Computex

Android-Tablets stagnieren

Im ganzen Hype um die Hybriden aus Tablet und Notebook für Windows 8 ging eine Gerätekategorie auf der Computex unter: Android-Tablets. Eine Spurensuche.

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In dem ganzen Rummel um Windows 8 und die Notebook-Tablet-Hybriden ging ein Thema auf der Computex ganz unter: Android-Tablets. Voriges Jahr waren sie noch überall zu sehen, jetzt nicht mehr. Die großen Hersteller zeigten sie kaum noch, lediglich bei den kleinen, meist chinesischen Herstellern gab es White-Box-Systeme zu sehen, günstige Tablets teils ohne Google-Zertifizierung.

Jeder Kern von Qualcomms Quad-Core-ARM kann mit einer anderen Taktrate laufen.

Vor allem in der großen Halle in Nangang hatte Windows Android nahezu vollständig verdrängt: Samsung, immerhin Marktführer bei Android-Tablets, führte seine riesige Modellpalette nicht vor, Asus stellte seine Transformers eher am Rand aus, Acer spendierte den Tablets einen etwas größeren Tisch, verschickte zu seiner Neuvorstellung allerdings keine weiteren Informationen. Beide führten auch die zur CES schon gezeigten 10-Zoll-Tablets mit Full-HD-Display vor, die in den nächsten Wochen endlich zu kaufen sein sollen.

Die Atom-Smartphones (hier das von Orange) fühlen sich unter Android schnell an.

Intel zeigte ausschließlich Windows-Tablets, obwohl voriges Jahr einige Tablet-Prototypen mit Android ausgestellt waren. Keines von denen hat es zur Marktreife geschafft. Auch von Tizen oder anderen Mobilsystemen war nichts zu sehen. Immerhin konnte man die drei erhältlichen x86-Smartphones mit Android ausprobieren. Auf einer Pressekonferenz sagte Intel sogar ausdrücklich, dass sie zwar Android unterstützen, aber dass der Fokus eindeutig auf Windows 8 liege.

Brillenloses 3D auf 10 Zoll strengt weniger an als auf größeren Flächen.

Etwas mehr Mühe gab sich da schon Qualcomm, wenn auch nur in einem nicht für normale Messebesucher zugänglichen Bereich: Hier war ein 10-Zoll-Tablet mit 3D-Panel in Full-HD-Auflösung zu sehen, zudem ein Tablet mit dem Quad-Core-Prozessor APQ8064 mit Krait-Kernen, der vier Full-HD-Filme gleichzeitig abspielte und dabei zeigte, dass die vier Kerne mit unterschiedlichen Taktraten arbeiten. Qualcomm geht es allerdings gar nicht um die Tablets selbst, sondern nur um den Verkauf der Prozessoren. Die gezeigten Modelle sind die hauseigene Entwicklungsplattform; sie haben auch eine stereoskopische Kamera und einen Fingerabdruckscanner, werden aber so nie in den Handel kommen.

Dutzende chinesische Firmen zeigen Android-Tablets in allen Farben und Formen.

Ein paar wenige kleinere Hersteller wie Jetway oder Malata stellten ebenfalls Android-Tablets aus, aber große Innovationen waren hier nicht zu sehen, bestenfalls mal ein Stift wie beim Galaxy Note 10.1. In der brüchigen Halle 2 hatten sich viele chinesische Hersteller versammelt und präsentierten ihre Tablets: Standardware mit 7- oder 10-Zoll-Display hauptsächlich, teils interessante technische Daten, allesamt besonders günstig. Ob und unter welchem Namen sie nach Deutschland kommen, steht allerdings in den Sternen.

Nach Deutschland dürften sie bestenfalls als Import oder unter anderen Markennamen gelangen.

Die Geräte-Hersteller können allerdings die Probleme von Android gar nicht lösen: Die Update-Problematik muss Google angehen und eine Möglichkeit schaffen, Sicherheitslücken zu schließen und einzelne Systemkomponenten zu aktualisieren, ohne dass der Gerätehersteller ein komplettes Firmware-Update bereitstellen muss. Auch am dünnen Angebot an Filmen und TV-Serien, Magazinen und weiteren Apps kann ein Gerätehersteller selbst nichts ändern. Und selbst wenn, ist es offensichtlich schwierig, das Angebot dann auch außerhalb der USA aufrechtzuerhalten, wie Amazons Kindle Fire zeigt, der mit seinem großen Medienangebot weiterhin nur in den USA verkauft wird. (jow)