Plagger gegen Plagger

Hat Annette Schavan in ihrer Doktorarbeit abgeschrieben? Vielleicht. Viel interessanter ist, dass ihre Plagger sich nun gegenseitig Plagiierung vorwerfen.

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Von
  • Jens Lubbadeh

Hat Annette Schavan in ihrer Doktorarbeit abgeschrieben? Vielleicht. Viel interessanter ist, dass ihre Plagger sich nun gegenseitig Plagiierung vorwerfen.

Erinnert sich noch jemand an den Film „Kramer gegen Kramer“? Ist lange her, zugegeben. War aber 1980 etwas, über das man sprach. Der Plot: Junge, sympathische Frau (Meryl Streep) und junger, sympathischer Mann (Dustin Hofmann) entzweien sich und finden sich plötzlich in einem unerbittlichen Scheidungskrieg um das Sorgerecht für den kleinen Sohn wieder.

1980 war auch das Jahr, in dem eine junge, sympathische Doktorandin an der Universität Düsseldorf ihre Dissertation mit dem Titel „Person und Gewissen - Studien zu Voraussetzungen, Notwendigkeit und Erfordernissen heutiger Gewissensbildung“ schrieb. Damals sprach man noch nicht darüber. 32 Jahre später aber sorgt die Doktorarbeit der heutigen Bundesforschungs- und Bildungsministerin Annette Schavan für viel Aufruhr. Sie soll, genau wie die des Plagiats bereits überführten Karl-Theodor zu Guttenberg, Silvana Koch-Mehrin und Veronica Stoiber, in ihrer Dissertation abgeschrieben haben. Auf „schavanplag “ wird Schavans Doktorarbeit derzeit auf Plagiate analysiert. 87 Seiten haben die Plagiatsjäger bereits identifiziert, wo die Ministerin Zitate mindestens unsauber umformuliert und gekennzeichnet übernommen oder schlimmstenfalls schlicht geklaut hat.

Doch zwischen den Plaggern ist nun offenbar ein Streit darüber entbrannt, ob Schavan auch Schavan plagiiert hat - also bei sich selbst geklaut hat. Der unter dem Pseudonym agierende Betreiber des schavanplag, Robert Schmidt, schreibt auf seiner Seite: „Die von einem Trittbrettfahrer verbreitete Behauptung, Frau Schavan habe in ihrer Dissertation einen bereits zuvor publizierten eigenen Aufsatz wiederverwertet und damit von sich selbst plagiiert, ist schlichter Unfug.“

Martin Heidingsfelder, Betreiber des Schavanplag.wiki und Urheber des Vorwurfs des Eigenplagiats, wehrt sich auf seiner Seite: Das Eigenplagiat, so Heidingsfelder, lag als Fund lang vor Veröffentlichung vor. „Aprospos [sic]Trittbrettfahrer: ‚Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.‘“ Heidingsfelder, und das ist jetzt psychologisch interessant, wirft Schmidt seinerseits Plagiierung vor: „Teilweise wurden Fremdplagiatsfunde schon bei schavanplag/wordpress ohne Angabe der Quelle übernommen und die Übernahme elegant mit einer veränderten Anmerkung verschleiert“, kritisiert Heidingsfelder das Konkurrenz-Plag.

Daran schließt sich die interessante Frage an: Wieso sollte ein Plagger bei einem anderen plagiieren? Sollte er nicht besonders sensibilisiert sein für ein Fehlverhalten, dessen Aufdeckung er sich selbst zum Ziel gesetzt hat? Ist es beispielsweise nicht sehr unwahrscheinlich, dass Polizisten einander ermorden, Kaufhausdetektive sich beklauen, ein Feuerwehrmann dem anderen das Haus anzündet? Oder verhält es sich genau paradox und die berufliche Fokussierung auf ein Fehlverhalten erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass der Überführende sie sich selbst zu eigen macht?

Braucht die Plagger-Szene also künftig ein Pendant zur polizeilichen internen Revision? Braucht jedes Plag ein Plag-Plag?

Schavanplag-Plag, Vroniplag-Plag, Guttenplag-Plag?

Da wird man doch Plemplem.

(jlu)