Vom "Ich" zum "Wir"

Respekt, Vertrauen und Ehrlichkeit: Wer diese Werte in seiner Firma umgesetzt sehen möchte, muss mit gutem Beispiel vorangehen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Für erfolgreiche Zusammenarbeit sind Unternehmenswerte ausgesprochen wichtig. Sie sind der soziale Kitt, der den Microkosmos "Firma" zusammenhält. Denn auch Arbeitnehmer sind Menschen mit individuellen Vorstellungen und Eigenschaften. Um eine harmonische Zusammenarbeit zu erreichen, muss der Arbeitgeber deshalb nicht nur die unternehmerischen Ziele vorgeben, sondern auch welche Werte ihm in seiner Firma wichtig sind. "Werden diese nicht nur auf dem Papier festgehalten, sondern auch gelebt und richtig eingesetzt, können sie ein echter Wettbewerbsvorteil sein", bestätigt Buchautorin und Personalberaterin Eva Link.

Eva Link, Persönlichkeitstrainerin, München

(Bild: Eva Link)

Eva Link aus München ist seit 1995 als Beraterin selbstständig. Seit 1999 gibt sie erfolgreich Seminare und Coachings, hält Vorträge und ist als freie Beraterin im Personalmanagement in Unternehmen tätig.

Sie vergleicht die Werte eines Unternehmens mit dem Fundament eines Hauses. Fehlt es, sei das Gebäude instabil oder stürze schlimmstenfalls sogar ein. "In einem Unternehmen bedeutet das: Werte, die nicht gelebt werden, werden vergessen, Mitarbeiter fallen in ihr bisheriges Verhaltensmuster zurück. Oder es entsteht Konfliktpotential, wenn die Mitarbeiter erkennen, dass Führungskräfte die aufgestellten Werte selbst gar nicht achten." Nur wenn Führungskräfte und Unternehmensleitung mit gutem Beispiel vorangehen und die Werte der Firma auch leben, würden diese auch von den Mitarbeitern angenommen und verinnerlicht. Eva Link: "Erst dann entsteht aus dem "Ich" ein "Wir" und alle ziehen tatsächlich am gleichen Strang."

Doch was genau bedeutet es, die Unternehmenswerte zu "leben"? Wie gesagt: Die Führungskräfte haben hier eine Vorbildfunktion. Damit die Mitarbeiter ihnen abnehmen, dass sie die Werte tatsächlich "leben", müssen sie von ihnen in allen Situationen und allen Lebenslagen umgesetzt werden. Das funktioniert allerdings auch nur, wenn es authentisch ist. Das bedeutet: Die Führungskraft muss die Unternehmenswerte nicht nur kennen und "vorspielen", sondern sich tatsächlich damit identifizieren. Wer gegen seine eigenen Werte handelt, wird die Mitarbeiter mit so einer Show sicher nicht überzeugen. Die persönliche Haltung ist entscheidend.

Die gelebten Werte müssen außerdem mit Emotionen verknüpft werden, so der Tipp von Eva Link. Denn Erkenntnisse aus der Neurologie bestätigen, dass mehr als 70 Prozent unseres Verhaltens von Gefühlen gesteuert werden. Bewusstsein und Vernunft sind an Entscheidungsprozessen maßgeblich beteiligt, Emotionen aber eben auch. Besonders gut verinnerlichen wir deshalb Dinge, die mit Emotionen verknüpft sind. Idealerweise sollten es natürlich positive sein.

Das lässt sich beispielsweise erreichen, in dem man die Mitarbeiter schon bei der Wertefindung mit ins Boot holt und ihnen nicht einfach nur einen Hochglanz-Prospelt mit Vision, Ziel und ihre Unternehmensphilosophie vorsetzt. "Nur wenn Mitarbeiter in den Findungs-Prozess integriert werden, sind die Werte für sie fühlbar und erlebbar. Ansonsten besteht die Gefahr, dass sie nur leere Worthülsen bleiben", so Eva Link. Gemeinsam festgeschriebene Werte würden dann selbstverständlich gelebt und auch gegenüber Kunden und Geschäftspartnern repräsentiert: "Damit werden sie mit Leben gefüllt und zu einem Qualitätssiegel für das Unternehmen". (gs)
(masi)