Red-Hat-Manager kritisiert Softwarepatente

Michael Tieman, Vice President Open Source Affairs beim US-Linux-Distributor Red Hat, bemängelte auch das Shared-Source-Modell von Microsoft.

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Von
  • Jürgen Kuri

Auch in den USA gibt es immer mehr Kritiker, die die ausufernde Patentierung von Software und Geschäftsmodellen mit Sorge sehen. Softwarepatente ersticken Innovation, dessen ist sich beispielsweise Michael Tiemann sicher. Tiemann, Vice President Open Source Affairs beim US-Linux-Distributor Red Hat, kritisierte auch das Shared-Source-Modell von Microsoft. Der Konzern habe die Beteiligung der User-Community durch dieses Modell nicht gefördert, dies wäre aber der Sicherheit der Software zu Gute gekommen.

Tiemann erklärte laut dem Bericht der US-Zeitung InfoWorld von der MySQL-Userkonferenz in den USA, jedes Mal, wenn ein Softwarepatent erscheine, verspreche es die Innovation in dem zugehörigen Bereich für 20 Jahre zu beenden. Dem stimmten die MySQL-Gründer David Axmark und Michael Widenius auf der Konferenz zu: Patente töteten schlicht und einfach die Innovation, meinte etwa Widenius in einem Interview mit eWeek. Er könne keine Unterschiede zwischen einem Softwareprogramm und dem Rezept in einem Buch sehen. Nur weil es sich um elektronische Medien handele, könne man dann bestimmte Sätze patentieren, zog Widenius den Vergleich zu Softwarepatenten.

In Europa hatte sich jüngst erst der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie in die anhaltende Diskussion um Softwarepatente und den Streit um die EU-Richtlinie über die Patentierbarkeit "computerimplementierter Erfindungen" eingemischt: Der Verband vertrat im Unterschied zu den Red-Hat- und MySQL-Managern die Ansicht, ohne Patentschutz auf computerimplementierte Erfindungen gebe es weniger Innovationen -- was Kritiker aber nicht unwidersprochen ließen.

Nachdem der EU-Rat in einer umstrittenen Prozedur seinen Gemeinsamen Standpunkt zur neuen Patentrichtlinie verabschiedet hatte, steht nun die 2. Lesung der Richtlinie im EU-Parlament an. Das Parlament hatte zuvor schon einmal reinen Softwarepatenten einen Korb gegeben und sich für weitgehende Änderungen an der EU-Richtlinie ausgesprochen.

Zum Thema Softwarepatente siehe auch: