Cisco nötigt Nutzer von Linksys-Routern in die Cloud

Mit einem hierzulande noch optionalen Firmware-Update verlagert Cisco den Konfigurationszugriff für einige Linksys-Router in die Cloud und beschwört Ärger herauf.

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Für Ciscos Router-Modelle Linksys EA 2700, 3500 und 4500 steht jetzt ein Firmware-Update bereit, das die Fernsteuerung des heimischen Netzwerks über die Connect Cloud ermöglicht. Zwar erscheint der Gedanke reizvoll, von überall her per Smartphone-App oder Browser Zugriff auf die Konfiguration des heimischen Routers zu haben, kann man so von unterwegs aus Internet-Zugangsprobleme diagnostizieren und vielleicht sogar beheben.

Mit Connect Cloud kann man seinen Linksys-Router zwar von überall her administrieren, ...

Andererseits gibt der Heim-Administrator so auch die Kontrolle über seinen Router auf, wie die c't-Redaktion feststellen konnte: Nachdem wir einen EA4500 mit der Cloud-fähigen Firmware 2.1.38 ausstatteten, ließ sich das Gerät nur noch nach Erstellen eines Connect-Cloud-Kontos in allen Funktionen konfigurieren. Dies ärgerte auch schon Cisco-Kunden, die ihrem Router automatische Firmware-Updates erlaubt hatten und anschließend den gewohnten Konfigurationszugang nicht mehr fanden.

Zwar bekommt man auch ohne ein CC-Konto Zugang, indem man die Internet-Verbindung durch Abziehen des Kabels zum DSL-Modem unterbricht und sich nun mit dem Router-Passwort einloggt. Allerdings fehlen dann viele Konfigurationsoptionen, beispielsweise zum Port Forwarding und für die NAS-Funktionen.

Schlimmer wiegen die Nutzungsbedingungen, denen man sich unterwerfen muss, um Connect Cloud nutzen zu können. In der per Popup angezeigten, über 30 KByte langen Lizenzvereinbarung (PDF-Datei) nimmt sich Cisco sehr weitreichende Rechte heraus: So will man künftige Firmware-Updates einspielen können, unabhängig davon, ob der Nutzer automatische Updates in der Konfigurationsoberfläche vielleicht ausgeschaltet hat. Mit Akzeptieren der Vereinbarung durch Nutzen von Connect Cloud gibt man auch seine Online-Privatsphäre weiter auf. Cisco bedingt sich aus, gemäß seiner Datenschutzerklärung eventuell personenbezogene Daten über das Nutzungsverhalten zu erheben und gegebenenfalls anonymisiert in die USA oder andere Länder zu übertragen. Die aktuellen Privacy-Ergänzungen für Connect Cloud hat Cisco schon gegenüber den ursprünglich veröffentlichten gekürzt: Immerhin ist nun nicht mehr die Rede davon, detaillierte Nutzungsinformationen wie die "Internet History" zu erfassen.

... aber ohne CC-Konto bekommt man selbst im LAN keinen vollständigen Zugriff mehr.

Heikel wird es auch in den "Nutzungsbedingungen": Cisco nötigt damit den Nutzer zuzustimmen, dass er es unterlässt, den Connect-Cloud-Dienst beispielsweise für "obszöne, pornografische oder anstößige Zwecke" einzusetzen und darüber die Privatsphäre anderer oder deren Rechte zu verletzen. Ob das auch schon für den reinen Internet-Zugang über den Router gilt, bleibt unklar. Zensur muss man wohl nicht gleich fürchten. Bei Verstoß gegen die Regeln droht Cisco unter anderem damit, das Connect-Cloud-Konto zu sperren. Dadurch wird der Router zwar nicht automatisch unbrauchbar, aber zumindest kann man ihn nicht mehr vollständig konfigurieren. Wenigstens gibt es einen Weg zurück aus der Wolke: Man spielt eine ältere Firmware ein, was Cisco hier beschreibt. (ea)