Das Silicon Valley wächst ... möglicherweise auch aufs Meer

Die Zahl der Arbeitsplätze im Silicon Valley steigt seit Monaten stetig an. Unerwarteter Zuwachs könnte hinzukommen: auf hoher See.

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Die Zahl der Arbeitsplätze im Silicon Valley steigt seit Monaten stetig an. Doch die Erfassung des Phänomens "Silicon Valley" ist schwierig. Welche Bereiche der Bucht-Region (Bay Area) in Kalifornien gehören zum Silicon Valley und welche nicht? Unerwarteter Zuwachs könnte auf hoher See kommen.

Die Website Siliconvalley.com verbreitet Branchennachrichten der Region. Sie definierte das Tal des Quartzes seit jeher restriktiv: Santa Clara County und die südliche Teile der Countys San Mateo und Alameda. Doch die Firmen, die das "Silicon Valley" ausmachen, haben sich inzwischen in einem viel größeren Gebiet niedergelassen. Daher musste Siliconvalley.com nun die eigene Definition anpassen: Es werden nun fünf Countys der Bay Area "anerkannt", nämlich Santa Clara, San Mateo, Alameda, Contra Costa und auch San Francisco, das Stadt und County zugleich ist.

In anderen Meldungen greift die Website auf den noch umfassenderen Begriff "Bay Area" zurück, wozu auch die Countys Sonoma, Solano, Marin und Napa zählen. Diese Region verzeichnet schon das achte Monat in Folge einen Zuwachs an unselbständig Beschäftigten (ohne Bauernhöfe). Der Großteil des Zuwachses kommt aus dem Silicon Valley.

Nach Informationen des kalifornischen Beschäftigungsentwicklungsministeriums gab es im März rund 3,184 Millionen solcher Arbeitsplätze in der Bay Area. 10.600 mehr als im Februar und 112.400 mehr als im März 2011. Der gesamte Rest des bevölkerungsreichsten US-Bundesstaates konnte in dem Monat nur 7.600 Arbeitsplätze nach dieser Statistik zulegen.

Gleichzeitig ist die Arbeitslosenrate auf elf Prozent gestiegen (PDF). Zwei Countys des Golden State weisen sogar mehr als 26 Prozent aus. Auch in dieser Statistik stechen die fünf Countys des Silicon Valley hervor, haben die doch allesamt einstellige Arbeitslosenraten. Mit Ausnahme von Solano gilt das auch für die restliche Bay Area.

Dabei könnten die berühmten IT-Startups noch mehr Leute beschäftigen. Doch es mangelt an qualifiziertem Personal mit Arbeitserlaubnis. Tausende Absolventen von US-Unis müssen jedes Jahr das Land verlassen, weil sie kein Visum bekommen.

Besonders schwierig ist es für Unternehmensgründer. Sie müssen schon eine Million Dollar, gleichwohl immer noch die Mehrheit an ihrer Firma haben, dann dürfen sie vielleicht für jeweils zwei Jahre bleiben. Eine Umwandlung in eine Greencard ist nicht möglich – und Staatsbürger der bevölkerungsreichen Länder China, Indien, Russland und Brasilien sind sowieso ausgeschlossen. Und dieses Programm soll im Herbst auslaufen. Als Fremder mit einer eigenen Idee im Silicon Valley Fuß zu fassen ist also extra schwierig.

Schwimmendes Ausweichquartier

Eine spektakuläre Lösung strebt das Blueseed-Projekt an. Ein großes Schiff rund 22 Kilometer vor der Küste, also gerade außerhalb der US-Hoheitsgewässer, soll 1.000 Geeks und ihren Startups Platz bieten. Wohnen und Arbeiten auf engem Raum, gemeinsam mit andren kreativen Unternehmergeistern, zu vergleichbaren Kosten wie in San Francisco. Potenzielle Mieter brauchen aber eine Empfehlung oder eine überzeugende Geschäftsidee. Bezahlt wird mit Geld oder einer Mischung aus Geld und Aktien am eigenen Unternehmen.

Fähren würden die Blueseed-Bewohner mit der Stadt verbinden, wobei die Anreise nicht länger dauern soll als ein üblicher Weg zur Arbeit an Land. Solange die Bewohner in den USA selbst kein Geld verdienen und sich weniger als 180 Tage im Jahr dort aufhalten, könnten die Meisten von ihnen mit einfachen Touristen- oder Businessvisa an Land gehen. Dort könnten sie dann Geschäftspartner treffen. Blueseed verspricht, mit den Grenzbehörden zusammenzuarbeiten und alles auf legale Beine zu stellen. Ist das Startup einmal groß genug, öffnen sich spezielle Visa-Türen und das Team kann auf das Festland übersiedeln.

Was fehlt ist, wie bei den meisten Startups, das liebe Geld. Zwar hat Paypal-Mitgründer Peter Thiel 500.000 Startkapital bereit gestellt. Um tatsächlich vor Anker gehen zu können bräuchte Blueseed aber 25 Millionen Dollar und noch jede Menge guter Ideen, um offene logistische, technische und juristische Fragen zu lösen. (as)