Razzia: Lieferheld soll Website der Konkurrenz lahmgelegt haben

Die Staatsanwaltschaft Berlin ermittelt gegen den Online-Bestellservice Lieferheld. Die Betreiber sollen die Seiten des Konkurrenten Lieferando per DDoS lahmgelegt haben.

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Beamte des Landeskriminalamtes Berlin haben am vergangenen Mittwoch die Geschäftsräume des Bestellservices Lieferheld durchsucht. Das berichtet der Spiegel in seiner heutigen Ausgabe. Demnach ermittelt die Staatsanwaltschaft Berlin gegen die vier Geschäftsführer des Portals für Essensbestellungen im Internet wegen des Verdachts auf Computersabotage. Das Unternehmen soll mehrfach mit DDoS-Angriffen die Seiten des Konkurrenten Lieferando lahmgelegt haben, vor allem zu umsatzintensiven Bestellzeiten am Abend. In Mitgliederbereichen seien darüber hinaus gezielt rechenintensive Prozesse ausgelöst worden. Insgesamt sei ein Schaden in Höhe von 75.000 Euro angerichtet worden.

Lieferando habe die Angriffe untersucht und einer sei zu einem Server zurückverfolgt worden, den Lieferheld angemietet habe, so der Geschäftsführer von Lieferando, Christoph Gerber. Fabian Siegel, der Geschäftsführer von Lieferheld, wies die Vorwürfe als "völlig absurd" zurück. Der sogenannte Angriff sei nur eine branchenübliche Prüfung gewesen, wie wahrheitsgemäß die Angaben des Konkurrenten über die Restaurantzahlen seien. Ein Crawler zählt dazu, geordnet nach Postleitzahlen, die Anzahl der aufgeführten Anbieter. Wenn das zum Zusammenbruch der Systeme führe, habe Lieferando seine Technik nicht im Griff, so Lieferheld.

Unter anderem wegen des Vorwurfs der zu großen Ähnlichkeit des Namens laufen bereits mehrere juristische Auseinandersetzungen zwischen den beiden Plattformen. Wegen des jetzt bekannt gewordenen Vorwurfs der Computersabotage will Lieferando dem Bericht zufolge auch zivilrechtlich gegen Lieferheld vorgehen und fordert Schadensersatz in Millionenhöhe.

Beide Portale stehen bei Bestellungen von Essen im Internet in einem harten Wettbewerb, bei dem sie auf bekannte Kapitalgeber zählen können. Zum Start wurde Lieferheld unter anderem von Holtzbrinck unterstützt, und als Investor kam später auch Tengelmann hinzu. Kapital für Lieferando kam unter anderem von der Verlagsgruppe DuMont Schauberg sowie der KfW. Laut dem Spiegel hat die Muttergesellschaft von Lieferheld, Delivery Hero, kurz nach der Durchsuchung ein Übernahmeangebot an Lieferando in zweistelliger Millionenhöhe erneuert. (mho)