NAB: Warner setzt bei HD DVD auf Microsofts VC-1

Das Hollywood-Studio hat im Rahmen der derzeit in Las Vegas stattfindenden Broadcaster-Messe bekannt gegeben, beim Blu-ray-Konkurrenzformat den von den Redmondern entwickelten Codec benutzen zu wollen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 131 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Nico Jurran

Das Hollywood-Studio Warner Brothers hat im Rahmen der derzeit in Las Vegas stattfindenden Messe der National Association of Broadcasters bekannt gegeben, beim Blu-ray-Konkurrenzformat HD DVD den von den Redmondern entwickelten Codec benutzen zu wollen. Warner gehört zusammen mit seinen Tochergesellschaften New Line und HBO neben Paramount und Universal zu den Studios, die im Rahmen der CES im Januar über 80 hochaufgelöste Spielfilme für HD DVD angekündigt hatten.

VC1 ist eine verallgemeinerte Spezifikation von Windows Media 9, die Microsoft bei der Society of Motion Picture and Television Engineers (SMPTE) ursprünglich unter der Bezeichnung "VC-9" zur Standardisierung eingereicht hatte. VC1 ist ebenso wie H.264/AVC einer der obligatorischen Codecs für die kommenden DVD-Nachfolger HD DVD und BD-ROM. Zudem soll VC-1 nach Microsofts Willen auch eine bedeutende Rolle bei HDTV-Übertragungen spielen. Microsoft zeigt auf der diesjährigen NAB erstmals in einer öffentlichen Vorführung einen Live-Feed zu einer Settop-Box.

Doch spätestens mit der Entscheidung von Premiere für das Konkurrenzformat H.264 fielen die Redmonder weit zurück. Denn auch in den USA hatten sich schon die Satelliten-TV-Provider DirecTV und Voom für MPEG-4 als HDTV-Codec entschieden -- obwohl sich Voom zumindest laut amerikanischen Presseberichten zunächst noch öffentlich für VC-1 als Codec ausgesprochen hatte.

Ungemach droht Microsoft aber auch von anderer Seite: Im Rahmen der Einrichtung des für die Lizenzierung nötigen Patent-Pools haben sich bei der MPEG Licensing Administration (MPEG LA) bislang bereits zwölf (namentlich nicht genannte) Unternehmen gemeldet, die essenzielle Patente an den Grundlagen von VC-1 besitzen wollen. Wird dies bestätigt, müsste Microsoft künftig für die Nutzung von VC1 in Windows Media 9 selbst Lizenzgebühren zahlen, würde als Pool-Mitglied aber nur einen Teil davon zurückerhalten. Denkbar ist auch, dass die Lizenzgebühren für die Nutzung von Windows Media 9 steigen, die bislang deutlich unter denen von H.264 lagen. Laut MPEG-LA-Sprecher Larry Horn sei es zudem wahrscheinlich, dass sich die Zahl der Pool-Mitglieder bei VC-1 noch erhöhe. So seien bei Einrichtung des MPEG-2-Pools zunächst sogar nur acht Unternehmen erfasst worden; mittlerweile sei die Zahl jedoch auf 24 angestiegen.

Mit der Entscheidung von Warner machte Microsoft nun aber wieder Boden gut. Laut Warner-CTO Chris Cookson entschied man sich für VC-1, da es eine hervorragende Bildqualität biete und so ein ideales Format für hochaufgelösten Content darstelle. Der VC-1-Verwandte Windows Media Video (alias WMV HD) wird bereits als Codec für vorbespielte DVD-ROMs mit HD-Filmen (WMV-HD-DVD) eingesetzt, die unter anderem Concorde und die Ottonia Medien GmbH seit einiger Zeit in Deutschland vertreiben. Warner selbst brachte bereits im ROM-Teil des deutschen Animationsfilms "Back to Gaya" einen 3:36 Minuten langen hochauflösenden Videoclip im Format 720p (mit 1280 × 544 aktiven Bildpunkten) heraus, der im Format WMV HD mit einer Bitrate von 8,6 MBit/s kodiert war. (nij)