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In San Francisco hat Microsoft der Entwicklergemeinde einen ersten Einblick in die nächste Version seines Smartphone-Betriebssystems gewährt. Windows Phone 8 teilt den Kernel wie erwartet mit dem großen Desktop-Bruder.

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Microsoft hat zum Auftakt des Windows Phone Summit in San Francisco der Entwicklergemeinde erste Einblicke in die nächste Version seines Smartphone-Betriebssystems gegeben. In allen Einzelheiten wollte der Konzern Windows Phone 8 allerdings noch nicht vorstellen, die Veranstaltung am Mittwoch richtet sich in erster Linie an Windows-Entwickler, die unter anderem Apps programmieren. Die neue Windows-Phone-Version teilt den Kernel wie erwartet mit dem großen Desktop-Bruder und unterstützt Mehrkern-Prozessoren, NFC-Chips und verschiedene Display-Auflösungen. Auch können Nutzer den Speicher ihrer Smartphones in Zukunft mit günstigen MicroSD-Karten aufrüsten.

Windows Phone 8 unterstützt Dual-Core-Prozessoren, drei unterschiedliche Display-Auflösungen und SD-Karten.

Zur Unterstützung dieser neuen Hardware-Features setzt Microsoft auf einen neuen Kernel – den, der laut Windows-Phone-Chef Terry Myerson bereits von mehr als 1,3 Milliarden Menschen weltweit genutzt wird: Windows Phone 8 wird den gleichen Kernel haben wie der große Desktop-Bruder Windows 8.

Das soll vor allem den Entwicklern die Arbeit erleichtern. Programmierer könnten große Teile ihres Codes auf beiden Plattformen verwenden, speziell bei Netzwerkzugriffen, Sicherheitsfunktionen und Multimedia sollen die APIs sehr ähnlich sein. Dieser Native Code soll unter anderem die Gaming Experience verbessern – Belfiore verspricht sich davon nicht nur mehr Apps, sondern auch eine schnellere Programmentwicklung. Windows-8-Programmierer können ihre Apps relativ einfach auf das Smartphone portieren.

Windows Phone 8 (12 Bilder)

Windows Phone 8: Funktionen

Der Windows-Phone-Startbildschirm mit seinen Kacheln ist in Windows 8 stärker personalisierbar.

Die für Herbst erwartete neue Gerätegeneration wird voraussichtlich mit Dual-Core-Prozessoren ausgestattet sein, Microsoft-Manager Joe Belfiore versprach aber auch Unterstützung für Prozessoren mit mehr Kernen. Dies soll nicht nur die Programme beschleunigen, sondern auch den Akku entlasten. Windows Phone 8 wird drei verschiedene Bildschirmauslösungen unterstützen, zu der vorhandenen Auflösung von 800 × 480 Pixel gesellen sich die Auflösungen 720p und WXGA (1280 × 768) – von Belfiore "720p plus" genannt. Programmierer müssen die Apps nicht anpassen, sollten dies aber tun. Für Windows Phone 7 und 7.5 ("Mango") geschriebene Apps laufen auch unter Version 8.

Die Unterstützung von NFC soll nicht nur zum Austausch von Daten dienen, sondern vor allem zum mobilen Bezahlen. Dabei setzt Microsoft auf Kooperationen mit den Providern: Das Secure Element, in dem die sensiblen Daten des Nutzers abgelegt sind, soll auf die SIM-Karte wandern und damit geräteunabhängig werden. Zunächst wird der französische Provider Orange eine Secure SIM anbieten, weitere Kooperationen nannte Belfiore noch nicht.

Die bislang als Sicherheitsfeature verkaufte Nicht-Erweiterbarkeit des Flash-Speichers ist passe: Smartphones mit Windows Phone 8 lassen sich mittels einer MicroSD-Karte erweitern. Anwender sollen damit nicht nur Daten austauschen können, sondern auch auf dem Gerät kopieren können – ob das eine Aufweichung des Sicherheitskonzeptes ist, ist noch unklar.

Microsoft-Manager Joe Belfiore betonte bei der Vorstellung von Windows Phone 8 die HTML5-Fähigkeiten des mobilen Internet Explorer 10.

Auf der Software-Seite hat sich auch etwas getan: Der Browser setzt auf dem Internet Explorer 10 auf und soll vor allem bei der JavaScript-Performance zugelegt haben. In einem Diagramm zeigte Belfiore, dass der neue Internet Explorer hier sogar bessere Messwerte liefern soll als das Galaxy S3. Zudem bekommt der IE einen Anti-Phishing-Filter und mehr HTML5-Support, unter anderem für Touch-Events.

Nokias Karten-App, die bisher exklusiv auf den Lumia-Smartphones von Nokia lief, kommt nun auch auf andere Windows-Phone-Geräte. Zum Funktionsumfang gehört die Turn-by-Turn-Navigation mit Offline-Unterstützung und der Download von Karten für Dutzende Länder vom Kartenanbieter Navteq, einer Tocher von Nokia. Entwickler können die Karten über eine Schnittstelle in ihren Apps ansteuern. Das Multitasking soll verbessert worden sein, damit Anwendungen wie Karten oder VoIP auch im Hintergrund laufen können.

Windows Phone 8 soll auch professionelle Nutzer locken. Der Speicher soll mit Bitlocker-Technik verschlüsselt werden. Unternehmen können Apps nun auch außerhalb des Marketplace recht einfach auf die Geräte ihrer Mitarbeiter verteilen. Außerdem will Microsoft die Möglichkeiten zur zentrierten Geräteverwaltung verbessert haben.

Der Start-Bildschirm kann nun stärker den eigenen Vorlieben angepasst werden. Die für das Metro-Design typischen Kacheln lassen sich nun mittels Touch-Geste skalieren und haben ein feineres Raster (bis zu vier Kacheln in der Breite). Außerdem wurde die Anzahl der möglichen Kachelgrundfarben erhöht. Am interessantesten könnte aber sein, dass Entwickler stärker in das Aussehen der Kacheln ihrer Apps eingreifen können.

Microsoft stellte zudem eine tiefe Integration von Skype vor: Die Anwender sollen kaum noch einen Unterschied zwischen einem normalen Telefongespräch und einem Skype-Gespräch merken. Eine Frage blieb jedoch zunächst offen: Wie es mit Updates für die derzeit verkauften Smartphones mit Windows Phone 7.5 aussieht, verriet Microsoft erst ganz am Schluss. (acb) / (ll)