Gigabits drahtlos kilometerweit

Der US-Telekommunikationsausrüster Ubiquiti hat ein neuartiges Funkübertragungssystem vorgestellt, das hohe Datenraten über weite Distanzen erlauben soll.

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Der US-Telekommunikationsausrüster Ubiquiti hat ein neuartiges Funkübertragungssystem vorgestellt, das hohe Datenraten über weite Distanzen erlauben soll.

Wenn multimediale Informationen schnell und zuverlässig von Punkt A nach Punkt B transportiert werden sollen, schlägt nichts eine Glasfaser-Verbindung: Im Gigabit- und – mit entsprechenden Investitionen in Empfangs- und Sendeeinrichtungen – sogar im Terabit-Bereich können Internet-Datenpakete über die Lichtleiter verschickt werden. Doch mit der Einrichtung der Kabel- und Weiterleitungsinfrastruktur sind hohe Kosten verbunden. Außerdem gibt es Anwendungsfälle, in denen sich das Verlegen von Glasfaser nicht lohnt – etwa dann, wenn teure Unterseekabel notwendig wären, um das Netz über Wasserflächen hinweg zu knüpfen.

Airfiber bedingt eine Sichtverbindung.

(Bild: Ubiquiti)

Der US-Telekommunikationsausrüster Ubiquiti hat nun ein neues drahtloses Übertragungssystem vorgestellt, das Internet-Verbindungen mit Glasfaser-ähnlichen Geschwindigkeiten von bis zu 1,4 Gigabit pro Sekunde über Distanzen von mehr als 13 Kilometern erlauben soll. Die "Airfiber" genannte Technik arbeitet per Richtfunk: Dabei muss zwischen den beiden Stationen nur eine Sichtverbindung bestehen.

Airfiber nutzt eine eigens entwickelten MIMO-Doppelantenne (Multiple-Input and Multiple-Output), über die das System Datenpakete gleichzeitig senden und empfangen kann. So soll auch die Übertragungsverzögerung gering bleiben, was latenzkritische Dienste wie Videokonferenzen oder Onlinespiele über die kilometerweite Drahtlosverbindung erlaubt.

Die Airfiber-Funkchips senden auf einem weltweit freien Spektrum.

(Bild: Ubiquiti)

Gedacht ist das System, das mit dem von Ubiquiti selbst entwickelten und zum Patent angemeldeten Funkverfahren "Hybrid Division Duplexing" (HDD) arbeitet, zunächst für Internet-Anbieter, die Standorte schnell und unkompliziert vernetzen wollen. Dank der Gigabit-Übertragungsgeschwindigkeit lassen sich so potenziell schnelle Kabelverbindungen ersetzen. Angesichts dieser Möglichkeit hält sich der Preis für das System sogar noch in Grenzen: Ubiquiti verkauft zwei der Geräte für knapp 3000 US-Dollar. Neben HDD lassen sich auch alternative Funkmodi wie Time Division Duplexing (TDD) und Frequency Division Duplexing (FDD) einsetzen; HDD soll die Vorteile von FDD (geringe Latenz) und TDD (Spektrumeffizienz) kombinieren.

Die verwendete Frequenz von 24 GHz ist dabei laut Angaben des Herstellers weltweit lizenzfrei. Die vollen 13 Kilometer werden außerdem nicht in allen Ländern der Erde erreicht, weil der Gesetzgeber unter Umständen die Maximalleistung der MIMO-Antennen beschränkt. Der Aufbau des "Airfiber"-Systems soll dagegen einfach sein: Die Installation kann dank eingebauter Messtechnik mit Satellitennavigationsempfangsmodulen auch ein Laie übernehmen, der allerdings Zugriff auf möglichst hoch gelegene Montageorte haben sollte. Ein Werkzeug zur Anbringung an Standardmasten liegt bei, Strom erhalten die Antennen über die Ethernet-Leitung, über die sie mit dem Internet (oder dem externen Standort) verbunden sind. Mit knapp 10 Kilo ist eine einzelne Einheit noch vergleichsweise kompakt und portabel.

Reflektorantenne: Sende- und Empfangseinheit sind getrennt und arbeiten mit dem MIMO-Verfahren.

(Bild: Ubiquiti)

Die Dauerleistung von Airfiber soll laut Hersteller an das Niveau der Einrichtungen von Telekommunikationsanbietern herankommen. Sollte sich das System als tatsächlich so stabil erweisen, könnten potenziell auch Orte zugreifen, denen bislang der Breitbandzugang noch fehlt – von einem DSL-Standort könnte Airfiber dann die letzten Kilometer überbrücken und seine bis zu 1,4 Gigabit dann weiterreichen. Ubiquiti hält die Technik deshalb auch für eine Alternative zur aktuell in vielen westlichen Ländern laufenden LTE-Anbindung "weißer Flecken".

Richtfunk an sich ist für Internet-Verbindungen zwar nicht neu, blieb aber lange auf den maximal zweistelligen Megabit-Bereich beschränkt. "Bis zum Hundertfachen einer DSL-Verbindung" soll Airfiber nun leisten. Dazu hat die Firma auch ein eigenes Modem-Design geschaffen, dass den Durchsatz erst möglich macht. Erste Geräte sollen in den nächsten Monaten ausgeliefert werden. (bsc)