Zuckerberg stellt sich im Kapuzenpulli der Wall Street

Es war die große Frage, ob Facebook-Gründer Mark Zuckerberg sich vor dem Börsengang selbst den Investoren zeigt. Er tat es bei einem Mittagessen in einem New Yorker Hotel. Doch nicht alle waren mit dem Auftritt glücklich.

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Von
  • Daniel Schnettler
  • dpa

Die heiße Phase beim Börsengang von Facebook hat begonnen. Für das Management des weltgrößten Online-Netzwerks gilt es, die Profi-Anleger vom Kauf der nicht gerade billigen Aktien zu überzeugen. Firmengründer Mark Zuckerberg ließ sich persönlich zum Auftakt der "Roadshow" in der Finanzmetropole New York blicken. In den kommenden Tagen reist die Facebook-Führungsriege nun quer durch die USA, um potenzielle Investoren zu treffen.

Zuckerberg erschien am Montag im schwarzen Kapuzenpullover und Bluejeans im Sheraton Hotel in Midtown Manhattan, nur wenige Blocks von New Yorks Vergnügungsmeile Times Square entfernt. In der Gegend haben sich auch viele Großbanken angesiedelt. Mit Zuckerberg stiegen Facebook-Finanzchef David Ebersman und die fürs Tagesgeschäft zuständige Sheryl Sandberg aus den dunklen Geländewagen aus, die am Seiteneingang des Hotels hielten. Ebersman und Sandberg trugen passend für die Wall Street Anzug und Kostüm.

Rund 600 Fondsmanager und Analysten warteten nach Angaben des US-Fernsehsenders CNBC im großen Saal des Hotels auf die Delegation aus dem Silicon Valley. Vor dem Hotel hatten sich die Kamerateams und Fotografen postiert. Es herrschte höchste Sicherheitsstufe. Teilnehmer der geschlossenen Veranstaltung berichteten US-Medien von langen Schlagen an der Einlasskontrolle, und von Sicherheitsleuten, die sie aus dem Saal noch bis zur Toilette begleitet hätten.

Der Facebook-Börsengang gilt mit erwarteten Einnahmen bis zu 12 Milliarden Dollar als die heißeste Aktienplatzierung des Jahres. Wenn es Facebook gelingt, die Papiere zum Maximalpreis von je 35 Dollar loszuschlagen, wäre das gesamte Unternehmen 96 Milliarden Dollar wert. Bei dem Börsengang wird wie üblich nur ein Bruchteil der vorhandenen Aktien verkauft; die meisten verbleiben bei den Alteigentümern wie Mark Zuckerberg. Er herrscht damit auch weiterhin fast uneingeschränkt in dem mittlerweile gut 900 Millionen Mitglieder starken Netzwerk.

Ob Zuckerberg persönlich zu dem Investorentreffen in New York erscheinen würde, war lange unklar. Eigentlich meidet er derartige Auftritte und überlässt sie lieber seinen Kollegen aus dem Facebook-Management. Es gab auch Stimmen aus der Finanzgemeinde, die sein legeres Auftreten kritisierten. "Das ist unreif", sagte ein Fondsmanager.

Bei dem Treffen zur Mittagszeit gab es Hähnchenbrust auf Salat. Während des Essens wurde übers Geschäft geredet. Die Fragen drehten sich unter anderem um die jüngste Verlangsamung des Wachstumstempos von Facebook und den eine Milliarde Dollar schweren Zukauf des Bilderdienstes Instagram.

Ein Foto, das ein Teilnehmer im Saal geschossen hatte, zeigte eine in das typische Facebook-Blau getauchte Bühne. Das Führungstrio saß in weißen Sesseln, um sich den Fragen der Investoren zu stellen. Auf zwei Videoleinwänden war Zuckerberg groß zu sehen. Bodyguards sorgten dafür, dass niemand Unberechtigtes zu nah an Zuckerberg heran kam. Die Sicherheitsleute begleiteten ihn später auch zurück zur wartenden Wagenkolonne.

Wie der erste Auftritt des Facebook-Trios bei den Investoren ankam, darüber herrschte geteilte Meinung: Ein Teilnehmer berichtete gegenüber dem Onlinedienst "Business Insider", dass die Veranstaltung mit einer Stunde Verspätung angefangen habe, und deshalb nur Zeit für acht Fragen geblieben sei. Zuckerberg habe ruhig gewirkt, bei Detailfragen seien Ebersman und Sandberg eingesprungen. Insgesamt sei die Stimmung gut gewesen.

Gegenüber CNBC zeigten sich einige Teilnehmer verärgert, dass viel kostbare Zeit durch die Vorführung des halbstündigen Werbefilms zum Börsengang verplempert worden sei. Die Fragen seien zu kurz gekommen. Der Film, in dem unter anderem Zuckerberg auftritt, war bereits in der vergangenen Woche veröffentlicht worden.

Der Facebook-Börsengang ist der größte eines Internetunternehmens überhaupt – noch deutlich größer als der von Google im Jahr 2004, als die Einnahmen 1,7 Milliarden Dollar betrugen und die Gesamtbewertung bei 23 Milliarden Dollar lag. Heute ist der Suchmaschinenprimus rund 200 Milliarden Dollar wert. Die Haupteinnahmequelle von Facebook und Google ist die Werbung, ihr Schatz sind die Millionen Nutzer.

Nächste Station auf der "Roadshow" war am Dienstag Boston. Nach Angaben des US-Magazins Forbes, das einen Blick in den Terminplan werfen konnte, stehen unter anderem noch Chicago, Denver, das Silicon Valley und abermals New York auf dem Programm. Nach der Reise steht auch fest, wie stark die Nachfrage nach den Aktien ist – und für welchen Betrag sie Facebook dementsprechend verkaufen kann. Mit dem Start des Handels der Aktie an der Technologiebörse Nasdaq wird für kommende Woche Freitag gerechnet. (anw)