Kenias Handy-Ambulanz

Der kenianische Wirtschaftswissenschaftler Erick Njenga hat zusammen mit Kommilitonen ein Programm entwickelt, mit dessen Hilfe Tausende von kenianischen Gesundheitshelfern die Ausbreitung von Krankheiten mit ihren Mobiltelefonen erfassen und melden.

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Von
  • Jens Lubbadeh

Der kenianische Wirtschaftswissenschaftler Erick Njenga hat zusammen mit Kommilitonen ein Programm entwickelt, mit dessen Hilfe Tausende von kenianischen Gesundheitshelfern die Ausbreitung von Krankheiten mit ihren Mobiltelefonen erfassen und melden. Das System der Jungunternehmer ist viel billiger als vergleichbare Marktprodukte, welche die kenianische Regierung ursprünglich anschaffen wollte, berichtet "Technology Review" in seiner aktuellen Ausgabe 07/12 berichtet (seit dem 28. Juni am Kiosk oder online zu bestellen).

Die vier Studenten sind nicht die einzigen Kenianer, die mit frischen Ideen und intimem Wissen über die Verhältnisse vor Ort die Probleme ihres Gesundheitswesens selbst in die Hand nehmen. Mittlerweile ist in dem ostafrikanischen Schwellenland eine Generation von technikaffinen jungen Menschen herangewachsen, und eine schnell wachsende Start-up-Szene hat sich etabliert. Dabei zeigen die Einheimischen oft mehr Geschick als die ausländischen Wohltäter, Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und multinationalen Unternehmen, die bislang beinahe ein Monopol auf technische Hilfe für Entwicklungsländer hatten.

Vor zwei Jahren wurde der Regierung klar, dass sie an ihrem chaotischen Meldesystem für ansteckende Krankheiten etwas ändern musste. Bis dahin überfluteten handgeschriebene Berichte und SMS-Nachrichten über Todesfälle und Neuinfektionen aus gut 5000 Praxen überall im Land die mehr als 100 regionalen Büros der staatlichen Gesundheitsbehörde, bevor sie händisch in eine Datenbank eingegeben wurden.

Das Gesundheitsministerium beschloss, dass medizinische Mitarbeiter direkt vor Ort die Datenbank über ihre Mobiltelefone füttern sollten. Zuerst gingen die Beamten das Vorhaben auf konventionelle Weise an und prüften die Auftragsvergabe an einen multinationalen Partner. Doch dann entschied sie sich für die Lösung von Njenga und seinen Kommilitonen.

Für die Kenianer sind Verbindungen per Mobiltelefon eine wichtige Lebensader. Etwa 26 der 41 Millionen Einwohner besitzen ein Handy, 18 Millionen davon verwenden es für Banktransaktionen und andere Geschäfte. Die meisten nutzen dafür einen Dienst namens M-Pesa, der vom marktführenden Mobilfunk-Provider des Landes, Safaricom, angeboten wird.

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(jlu)