vorjahrs.

Eigentlich soll ja neben einigen anderen Neuvorstellungen der Vierkern-Serverprozessor Barcelona AMD wieder in die Gewinnzone bringen – bislang ist aber außer Informationshäppchen, mit denen der Prozessorhersteller immer wieder einmal die Öffentlichkeit beglückt, davon noch nichts zu sehen. Stattdessen gibt es immer neue Gerüchte über Verschiebungen und Verzögerungen. Dass ATI in letzter Zeit auch nicht gerade glänzte, hilft AMD, das seit dem vergangenen Jahr den Grafik- und Chipsatzhersteller zu seinen Besitztümern zählt, auch nicht viel weiter. So gab es denn bereits Gerüchte, AMD wolle sich von seinen Produktionsstätten trennen – was der Konzern zwar umgehend dementierte; von der neuen Fertigungsstätte, die aller Wahrscheinlichkeit im US-Bundesstaat New York gebaut wird, ist aber noch nicht einmal der Grundstein gelegt.

AMD ist derzeit mit dem Konkurrenten Intel konfrontiert, der zum einen große finanzielle Polster für einen Preiskrieg in die Schlacht führen konnte und Marktanteile gewann – andererseits aber konnte Intel mit einem Produktportfolio und einer Prozessorarchitektur, zu denen AMD erst wieder aufschließen muss, auch erneut Umsatz und Gewinn steigern. Kein Wunder, dass AMD jüngst gar selbst als Übernahmekandidat gehandelt wurde.

So ist es auch nicht wirklich überraschend, dass die AMD-Sparte Computing Solutions, die für die Prozessoren und die mit ATI übernommenen Chipsätze zuständig ist, im Jahresvergleich einen Umsatzrückgang von 1,216 auf 1,098 Milliarden US-Dollar hinnehmen muss. Zudem kam statt eines operativen Gewinns von 136 Millionen US-Dollar ein Verlust von 258 Millionen US-Dollar zustande – immerhin etwas weniger als im Vorquartal, als die Sparte noch 321 Millionen US-Dollar Verlust verbuchte. Die Grafiksparte, vor allem aus der ehemaligen ATI bestehend, machte einen Umsatz von 195 Millionen US-Dollar und einen Verlust von 50 Millionen US-Dollar – vor einem Jahr tauchte der Bereich noch nicht in den AMD-Bilanzen auf, im Vorquartal betrug der Umsatz 197 und der Verlust 35 Millionen US-Dollar.

Trübsal möchte man bei AMD trotzdem nicht blasen: Nach eigener Ansicht habe man im abgelaufenen Quartal Marktanteile zurückgewonnen, sowohl was Stückzahlen als auch Umsatz angehe, meinte AMDs Finanzchef Robert Rivet, ohne allerdings nähere Zahlen zu nennen. AMD habe jedenfalls gegenüber dem Vorquartal die ausgelieferten Prozessorstückzahlen um 38 Prozent gesteigert. Und auch bei den ATI-Grafikprozessoren laufe es wieder besser, nachdem man am Ende des Quartals mit der Auslieferung der neuen Radeon-Familie begonnen habe. Aber natürlich müsse AMD die finanziellen Ergebnisse verbessern: "Wir werden in der zweiten Jahreshälfte unser Geschäftsmodell weiter anpassen und die Kapitalausgaben und Kostenstruktur verbessern", betonte Rivet.

[Update:] Aus dem Formular 8-K, das AMD nach Vorgaben der US-Börsenaufsicht SEC zum Quartalsbericht veröffentlichen muss, geht hervor, dass AMD im zweiten Quartal 20 Prozent mehr Mobilprozessoren als im ersten Quartal 2007 verkauft hat und sogar 82 Prozent mehr als im Vorjahresquartal. Die Bruttomarge sei im Vergleich zum Vorquartal um 3 Prozentpunkte auf 34 Prozent gestiegen, wobei der Anstieg aber durch die Abschreibung von Lagerbeständen älterer Prozessoren im Wert von rund 30 Millionen US-Dollar gebremst worden sei.

AMD betonte noch einmal, dass man die Vierkern-Serverprozessoren "Barcelona" im dritten Quartal in Stückzahlen liefern werde. Auch die Notebookplattform "Puma" mit dem Mobilprozessor "Griffin" und dem RS780-Chipsatz soll AMD gegenüber Intel wieder in eine bessere Position bringen. Die Erwartungen für diese Initiativen von AMD und die unerwartet starken Steigerungen bei den ausgelieferten Prozessorstückzahlen führten auch dazu, dass AMDs Aktie im nachbörslichen Handel in den USA erst einmal um knapp 6 Prozent zulegte.

Umsatz- und Gewinnentwicklung bei AMD in US-Dollar

Quartal Umsatz Nettogewinn/
-verlust
1/00 1.092 Mio. 189 Mio.
2/00 1.170 Mio. 207 Mio.
3/00 1.210 Mio. 408 Mio.
4/00 1.175 Mio. 178 Mio.
1/01 1.190 Mio. 125 Mio.
2/01 985 Mio. 17,4 Mio.
3/01 766 Mio. -187 Mio.
4/01 952 Mio. -15,8 Mio.
1/02 902 Mio. -9,2 Mio.
2/02 600 Mio. -185 Mio.
3/02 508 Mio. -254 Mio.
4/02 686,4 Mio. -853,7 Mio.
1/03 714,6 Mio. -146,4 Mio.
2/03 645 Mio. -140 Mio.
3/03 954 Mio. -31 Mio.
4/03 1.206 Mio. 43 Mio.
1/04 1.236 Mio. 45 Mio.
2/04 1.262 Mio. 32 Mio.
3/04 1.239 Mio. 42,8 Mio.
4/04 1.264 Mio. -29,96 Mio.
1/05 1.227 Mio. -17,0 Mio.
2/05 1.260 Mio. 11,0 Mio.
3/05 1.523 Mio. 76,0 Mio.
4/05 1.840 Mio. 95,6 Mio.
1/06 1.330 Mio. 185 Mio.
2/06 1.220 Mio. 88,8 Mio.
3/06 1.327 Mio. 134,5 Mio.
4/06 *) 1.773 Mio. -574 Mio.
1/07 1.233 Mio. -611 Mio.
2/07 1.378 Mio. -600 Mio.
*) Anteil des ATI-Umsatzes: 398 Mio. US-Dollar. Im Nettoverlust sind u. a. 550 Mio. US-Dollar Kosten durch die Übernahme des Grafikchipherstellers enthalten.
(jk)