Britische Politiker fordern "saubere" Internetzugänge

Kinder können immer noch allzu leicht an pornografische und andere jugendgefährdende Inhalte gelangen, meint eine Kommission britischer Politiker. Daher sollen Provider diese generell ausfiltern und nach dem Opt-In-Prinzip nur auf Wunsch liefern.

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Zu viele britische Kinder und Jugendliche haben immer noch einfachen Zugang zu pornografischen oder gewalthaltigen Internetinhalten. Zu diesem Schluss kommt eine Jugendschutz-Kommission, bestehend aus Unterhaus-Abgeordneten aller Parteien in ihrem Abschlussbericht (PDF-Datei). Bestehende, auf einzelne Geräte oder Anschlüsse beschränkte Filter würden von Eltern zu wenig angewendet. Daher regen die Politiker an, die Internetprovider sollten generell einen "sauberen" Internetzugang bieten, der nach dem Opt-In-Prinzip erst auf Wunsch der erwachsenen Anschlussinhaber Pornos und andere jugendgefährdende Inhalte liefert.

2008 habe eine Studie ergeben, dass 27 Prozent der Jungen jede Woche auf pornografische Inhalte im Web zugriffen, 5 Prozent jeden Tag. Eine jüngere Studie aus dem Jahr 2011 habe einen Anteil von 11 Prozent aller britischen Minderjährigen erbracht, die bereits "sexuelle Inhalte" auf Websites gesichtet hätten, der Anteil unter den Jungen habe gar 25 Prozent betragen. Außerdem habe der Nachwuchs zunehmend vom eigenen Kinderzimmer und damit ohne Kontrolle der Eltern Zugriff auf das Netz: Der Anteil ist von 20 Prozent im Jahr 2004 auf 53 Prozent im Jahr 2010 gestiegen.

Die britische Regierung solle nun eine Konsultation starten, um die Möglichkeiten eines Filtersystems für alle Internetzugänge in Großbritannien zu erkunden. Dabei sollten die Provider zusammenarbeiten, um eine selbstregulierende Lösung zu finden. Allerdings empfehlen die Politiker auch ein Sanktionssystem für jene Provider zu errichten, die sich zu filtern weigern. Die Provider sollten nicht nur Filter installieren, sondern auch die Eltern besser aufklären, lautet eine weitere Forderung der Kommission – dabei sollen sie von staatlichen Einrichtungen unterstützt werden. Eine Umfrage habe ergeben, dass 60 Prozent der Befragten ein solches Filtersystem nutzen würden. Dabei hätten 77 Prozent der Frauen und 37 Prozent der Männer zugestimmt, heißt es in dem Bericht.

Die Internetinhalte könnten mit Hilfe bereits bestehender Systeme unterschieden werden. Hier erwähnt die Kommission die Regulierungsbehörde Ofcom das British Board of Film Classification, deren Klassifizierungen sich bereits bewährt hätten – nur eben bisher im Internet auf der Ebene der einzelnen Anwender. Es gebe keine Hinweise dafür, dass ein Opt-In-System die Bandbreite des Internetzugangs schmälern würde. Auch werden in dem Abschlussbericht Bedenken ausgeräumt, Eltern könnten sich dank der Filter selbstzufrieden zurücklehnen und hätten keinen Anreiz mehr, sich über die Problematik mit ihren Kindern auseinanderzusetzen. Vielmehr böten gerade die Filter neue Ansätze für eine Diskussion. (anw)